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CHAMONIX/PARIS: Montblanc: Ursachenforschung dauert an

CHAMONIX/PARIS

Montblanc: Ursachenforschung dauert an

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    Nach dem schweren Bergsteigerdrama am Montblanc versuchen Frankreichs Behörden zu klären, warum mitten im Sommer eine Lawine neun Menschen in den Tod riss. Unter den Opfern vom Donnerstag sind drei Deutsche.

    Kritik am Massentourismus auf alpinen Gipfeln kam vom Polarfahrer und Abenteurer Arved Fuchs. „Die Natur wird degradiert zu einer Art Freizeitpark“, sagte er. Gegen Unfälle im Alpinbereich sei niemand gefeit, dort gebe es stets Restrisiken, die oft kleingeredet würden, meinte Fuchs. Im aktuellen Fall deute vieles auf ein Unglück hin.

    „Kein Mensch muss auf den Montblanc – dieser Ansatzgedanke ist schon falsch“, sagte Fuchs. „Es kann auch der Brocken im Harz sein. Man muss wissen, wo man leistungsmäßig steht und was man sich zutraut.“

    Im Reisebüro könne man Expeditionen auf den Mount Everest und zum Nord- oder Südpol buchen, nicht aber die für solche Touren notwendigen Fähigkeiten. „Diese Rechnung geht eben nicht auf.“

    Erste genauere Berichte zum Unfallhergang kamen vom geretteten Bergführer Daniel Rossetto. Der 63-Jährige berichtete der Zeitung „Le Parisien“: „Es war, als würde ich in einer Waschmaschinentrommel stecken.“ Er war mit zwei dänischen Alpinisten unterwegs und kam wie seine Kunden mit leichten Verletzungen davon. Die Lawine sei um 5.15 Uhr plötzlich und „ohne Geräusch, nur mit einem Hauch“ über die Gruppe hereingebrochen. „Wir haben versucht zu widerstehen, aber das hat uns den Hang hinabgedrückt – 250 Meter unterhalb des Platzes, an dem wir uns befanden.“

    Die anderen Seilschaften, die in den Tod gerissen wurden, habe er nicht gesehen. „Die Lawine hat auf 100 Metern Länge und 100 Metern Breite alles hinweggerissen“, wird einer der Retter, Patrice Ribes, von der Zeitung zitiert. In den bis zu sechs Metern hohen Schneemassen hätten schwere Eisblöcke gesteckt.

    Als mögliche Ursache für die tödliche Lawine gilt eine 40 Zentimeter dicke Eisplatte. Die Platte könnte gebrochen sein und damit die Lawine ausgelöst haben, hatte ein Behördenchef am Vortag erklärt. Unklar blieb, ob sie von einem Alpinisten losgetreten worden war oder sich anderweitig gelöst hat. Die Tragödie gilt als eines der schlimmsten Lawinen-Unglücke seit Jahren am Montblanc-Massiv.

    Die drei aus Deutschland stammenden Lawinenopfer vom Montblanc kommen aus Baden-Württemberg, Hamburg und Sachsen. Das bestätigte das Auswärtige Amt der Nachrichtenagentur dpa am Freitag.

    Die Polizei in Heidelberg teilte auf Anfrage mit, ein 40-Jähriger aus Baden-Württemberg sei unter den toten Bergsteigern. Er stammt aus Neulußheim im Rhein-Neckar-Kreis.

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