Mehr als eine Milliarde Menschen hat schon mitgespielt. Monopoly avancierte zum erfolgreichsten und bekanntesten Brettspiel der Welt, wurde in 43 Sprachen übersetzt und in 111 Ländern über 270 Millionen Mal verkauft. Am 31. August 1935 meldete der amerikanischen Hersteller Parker Brothers das Spiel zum Patent an. Doch sein Erfinder Charles Darrow hatte die Idee offenbar geklaut.
In Zeiten der Depression Anfang der 30er Jahre in den USA soll der arbeitslose Heizungsbauer aus Pennsylvania das erste Monopoly auf einer Wachstuchdecke in der heimischen Küche in Mount Airy, einem Stadtteil von Philadelphia, gebastelt haben. Häuser und Hotels schnitzte er aus Holz, als Spielfiguren dienten Schmuckstücke einer Kette seiner Frau. Die Straßennamen entlehnte Darrow dem rund 100 Kilometer entfernten Badeort Atlantic City.
Er produzierte zwei Spiele pro Tag und verkaufte sie für ein paar Dollar in der Nachbarschaft und als die Nachfrage stieg ans örtliche John-Wanamaker-Kaufhaus. Erst vor 75 Jahren war der Spielefabrikant bereit, in die massenhafte Produktion einzusteigen. Angeblich, weil seine Tochter Gefallen daran gefunden hatte. So weit die Legende.
Ablehnung am Anfang
Tatsächlich stammte die Idee zu dem kapitalistischen Würfelspiel von Elisabeth Magie (verheiratete Phillips), die bereits am 5. Januar 1904 unter dem Namen „The Landlord's Game“ eine ziemlich identische Version des späteren Monopoly unter der Nummer 748626 patentieren ließ. Ihre Absichten waren jedoch ganz andere. Die Quäkerin wollte eigentlich die anti-soziale Wirkung von Monopolen und Immobilienspekulationen demonstrieren. Ihr Spielfeld hatte ein Armenhaus und ein Gefängnis – zur Abschreckung. Magies großes Idol war der sozialistische Wirtschaftswissenschaftler Henry George, der sich Ende des 19. Jahrhunderts gegen jegliche Bodenspekulationen ausgesprochen hatte.
1909 lehnte Parker Brothers, der damals größte Hersteller von Brettspielen, Landlord‘s Game als zu politisch und zu komplex ab. Lizzy Magie versuchte es mit einer eigenen Vertriebsfirma, scheiterte aber. 1924 beantragte sie ein weiteres Patent für eine überarbeitete Version des Landlord-Spiels und präsentierte es wiederum Parker Brothers. Firmengründer George Parker war jedoch der Meinung, es mache einfach keinen Spaß. Auch als Darrow der Firma 1933 Monopoly anbot, stieß er auf wenig Interesse. Das Spiel beinhalte „52 grundsätzliche Fehler“, unter anderem eine zu lange Spieldauer und das Fehlen eines Zielpunkts (die Mitspieler müssen fortwährend im Kreis laufen). Erst 1935, nach den lokalen Erfolgen Darrows und der Fürsprache von Parkers Tochter, erklärte sich der Spielehersteller bereit, Monopoly ins Sortiment aufzunehmen. Diese Monopoly-Version hatte keine politische Botschaft mehr, sondern nur noch das eine Ziel, alle Gegenspieler in den Bankrott zu treiben.
Der Siegeszug von Monopoly begann – und ein Kampf um die Rechte. 20 000 Stück pro Woche gingen über die Ladentische und nach einem Jahr war mehr als eine Million Spiele verkauft. Weitere Miterfinder wie die Begründer der Spiele „Finance“ und „Inflation“ meldeten sich. Sie wurden jeweils mit 10 000 Dollar ausbezahlt. Nur Magie, damals schon eine ältere Dame ohne große Ambitionen, trat ihre Rechte für die läppische Summe von 500 Dollar ab. Charles Darrow aber wurde als erster Spieleautor der Geschichte Millionär und widmete sich fortan hauptsächlich der Rosenzucht.
