Nachdem am Samstag offiziell verkündet wurde, dass der Amtsinhaber mit 62,63 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden sei, zogen Demonstranten auf die Straßen Teherans. Sie lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei, die Tränengas und Schlagstöcke einsetzte. Barrikaden brannten, Fahrzeuge gingen in Flammen auf. Es gab Verletzte und Festnahmen. Die Demonstranten beschimpften den Präsidenten als „Diktator“, forderten seinen Rücktritt und wünschten ihm sogar den Tod.
Viele der fast 40 Millionen Wähler bereuen jetzt, überhaupt an der Abstimmung teilgenommen zu haben. Es geht um Vorwürfe der Wahlfälschung, die Herausforderer Mir Hussein Mussawi gegen Ahmadinedschad erhebt. Am Tag nach der Wahl herrschte bei den Anhängern des Verlierers in der Hauptstadt Teheran Katerstimmung, die aber bald in Frust und dann in Wut umschlug. Tausende Iraner, zumeist Anhänger Mussawis, gingen trotz Demonstrationsverbots auf die Straße. Mussawi hatte eigentlich eine kurze Rede halten und danach mit seinen Anhängern friedlich demonstrieren wollen. Auch eine geplante Pressekonferenz für die zahlreichen ausländischen Reporter in Teheran wurde untersagt.
„Wir wollen unsere Stimmen zurück“, forderten die Demonstranten. Als die Polizei dann aber mit Gewalt die Proteste beenden wollte, warfen Mussawi-Anhänger mit Steinen, steckten Reifen und Mülleimer in Brand und skandierten Parolen wie „Tod dem Diktator“, „Schäm Dich, Ahmadinedschad“ und „Tritt zurück!“. „Wir wollen keine Taliban in Teheran“, schallte es.
Um Absprachen unter den zahlreichen jungen Anhängern Mussawis zu verhindern, wurde schon im Vorfeld der Wahl das SMS-System abgestellt, mit dem Kurznachrichten per Handy übermittelt werden können. Nach den Straßenkrawallen ging gar nichts mehr per Handy in Teheran. Danach wurde die populäre Webseite Facebook, die auch als Forum der Mussawi-Anhänger diente, geblockt.