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Standpunkt Bei Trump ist Merkels Langmut nötig

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Standpunkt Bei Trump ist Merkels Langmut nötig

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    Kurz entgleisten Angela Merkel dann doch die Gesichtszüge. Als der US-Präsident zu seiner unbelegten Behauptung, er sei abgehört worden, erklärte, die Kanzlerin und er hätten so immerhin etwas gemeinsam, schaute sie erst ungläubig ins Pressecorps und dann mit zweifelnd gerunzelter Augenbraue auf Donald Trump.

    Dann saß die stoische Miene wieder. Es hätte schlimmer kommen können: Die beiden wichtigsten Staatenlenker des Westens trennen politisch Welten; viel Sympathie war nicht zu spüren beim Kennenlerntreffen.

    Oberflächlich ist zumindest beim Thema Nato Annäherung zu verzeichnen. Merkel hat allerdings klar gemacht, dass sie mehr als nur Deutschlands Militäretat zu zählen gedenkt, wenn sie verspricht, die Beiträge zur Verteidigung zu erhöhen.

    Entwicklungshilfe etwa wird in Washington und Berlin sehr unterschiedlich bewertet. Doch es ist durchaus möglich, dass Trump sich mittelfristig mit solchen gesichtswahrenden Kompromissen begnügt. Er hat viele ehrgeizige Versprechungen gemacht, eventuell zu viele. Zu den wenigen Gewissheiten über ihn scheint zu gehören, dass Gesichtswahrung ihm wichtiger ist als politische Ideologie.

    Merkels Langmut ist deshalb vernünftig: Deutschland kann sich eine Eiszeit mit dem wichtigsten westlichen Partner kaum leisten. Die neue US-Regierung wiederum braucht nicht nur ein starkes Deutschland, sondern auch ein starkes Europa, wenn sie Trumps Versprechen einlösen will, mehr Verantwortung an Verbündete abzugeben.

    Es lohnt sich, langen Atem zu beweisen. Auch, wenn zwischendurch eine Augenbraue mal zuckt.

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