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WÜRZBURG: Ermittlungen gegen Stefan Lurz

WÜRZBURG

Ermittlungen gegen Stefan Lurz

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    Ähnlich wie im Fall des Wettermoderators Jörg Kachelmann hatte die Kripo still ermittelt und gewartet, bis der prominente Trainer aus dem Ausland zurück war, ehe sie ihn schnappte. Die Ermittler nahmen ihn gleich zur Vernehmung mit.

    Lurz bestreitet die Tat

    Auch Lurz bestreitet die Tat – aber im Unterschied zu Kachelmann kam er nach dem Verhör, in das er auch ohne Begleitung eines Anwalts sofort einwilligte („Ich bin mir keiner Schuld bewusst“) wieder auf freien Fuß. Offenbar gab es keine Flucht- oder Verdunkelungsgefahr.

    Angezeigt hat ihn nach Information dieser Zeitung die Mutter einer 15-jährigen Schwimmerin, die nicht direkt von Lurz betreut wird. Nach Angaben des Mädchens soll es bereits im November vorigen Jahres bei einem Wettkampf in Essen sowie bei einem Trainingslager des Verbandes in Singapur Ende März 2010 zu sexuellen Übergriffen des 33-Jährigen gekommen sein.

    Tratsch in Schwimmerkreisen

    In Kreisen der Schwimmerinnen wurde über angebliche Intimitäten zwischen dem Trainer und der 15-Jährigen zunächst nur getratscht. Doch bei der Deutschen Meisterschaft am 25. Juli in Dachau soll dies ein Thema konkreter Beschuldigungen gewesen sein, behauptet ein Insider. Stand zuvor das jugendliche Alter der Schülerin im Vordergrund, soll danach in einem Brief an die Vereinsführung erstmals die Rede davon gewesen sein, dass Intimitäten nicht einvernehmlich erfolgt seien.

    Ermittlungen noch ganz am Anfang

    Tatsächlich zeigte die Mutter der Schülerin den Vorfall erst vor etwa zehn Tagen an – vier Monate nach dem Trainingslager in Singapur. Das bestätigte am Dienstag auf Anfrage der stellvertretende Chef der Staatsanwaltschaft, Burkhard Pöpperl. Über Details äußerte er sich nicht. „Wir sind mit den Ermittlungen noch ganz am Anfang.“ Es gehe um den Verdacht des sexuellen Missbrauchs Schutzbefohlener. Auch die Möglichkeit einer schwerer wiegenden sexuellen Nötigung wird geprüft. Lurz sicherte sich am Dienstag die Dienste des Würzburger Strafverteidigers Norman Jacob. Der Anwalt hat langjährige Erfahrung mit derartigen Ermittlungen, bei denen Prominente im Blick der Öffentlichkeit stehen. „Mein Mandant gilt als unschuldig, solange nicht seine Schuld bewiesen ist“, betonte er auf Anfrage. „Wir werden erst einmal in Ruhe das Ergebnis der Ermittlungen abwarten, ehe wir uns äußern.“

    Nach Information dieser Zeitung wurde der Arbeitsplatz des 33-Jährigen beim SV 05 nach Beweisen durchsucht. Sein Handy soll sichergestellt worden sein, um nach Anrufen oder SMS-Nachrichten von Stefan Lurz an die Schwimmerin oder von ihr an ihn zu suchen.

    SV 05 spricht Lurz das Vertrauen aus

    „Wir wollen jetzt das Kind nicht mit dem Bade ausschütten“, sagte der Präsident des Würzburger Schwimmvereins 05, Reinhard Stumpf. „Wir treffen unter Beachtung der Verhältnismäßigkeit geeignete Maßnahmen.“ Der Verein kooperiert mit den Ermittlern, um sich von vorneherein nicht dem Vorwurf auszusetzen, etwas vertuschen zu wollen. Aber Stumpf hofft, dass sich der Verdacht gegen den langjährigen Trainer und Ehemann von Erfolgsschwimmerin Annika Lurz und Bruder des Weltklasse-Schwimmers Thomas Lurz nicht bestätigt.

    Derzeit ruht bis zum September der Trainingsbetrieb, so dass keine Eile geboten ist. Lurz ist nicht suspendiert, bestätigte Stumpf auf Anfrage. Die Eltern ihm anvertrauter Schwimmerinnen hätten Lurz mit großer Mehrheit das Vertrauen ausgesprochen und angeboten, bei der Verteidigung behilflich zu sein.

    Christa Thiel, Präsidentin des deutschen Schwimmverbandes und Arbeitgeberin von Lurz, ist noch bei der EM in Ungarn. Sie war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Stefan Lurz äußerte sich am Dienstag auf Anfrage dieser Zeitung nicht zu den Vorwürfen.

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