Mit einer Messe im Petersdom hat Papst Franziskus am Sonntag die ordentliche Bischofssynode zum Thema Familie eröffnet. Der Papst hob in seiner Predigt drei Themen hervor, die auch für die drei Wochen dauernde Versammlung maßgeblich wären, „das Drama der Einsamkeit, die Liebe zwischen Mann und Frau und die Familie“. Angesichts des spektakulären Coming-outs eines im Vatikan beschäftigten homosexuellen Prälaten kurz zuvor waren die Worte des Papstes mit Spannung erwartet worden.
Franziskus bestärkte die „traditionelle katholische Sicht auf die Ehe“, verurteilte aber jede Art von „Individualismus und Legalismus“ im Hinblick auf die strikte Befolgung des Grundsatzes der Unauflöslichkeit der Ehe. In dem „sehr schwierigen Kontext von Gesellschaft und Ehe“ sei die Kirche berufen, „ein Feldlazarett zu sein mit offenen Türen, um jeden aufzunehmen, der anklopft und um Hilfe und Unterstützung bittet“.
Zuvor hatte der Vatikan das Coming-out des polnischen Priesters Krzysztof Charamsa verurteilt, der seine Homosexualität sowie seine Partnerschaft mit seinem Lebensgefährten Eduard Planas in Zeitungsinterviews und auf Pressekonferenzen öffentlich gemacht hatte.
Vatikansprecher Federico Lombardi kündigte an, dass Charamsa seine Tätigkeit als Mitarbeiter in der Glaubenskongregation sowie seine Lehrtätigkeiten an zwei päpstlichen Hochschulen in Rom aufgeben müsse.
Er nannte den Aufsehen erregenden Auftritt kurz vor der Synode „sehr schlimm und nicht verantwortlich“. Die Bischofsversammlung sei auf diese Weise einem „ungebührlichen Druck durch die Medien“ ausgesetzt.
Die Synode zum Thema Familie steht am Ende eines Prozesses, in dem Papst Franziskus die katholische Kirche zu einem offeneren Umgang mit Gläubigen führen will, die nicht im Einklang mit den kirchlichen Idealen leben. Auch der Umgang mit Homosexualität soll auf der Synode thematisiert werden.
Monsignore Charamsa hatte zuvor die „extreme und oft paranoide Homophobie“ in der katholischen Kirche verurteilt. Er habe den „Hass“ seiner Mitbrüder am eigenen Leib erfahren. „Ich will meiner Kirche sagen, dass wir sexuelle Minderheiten nicht hassen dürfen, weil wir sonst einen Teil der Menschheit hassen“, sagte Charamsa. Den Zölibat bezeichnete er als „unmenschliche Regelung“. Sein Coming-out sei nur mithilfe seines Lebensgefährten möglich geworden, behauptete Charamsa. „Ich sage dies als katholischer Priester, der in einen Mann verliebt ist.“
In den Tagen zuvor hatte es Spekulationen um zwei Treffen von Papst Franziskus während seiner USA-Reise gegeben. Bei einer informellen Begrüßung traf er in der Nuntiatur unter anderem mit Kim Davis zusammen, einer Beamtin, die sich im US-Bundesstaat Kentucky gegen die Registrierung einer Homo-Ehe geweigert hatte und deshalb vorübergehend in Haft genommen wurde. Laut Davis habe der Papst sie in ihrer Haltung bestärkt.
Der Vatikan dementierte die Parteinahme für Davis. Die einzige echte „Audienz“ habe Franziskus seinem ehemaligen Schüler Yayo Grassi und dessen Familie gegeben. Grassi ist bekennender Homosexueller und brachte seinen Lebensgefährten zu der Begegnung mit Franziskus mit.