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ROM: Wie Papst Franziskus seine Kirche verwirrt

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Wie Papst Franziskus seine Kirche verwirrt

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    Papst Franziskus ist immer für eine Überraschung gut. Hier im Gespräch mit französischen Feuerwehrmännern in Paris.
    Papst Franziskus ist immer für eine Überraschung gut. Hier im Gespräch mit französischen Feuerwehrmännern in Paris. Foto: Foto: O. ROMANO, AFP

    Papst Franziskus wird an diesem Samstag die griechische Insel Lesbos besuchen. Er wolle den zahlreichen Flüchtlingen und den Bürgern der Insel sowie dem griechischen Volk seine „Nähe und Solidarität“ ausdrücken, sagte der Papst am Mittwoch bei der wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz. Mit der Reise betont Franziskus abermals, für wie wichtig er einen humanen Umgang mit Flüchtlingen hält.

    Im Vatikan und in katholischen Kreisen steht hingegen weiterhin das jüngste päpstliche Schreiben über Ehe und Familie Amoris Laetitia im Zentrum. Reformorientierte Bischöfe und Katholiken nahmen das Dokument, in dem Franziskus seine Schlussfolgerungen aus den beiden Bischofstreffen 2014 und 2015 zieht, mehrheitlich positiv auf. In konservativen Kreisen stößt das Schreiben hingegen auf Bestürzung.

    Es handelte sich um einen „katastrophalen Text“, schrieb der ultrakonservative italienische Theologe Roberto de Mattei. Der Vatikan-Journalist Sandro Magister spricht von einem „Verschleiß des Dogmas“. Franziskus habe sich in dem Schreiben „absichtlich zweideutig“ ausgedrückt. „Der Status der Verwirrung geht nun weiter, verursacht und gutgeheißen von diesem Papst“, sagte Magister.

    Persönliche „Reflexion“

    Versucht wird ebenso, die Bedeutung des Schreibens zu relativieren, in dem Franziskus Öffnungen im Hinblick auf die katholische Lehre zu Ehe und Familie wie etwa die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion andeutet. Bei dem Dokument handelte es sich nicht um einen Akt des Lehramts, sondern um eine persönliche „Reflexion“ des Papstes, schrieb der als Meinungsführer konservativer Katholiken bekannte US-Kardinal Raymond Leo Burke in einem Beitrag für den „National Catholic Register“.

    In traditionalistischen Internet-Portalen wird die Frage diskutiert, ob sich Franziskus mit Amoris Laetitia als „häretischer Papst“, der einem Irrglauben verfallen sei, entlarvt habe. Während konservative Katholiken Franziskus für seine Unschärfe kritisieren, bereitet der Papst offenbar die Wiedereingliederung der umstrittenen traditionalistischen Piusbruderschaft in die katholische Kirche vor. Der Vatikan bestätigte vor Tagen ein privates Treffen zwischen Franziskus und dem Generaloberen der Piusbrüder, Bernard Fellay, im vatikanischen Gästehaus Santa Marta.

    Wie der im Vatikan für den Dialog mit der Bruderschaft zuständige Erzbischof Guido Pozzo sagte, seien die ablehnenden Ansichten der Bruderschaft im Hinblick auf das Zweite Vatikanische Konzil „kein Hindernis für die kanonische und rechtliche Anerkennung“. Verhandelt wird offenbar über einen Status als Personalprälatur, wie sie etwa die konservative Laienorganisation Opus Dei innehat.

    Der Umgang mit der Piusbruderschaft markierte eine der Krisen im Pontifikat Benedikts XVI. Dessen Entscheidung zur Aufhebung der Exkommunikation von vier vom Traditionalisten-Bischof Marcel Lefebvre geweihten Bischöfen 2009 rief weltweit Empörung hervor, da zu den vier Betroffenen auch der Brite Richard Williamson zählte. Dieser hatte wiederholt den Holocaust geleugnet. Auch Franziskus hat offenbar keine Berührungsängste mit der umstrittenen Bruderschaft. Für die Dauer des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit erklärte er bereits Beichten, die von Priestern der Piusbruderschaft abgenommen werden, für legitim.

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