Außerdem werde man internationalen Inspekteuren nicht erlauben, Proben aus dem Nuklearkomplex in Yongbyon zu nehmen. Dabei hatte US-Präsident George W. Bush Nordkorea erst unlängst von der Liste der unter Terrorverdacht stehenden Länder gestrichen, nachdem es prinzipiell Kontrollen seiner Atomanlagen zugestimmt hatte. Offenbar sind Nordkoreas Stalinisten verärgert über Aktivisten aus dem Süden, die an Zehntausenden von Luftballons Briefe an ihre Landsleute jenseits des eisernen Vorhangs schickten. Darin kritisieren sie auch den prunkvollen Lebensstil von Kim Jong-Il und seiner Führungskaste, während die Masse der Bevölkerung darbt. Kims Gesundheitszustand heizt zudem seit Wochen die Gerüchteküche an.
Auch Nordkoreas einziger verbliebener Verbündeter scheint durch die Nachrichten aus dem wirtschaftlich darniederliegenden Nachbarland verunsichert. US-amerikanische Sicherheitsexperten berichteten, dass China in den letzten Wochen seine Truppen entlang der Grenze zu Nordkorea verstärkt habe, wenn auch nicht in „dramatischem“ Ausmaß. Möglicherweise bereitet sich die Volksbefreiungsarmee auf eine Flüchtlingswelle vor, sollte die Lage in Nordkorea instabiler werden.
Beunruhigt ist aber vor allem die Regierung in Südkorea. In Seoul trat der Krisenstab zusammen. Durch die Schließung der Grenzübergänge wird auch Kaesong abgeschnitten, ein vom Süden finanzierter Industriekomplex unmittelbar hinter der hochgerüsteten Grenze. Seit etwa fünf Jahren arbeiten in Kaesong 32 000 nordkoreanische Arbeiter und 1500 aus dem Süden für 83 südkoreanische Unternehmen. Das Pilotprojekt war bislang eine der wenigen Kooperationen der verfeindeten Nachbarn und wichtigster Devisenbringer des Nordens.
Am 1. Dezember will Nordkorea sogar das Büro des Roten Kreuzes in dem Grenzort Panmunjon schließen und die Telefonleitungen der Hilfsorganisation kappen.