Das Spielprinzip von Monopoly ist einfach: Auf dem Plan mit 40 Feldern versucht jeder Mitspieler, möglichst viele Grundstücke zu erwerben. Die Mitspieler ziehen je nach gewürfelter Zahl zwei bis zwölf Kästchen weiter. Zwei oder drei Straßen gehören jeweils farblich zusammen. Kommt ein Gegner auf ein Feld, das bereits jemandem gehört, ist Miete fällig. Hat man alle Straßen einer Farbe komplett, können Häuser und Hotels darauf errichtet werden und die Miete steigt entsprechend an. Früher oder später sind alle bis auf einen pleite und der Sieger hat das Monopol auf dem fiktiven Immobilienmarkt.
Meine Straße, mein Haus, mein Hotel – der Reichste gewinnt. Im Laufe der Zeit wurde Monopoly zur Ikone der Gier. Bekannte Wirtschaftsmogule wie der verstorbene Großreeder Aristoteles Onassis, Bauunternehmer Donald Trump und Medienmanager Rupert Murdoch berichteten, schon in jungen Jahren am liebsten Monopoly um Mieten, Macht und Moneten gespielt zu haben.
In Deutschland war Monopoly 1936, also sehr schnell nach dem amerikanischen Sensationserfolg, in einer adaptierten Fassung herausgekommen. Sie enthielt als teuersten Straßennamen „Insel Schwanenwerder“. In diesem Berliner Nobelviertel wohnte der nationalsozialistische Propagandaminister Joseph Goebbels in seiner Villa. Er wollte dem Volk den Luxus der braunen Machthaber wohl nicht so direkt vor Augen führen und ließ das Spiel als „jüdisches Schacher- und Wucherspiel“ verbieten. Bei der neu aufgelegten westdeutschen Monopolyversion von 1953 wurden nur noch fiktive Straßennamen wie Parkstraße und Schlossallee verwendet.
In der DDR war das Spiel nicht erhältlich, jede Einfuhr – auch im Westpaket – blieb verboten, ebenso in die anderen Länder des Ostblocks. Der Wunsch danach war dort aber anscheinend so groß, dass 1959 während der American National Exhibition in Moskau alle sechs ausgestellten Monopoly-Ausgaben gestohlen wurden. Bis heute gibt es in Kuba, Nordkorea und China offiziell kein Monopolyspiel zu kaufen.
1974 produzierte der Ökonomieprofessor Ralph Anspach ein „Anti-Monopoly“, das mit Monopolen beginnt und in dem die Spieler daraus eine bessere Welt machen sollen. Nach Rechtsstreitigkeiten mit Parker Brothers konnte Anspach nachweisen, dass die ursprüngliche Spielidee nicht von Darrow stammte, und so verkaufte der Professor 500 000 Exemplare im ersten Jahr. Es ist immer noch im Handel.
Das offizielle Monopoly-Sortiment bietet neben der klassischen Version inzwischen eine Vielzahl weiterer Ausgaben. Neben Monopoly Deutschland und Europa gibt es Städte- (auch von Würzburg und Schweinfurt) und Bundesländerausgaben sowie Versionen als Junior, Disney, SpongeBob oder Simpsons. Mit Monopoly Banking wurde sogar der bargeldlose Zahlungsverkehr mit Kreditkarten samt Lesegerät eingeführt.
Ein Film als Ziel
In der 2008 erschienenen World-Ausgabe konnte per Online-Voting über die Städteverteilung mitbestimmt werden. Paris, Barcelona, Hongkong und New York sind dabei, leider keine einzige deutsche Stadt. Montreal ist jetzt die Schlossallee. Natürlich gibt es auch eine PC-Version und es kann übers Internet oder als Han-dygame gespielt werden.
Bei der seit 1973 ausgetragenen Monopoly-Weltmeisterschaft holte sich im vergangenen Oktober ein 19-jähriger Norweger im amerikanischen Las Vegas den Titel. Dabei steckte er das Preisgeld in Höhe von 20 580 echten US-Dollar ein – so viel Geld, wie die Monopoly-Spielbank hergibt. Im Februar 2000 wählte eine Jury Monopoly zum „Spiel des Jahrhunderts“.
Das Unternehmen der Parker Brothers wurde 1991 an den amerikanischen Spielwarenkonzern Hasbro verkauft, der seitdem die Rechte an Monopoly hält. Nun plant Hasbro zusammen mit Universal Pictures einen neuen Coup und will Monopoly sogar verfilmen. Als Regisseur ist Ridley Scott im Gespräch, ein Drehbuch existiert bereits.