(afp) Ein harmloser Tagesausflug nach Helgoland hat für die Passagiere eine dramatische Wendung genommen. 24 Menschen wurden verletzt, acht von ihnen schwer, als sich die Reling des Katamarans „MS Polarstern“ bei schwerem Seegang los riss und ein Panoramafenster zerschmetterte, wie die Wasserschutzpolizei in Emden am Dienstag mitteilte. Zahlreiche Fahrgäste wurden von umherfliegenden Glassplittern getroffen, erlitten Prellungen oder Schnittwunden.
Der mit insgesamt 361 Passagieren von Helgoland kommende Katamaran setzte seine Fahrt am Montagabend noch bis Borkum fort, wo die Schwerverletzten teils per Hubschrauber in Krankenhäuser gebracht wurden. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei riss bei Windstärke fünf bis sechs eine zweieinhalb Meter hohe Welle die Reling los, die das Fenster durchschlug.
Die Mannschaft der „Polarstern“ habe die Scheibe sofort mit einer Blende wieder verschlossen und der Kapitän des Hochgeschwindigkeits-Katamarans den Kurs geändert, sagte ein Polizeisprecher. Statt zunächst Norderney steuerte das Schiff demnach direkt Borkum an, da der Weg dorthin durch ruhigeres Fahrwasser führt. Drei Stunden später erreichte das Boot den Hafen der Insel, wo 16 der Verletzten ambulant versorgt wurden.
Ursachensuche
Eine Sonderfähre der Reederei brachte die übrigen Fahrgäste ans Festland. Gemeinsam mit der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung werde nun die Ursache für das Katamaran-Unglück analysiert, sagte der Polizeisprecher. Dabei werde sich zeigen, ob möglicherweise ein Materialfehler, Wartungsmängel oder ein Fehlverhalten des Kapitäns die Ursache sein könnten.
Zu der Situation an Bord nach dem Einschlagen der Bugreling machte der Sprecher unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen keine Angaben. Nach ihren Informationen habe eine „ruhige Atmosphäre“ an Bord geherrscht, sagte eine Sprecherin der Reederei AG Ems. Selbstverständlich werde nun intensive Ursachenforschung betrieben. Allerdings schieden Wartungs- oder Materialfehler nach derzeitigem Stand aus: Der jährliche Schiffs-TÜV habe bei der „Polarstern“ im Januar „nichts Auffälliges“ ergeben. Vielmehr unterliege man auf See „ein Stück weit höherer Gewalt“, sagte sie. „Wenn Sie mit einem Boot unterwegs sind, sind Sie eben nicht an Land.“
Die „Polarstern“ verkehrt von Mai bis September regelmäßig zwischen Emden und Helgoland, mit Zwischenstopps in Borkum und Norderney. Der Katamaran gleitet auf zwei Kufen übers Wasser und wird von einem Wasserstrahlaggregat angetrieben – er saugt das Wasser an und stößt es wieder aus, „wie bei einem Jet-Antrieb“.