Hohe Arbeitslosigkeit, soziale Unruhen, Korruption, Anschläge, politische Instabilität: Mehr als fünf Jahre nach Beginn des Arabischen Frühlings in Tunesien steht der Erfolg der Revolution in dem nordafrikanischen Land in den Sternen. Nun stürzte der glücklose Ministerpräsident Habib Essid, nachdem ihm die Mehrheit der Abgeordneten im Parlament das Vertrauen entzog. Der Ökonom, der keiner Partei angehörte, wurde von seinen Kritikern dafür verantwortlich gemacht, dass es in dem Mittelmeerland nicht aufwärtsgeht. Essid hatte das politische Establishment des Landes gegen sich: Staatspräsident Staatschef Beji Caid Essebsi sägte schon länger am Stuhl des Premiers. Forderte schließlich ganz offen den Rücktritt des 67-jährigen Regierungschefs, der seit anderthalb Jahren im Amt war. Sogar jene vier Parteien, die Essids Kabinett stützten, machten Front gegen ihn. Mit diesem scharfen Gegenwind war es unmöglich, weiterzumachen. Auch wenn Beobachter den Eindruck haben, dass Essid als Sündenbock herhalten musste, um das protestierende Volk zu beruhigen.
TUNIS