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WÜRZBURG/BERLIN: Würzburger koordiniert Einsatz in Nepal

WÜRZBURG/BERLIN

Würzburger koordiniert Einsatz in Nepal

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    Nach dem schweren Erdbeben in Nepal läuft die Hilfe an, auch in Deutschland. Ein fünfköpfiges Erkundungsteam der Johanniter ist von Frankfurt aus in das Katastrophengebiet gestartet. Der Würzburger Manfred Emmerling (40) unterstützt es im Einsatzstab der Johanniter als Logistikkoordinator. Von Berlin aus plant er den Einsatz der Soforthelfer und wird im weiteren Verlauf die Hilfe vor Ort koordinieren.

    Die Soforthelfer der Johanniter-Auslandshilfe stehen vor einer schwierigen Mission, erläutert Emmerling. Das Verkehrssystem ist spärlich ausgebaut und durch das Erdbeben weitgehend zerstört, sagt er, die Helfer müssen sich zu Fuß oder mit dem Lastesel fortbewegen. Außerdem sind Stromversorgung und Telekommunikation teilweise zusammengebrochen.

    „Da sich die Meldungen aus dem Katastrophengebiet in den ersten Tagen erfahrungsgemäß sehr stark unterscheiden, vergewissern wir uns mit dem Erkundungsteam vor Ort, was für eine Hilfe an welchem Ort wie dringend benötigt wird“, erklärt Emmerling, ein erfahrener Auslandshelfer. Der Würzburger war nach dem schweren Erdbeben auf Haiti im Jahr 2010 vor Ort und verteilte dringend benötigte Hilfsmittel wie Schmerzmittel, Antibiotika, Verbandsmaterial und chirurgisches Besteck. Nur wenig später eilte Emmerling nach Tunesien, um Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Libyen medizinisch zu versorgen.

    Die Soforthelfer in Nepal führen zunächst nur leichte medizinische Ausstattung mit sich. Ihre Aufgabe ist es zu erkunden, wo welche Hilfe am dringendsten benötigt wird. Steht das fest, könnte ihnen bald ein zwölf bis 15 Personen umfassendes „Emergency-Response-Team“ ins Land am Fuße des Himalaya folgen. Bei den Johannitern verfügt man ferner über ein „Emergency-Health-Kit“. Mit ihm können 10 000 Menschen für drei Monate medizinisch „basisversorgt“ werden, erläutert Emmerling.

    Der Würzburger Experte für Katastrophenhilfe befürchtet, dass die aktuellen Opferzahlen noch erheblich steigen könnten, aus vielen Regionen des Landes lägen noch kaum Informationen vor, Aufnahmen aus dem Hubschrauber ließen Schlimmes befürchten.

    Auch beim Verein Kinderhilfe Nepal/Indien e.V. mit Sitz in Würzburg wartet man mit Bangen auf Nachrichten. Vorsitzende Jutta Schaut, die den Wiederauf- und Ausbau der Sherpa-Schule Bamti-Bhandar rund 200 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt auf einer Höhe von 2400 Metern vorangetrieben hat, hat erst eine E-Mail erhalten.

    Die gute Nachricht: Glücklicherweise wurde keines der Kinder im Internat verletzt, die anderen hatten schulfrei, als die Erde bebte. Die schlechte Nachricht: Einige Gebäude sollen schwer beschädigt sein, viele (Schul-)Wege im Gebirge seien zerstört. Sonderschullehrerin Jutta Schaut, die sich seit 2000 für das Projekt engagiert und erst vor 14 Tagen „mit guten Eindrücken“ aus Nepal zurückkehrte, befürchtet nun hohe Kosten für Reparaturen an den Schulgebäuden, eventuell auch Neubauten. Der E-Mail zufolge ist auch das Dorf Bamti schwer in Mitleidenschaft gezogen.

    Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) bangt ebenfalls um ihre drei Partnerprojekte und die betreuten Menschen in der Unglücksregion. Es sei derzeit noch völlig unklar, ob und in welchem Ausmaß die Projekte in Pokhara und Kathmandu von dem Erdbeben in Mitleidenschaft gezogen wurden, teilte die DAHW am Montag in Würzburg mit. Geschäftsführer Burkhard Kömm sagte, er befürchte, dass viele Lepra-Patienten unter den Opfern sein werden. Diese Menschen lebten zumeist in einfachen Häusern, die einem solch schweren Erdbeben nicht standhielten – oder sie lebten derart abgelegen, dass die Helfer dort erst spät eintreffen.

    Unterdessen hat der Extrembergsteiger und Mount-Everest-Kenner Peter Habeler gefordert, der Rettung der Ärmsten Priorität einzuräumen. Viele einfache Nepalesen befänden sich in einer weit schlimmeren Notlage als die im Himalaya festsitzenden Bergsteiger, sagte der 72-jährige Österreicher am Montag.

    „Diese Leute am Mount Everest zahlen viel Geld und haben alle eine Versicherung und logischerweise werden Hubschrauber sie ausfliegen“, sagte Habeler. „Die Agenturen, die diese Hubschrauberflüge betreiben, wissen, dass sie dafür Geld bekommen. Und sie wissen auch, dass sie nichts bekommen, wenn sie irgendwo einfache Nepalesen ausfliegen, weil nämlich die Regierung kein Geld dafür hat.“

    Ähnlich hatte sich zuvor der Extrembergsteiger Reinhold Messner (70) geäußert, mit dem Habeler mehrfach im Himalaya auf Tour war. Messner sprach im Radiosender hr-Info von einer „Zwei-Klassen-Rettung“. Habeler sagte, die Situation im Everest-Basislager auf 6400 Meter Höhe sei viel besser als in den verschütteten Dörfern im Khatmandutal. „Da fliegt der Hubschrauber drüber und sieht, dass die Häuser kaputt sind.“ Man müsse befürchten, dass es in den Tälern noch viel mehr Tote gibt, als bisher bekannt.

    Das Erdbeben der Stärke 7,8 auf der Richter-Skala am Samstag war das stärkste in Nepal seit mehr als 80 Jahren. Das Epizentrum lag in etwa zwischen Kathmandu und Pokhara. Am Sonntag hatten dann schwere Nachbeben sowie heftige Regenfälle die Rettungsarbeiten behindert.

    Ein Nachbeben der Stärke 6,7 richtete weitere Zerstörung an und löste neue Schnee- und Schlammlawinen im Himalaya-Gebirge aus. Die Kälte machte den Überlebenden zu schaffen. Zehntausende Menschen hatten die Nacht auf Sonntag unter freiem Himmel verbracht, in Panik vor einer weiteren Katastrophe. Mit Informationen von dpa und epd

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