Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG/GRAFENRHEINFELD: Atommüll ist eine Generationenfrage

WÜRZBURG/GRAFENRHEINFELD

Atommüll ist eine Generationenfrage

    • |
    • |
    Ein Castor wird in Grafenrheinfeld ins Lager transportiert.
    Ein Castor wird in Grafenrheinfeld ins Lager transportiert. Foto: Foto: S. Wiedemann

    In sechs Jahren sollen die letzten deutschen Atomkraftwerke vom Netz gehen. Was unter anderem übrig bleiben wird, sind über 10 000 Tonnen hochradioaktiver Abfall. Ein nutzbares Endlager wird allenfalls in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts erwartet.

    In Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt) läuft aber schon 2046 die Genehmigung für das dortige Zwischenlager aus. Wie geht man danach mit dem Müll um? Eine politische Diskussion darüber gibt es nicht, monieren Atomkraftkritiker. Sie wollen sie in Gang bringen.

    Zwischenlager werden länger gebraucht

    Dazu sollte eine Fachtagung von 50 Kritikern und Wissenschaftlern aus Deutschland und der Schweiz in Würzburg beitragen, die jedoch medial auf wenig Beachtung gestoßen ist. Dabei warf sie wichtige Fragen auf, die sich um einen Kern drehten: Wie lange kann man die heutigen Zwischenlager an den AKW-Standorten, die vorerst den Abfall aufnehmen sollen, betreiben und wie sicher sind sie?

    Insgesamt attestiert Stahlbeton-Forscher Dennis Köhnke (Braunschweig) den deutschen Lagerstätten im weltweiten Vergleich einen hohen technischen Standard. Auch Michael Hoffmann vom Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) hält das nationale System für angemessen.

    Neue Reparatur-Konzept?

    Die Zwischenlager sind aber nur für 40 Jahre genehmigt, werden aber womöglich 70 oder gar 100 Jahre benötigt. Hoffmann rechnet damit, dass die Betreiber – ab 2019 soll ein bundeseigenes Unternehmen die Anlagen übernehmen – neue Genehmigungen beantragen werden.

    Doch auch im BfE geht man davon aus, dass dann womöglich neue Standards gelten könnten. Etwa beim Reparaturkonzept der eingestellten Castor-Behälter, in denen die ausrangierten Brennelemente lagern.

    Forderung nach „heißer Zelle“

    Atomkraftkritiker wie Physiker Wolfgang Neumann, der an einem Forschungsprojekt des Bundes für die Entsorgung radioaktiver Stoffe beteiligt ist, fordern die Möglichkeit, dass man in den Lagern Castoren auch öffnen können muss, um das Inventar zu prüfen oder Dichtungen zu reparieren. In einer sogenannten „heißen Zelle“. Preussen-Elektra, das das Zwischenlager in Grafenrheinfeld betreibt, hält das für unnötig.

    Neu gebaute Zwischenlager?

    Bauliche Verbesserungen für die Zwischenlager hat die Bundesregierung schon aus Terrorschutzgründen verordnet. In Grafenrheinfeld soll zum Beispiel eine zehn Meter hohe Schutzwand entstehen. Physiker Neumann fordert aber auch Nachrüstungen im Hinblick auf die zu erwartende Betriebszeitverlängerungen. In Einzelfällen plädierte Neumann sogar für neue Ersatzbauten.

    Auch Folgendes ist bei der Tagung in Würzburg deutlich geworden. Die Forderung nach Verbesserungen kollidiert mit den Sorgen von Atomkraftgegnern, dass dann in einem schleichenden Prozess Zwischen- zu Endlagern umgewidmet werden könnten.

    Forderung nach mehr Forschung

    In jedem Fall bleibt der Umgang mit dem Atommüll und den Zwischenlagern eine Aufgabe für die nächste Generation. Und deswegen setzen die Kritiker auf Weitergabe der Informationen innerhalb ihrer Netzwerke und auf die Forderung für mehr Forschung in der Lagerung des Atommülls und seine Folgen. Voraussetzung dafür ist aus ihrer Sicht eine breite öffentliche Diskussion.

    Nach den ursprünglichen Plänen der Bundesregierung sollte der Standort des Endlagers 2031 feststehen und es 2050 in Betrieb gehen. Die Endlagerkommission hält dies in ihrem im Juli vorgelegten Abschlussbericht für „unrealistisch“.

    Erster Transport im nächsten Jahrhundert

    Einen eigenen Zeitplan für die neue ergebnisoffene Suche legte sie nicht vor. Frühestens 2058 könnte die Wahl getroffen sein. Der erste Container würde dort erst nach 2100 eintreffen können.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden