Vor allem Großhändler, die transportintensive Waren vertreiben, holen die Lkw-Maut über Pauschalen wieder herein. Beim Stahlhandel Gebrüder Reinhard in Würzburg müssen die Kunden seit Anfang des Jahres so genannte "fiskalische Frachtkosten" bezahlen. Ein Handwerker, der ein Stahlrohr für knapp vier Euro kaufte, staunte nicht schlecht, als zusätzlich fiskalische Frachtkosten in Höhe von 5,50 Euro von ihm verlangt wurden.
"Dass jemand nur ein einzelnes Teil kauft, ist bei uns selten", sagt Geschäftsführer Christoph Reinhard. Im Normalfall lassen die Kunden größere Mengen anliefern. "Pro Abladestelle sind 14,50 Euro zu zahlen, bei Abholung 5,50 Euro." Reinhard betont, dass es sich bei der Pauschale nicht um Mehreinnahmen handle: "Durch die Maut haben wir Mehrkosten in sechsstelliger Höhe."
Der Großhändler sieht sich zweifach belastet: Zum einen geben seine Stahllieferanten die Maut indirekt in Form von Preiserhöhungen an ihn weiter. Zum anderen muss er bei der Auslieferung an die Kunden die Maut für seine eigenen 17 Lkw zahlen. Die Pauschale werde erhoben, weil eine individuelle entfernungsabhängige Berechnung am bürokratischen Aufwand scheitere.
Den Begriff fiskalische Frachtkosten hat Christoph Reinhard gewählt, um deutlich zu machen, dass dieses Geld an den Staat geht. Beim Landesverband für Groß- und Außenhandel, Vertrieb und Dienstleistungen Bayern (LGAD), stößt die Wortwahl auf Zustimmung. "Die Maut ist keine Gebühr, sondern eine Steuer", sagt Walter Mackhold, Mitglied der Hauptgeschäftsführung beim LGAD. Eine Gebühr sei zweckgebunden.
"Nur wenig mehr als die Hälfte der Mauteinnahmen fließt aber in den Straßenverkehr, der Rest in Wasserstraßen und Schienenbau." Das Argument, mit diesen Maßnahmen würden Straßen entlastet, nennt er einen "politischen Popanz ohne jede Realität." Die Bahn baue nur ihr ICE-Netz aus, nicht den Güterverkehr.
Eine "Verdummung" nennt Felix Stenschek, Pressesprecher des Bundesverkehrsministeriums, den Begriff fiskalische Frachtkosten. Die Großhändler müssten die Maut kilometergenau umrechnen, fordert er. Alle Großhändler würden die Mautkosten umlegen, behauptet hingegen Walter Mackhold. Auch das Speditionsgewerbe habe diesen Schritt angekündigt. Ob dies per Pauschale erfolgt oder die Kosten genau berechnet werden, sei aber in den einzelnen Branchen nicht einheitlich.
Auch die Handwerker, die die Frachtkosten bezahlen müssen, würden diese wohl weiter reichen, vermutet Andreas Kläger, Pressesprecher bei der Handwerkskammer für Unterfranken. "Wie immer zahlt die Zeche der Verbraucher", sagt er.