Die Lufthansa soll es richten. Am Donnerstag und Freitag wird sie Deutsche aus Israel im Auftrag der Bundesregierung nach Hause holen. Bis zu 5000 deutsche Staatsbürger haben sich dazu in eine entsprechende Liste des Auswärtigen Amtes eingetragen. Die insgesamt acht Flüge der Lufthansa werden nach vorsichtigen Schätzungen aber allenfalls die Hälfte von ihnen zurück in die Bundesrepublik bringen können. Insgesamt halten sich nach den Worten von Außenministerin Annalena Baerbock im Moment mehr als 100.000 Menschen mit deutschem Pass in Israel auf – bei den meisten dürfte es sich allerdings um deutschstämmige Israelis handeln oder um Deutsche, die mit Israelis verheiratet sind.
Bisher hat die Botschaft in Israel Deutsche über den Landweg nach Jordanien in Sicherheit gebracht, von wo aus sie dann zurück in die Heimat fliegen konnten. Wie Baerbock betonte, haben so bereits Tausende Deutsche das Land verlassen, darunter auch 17 Schulklassen. Sie seien auf unterschiedlichen Wegen zuerst aus Israel gebracht worden, da es keine Direktverbindungen nach Deutschland mehr gegeben habe. Manche seien mit Bussen nach Jordanien gefahren worden und von dort aus nach Deutschland geflogen, andere konnten auf Umwegen über Island, die Türkei oder Zypern die Heimreise antreten. Verschiedene Fluggesellschaften bieten trotz der Kämpfe weiterhin Verbindungen von und nach Tel Aviv an. Die Lufthansa dagegen hat ihre regulären Flüge nach Israel vorerst bis einschließlich Samstag ausgesetzt.
Die Bundesregierung hat die Lufthansa mit den Sonderflügen beauftragt
Andere Länder haben bereits in den vergangenen Tagen mit der Rettung ihrer Bürgerinnen und Bürger begonnen, darunter Polen, Bulgarien, Rumänien und die Niederlande – teils mit Militärmaschinen, teils mit privaten Fluggesellschaften. Dass die Lufthansa für die Bundesregierung die Evakuierung nach Deutschland übernimmt, wird in Regierungskreisen mit deren größeren Kapazitäten und mit der Tatsache begründet, dass es ja nach wie vor einen, wenn auch reduzierten Flugbetrieb von und nach Israel gebe. Sollte dieser eingestellt werden und sollten noch Menschen aus Israel herausgeholt werden müssen, könnte sich die Frage nach einem Einsatz der Luftwaffe neu stellen. „Wir stehen jederzeit bereit, zu tun, was zu tun ist“, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius.
Obwohl die Bundesregierung die Lufthansa mit den Sonderflügen beauftragt hat, wird sie die Kosten der Evakuierung nicht übernehmen. „Das sind kommerzielle Tickets“, erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Die Lufthansa hielt sich bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe mit Details zu den Evakuierungsflügen bedeckt. „Die Vorbereitungen laufen im Hintergrund auf Hochtouren“, erklärte eine Sprecherin des Unternehmens. Sie könne keine Aussagen zu Flugnummern, Flugzeiten, Flughäfen und Preisen machen. Neben der Liste, in die sich Ausreisewillige eintragen lassen können, hat das Auswärtige Amt auch eine Notfallhotline für Deutsche eingerichtet, die Israel wegen des Krieges verlassen wollen.

An diesem Donnerstag besucht der Emir von Katar den Bundeskanzler
Keine Angaben wollte die Bundesregierung zum Schicksal deutscher Geiseln machen, die offenbar in die Hände der Hamas gefallen sind. Womöglich kann Bundeskanzler Olaf Scholz an diesem Donnerstag etwas für sie und für die anderen Gefangenen erreichen, wenn er im Kanzleramt den Emir von Katar empfängt. Scheich Tamim bin Hamad bin Khalifa Al Thani hat sich als Vermittler zwischen Israel und der Hamas-Führung angeboten. Der Emir ist indes nicht unparteiisch. Katar gilt als einer der größten Geldgeber der Terrororganisation. Nach dem Angriff der Hamas-Kämpfer gab die Regierung des Landes Israel die Schuld für den Krieg.
Die israelische Zeitung Haaretz berichtet, dass Scholz in einem Telefonat dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu angeboten habe, sich für die Freilassung von Geiseln einzusetzen. Die Hamas droht damit, bei fortgesetzten Luftschlägen gegen den Gazastreifen ihre Gefangenen zu töten. Nach Informationen des ZDF, die offiziell aber noch nicht bestätigt wurden, sollen fünf von der Hamas in den Gazastreifen entführte Geiseln einen deutschen Pass besitzen. Außerdem soll eine 22-jährige Studentin aus Berlin bei den Terrorangriffen ums Leben gekommen sein.