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SAINT-DENIS: La Réunion - französische Perle im Indischen Ozean

SAINT-DENIS

La Réunion - französische Perle im Indischen Ozean

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    Das Klicken des Fotoapparates ist dasselbe wie sonst auch. Doch an diesem friedvoll-schönen Ort klingt es unangemessen laut. Ein gutes Dutzend Vögel fliegt hoch, aufgeschreckt von dem unerwarteten, ja fast bedrohlich wirkenden Geräusch. Selten verirrt sich ein Mensch hier an den üppig be- und überwachsenen Friedhof von Hell-Bourg. Ebenso selten rauscht ein Auto in der Ferne vorbei. Einsam ist es.

    Und doch – nein, gerade deshalb – handelt es sich bei diesem Ort um eines der „schönsten Dörfer Frankreichs“. Die Auszeichnung teilt der ehemalige Kurort mit 32 000 anderen Gemeinden im ganzen Land – so exotisch-unfranzösisch er auch erscheinen mag. Umgeben ist er von unendlich viel Grün, wildem Dschungel, spektakulären Wasserfällen und majestätischen Bergen. Das Ganze nur erreichbar über kurvige Straßen, auf 930 Metern Höhe liegend – und rund 9000 Kilometer vom französischen Festland entfernt. Weiter unten im Dorf gibt es Cafés, Restaurants und Souvenirshops für Touristen sowie ein Anwesen aus dem 19. Jahrhundert, in dem seine Geschichte mittels Anekdoten und historischen Quellen nachvollzogen werden kann.

    Überbleibsel der einstigen Kolonialzeit

    Hell-Bourg liegt im „Cirque de Salazie“, dem Kesseltal von Salazie, wo sich ab dem 17. Jahrhundert Menschen auf der Flucht vor der Sklaverei angesiedelt haben. Drei solche Kesseltäler zählt die Insel La Réunion – heute gehören sie zu den herausragenden Sehenswürdigkeiten dieses französischen und europäischen Fleckens im Indischen Ozean. Wie Martinique, Guadeloupe und Guyana zählt auch La Réunion zu jenen Überbleibseln aus der einstigen Kolonialzeit Frankreichs, die heute als Überseegebiete zu Mutterland gehören. Erkennbar ist das überall – an Supermärkten, die Camembert, Champagner und Konfitüre der in Frankreich üblichen Marken verkaufen, an Polizisten mit der gleichen Uniform und Schulen mit exakt demselben Lehrstoff wie im Mutterland. Zum Frühstück gibt es Baguette und Croissants, Rathäuser tragen auch hier die aus der französischen Revolution stammende Devise „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ („Liberté, Égalité, Fraternité“). Neben der Fahne Frankreichs ist auch jene Europas angebracht.

    Ja, hier verstopfen Autos die Straßen

    Ohne europäische Fonds hätte sich die Insel wohl weniger rasant entwickelt, auf der die Menschen bis in die 60er, 70er Jahre an Armut und sozialer Not litten. Heute prägen moderne Straßen, Bauten und viele – sehr viele! – Autos die Insel. Denn die wenigsten der 800 000 Bewohner kommen ohne motorisiertes Gefährt aus. Die Wege um die Hauptstadt Saint-Denis sind häufig verstopft. Momentan wird eine neue Autobahn im Meer gebaut, die schon jetzt als „eine der teuersten Straßen Frankreichs“ gilt: Mindestens 1,6 Milliarden Euro dürfte sie kosten, bis sie 2020 fertiggestellt sein soll. Sie wird die bisherige Straße entlang der Küste ersetzen, die bei starken Regenfällen gesperrt werden muss.

    Es lässt sich zwar nicht vermeiden, im Auto zu sitzen – doch nicht dafür kommt man nach La Réunion. Auch handelt es sich um kein klassisches Badeziel: Zwar sind die Strände wunderschön, wo die Korallenriffe eine natürliche Schutzbarriere für Badende bieten. Doch den Sprung ins Meer verhindern an manchen Stellen die gewaltigen Wellen. Und an nicht überwachten Strandbereichen herrscht zudem die Gefahr, von einem Hai angegriffen zu werden.

    Aufs kühle Nass bei Sommertemperaturen das ganze Jahr über muss allerdings niemand verzichten, der seinen Strand – oder Pool – gut aussucht oder sich von Profis leiten lässt. Zu den Angeboten gehören Schnorchel- und Tauchfahrten, Ausflüge mit transparenten Kajaks oder die Beobachtung von Riesen-Schildkröten und Buckelwalen. Die vulkanische Aktivität auf der Insel hat eine erstaunliche Unterwasser-Landschaft aus Klüften und Bogen geschaffen. Und mit 150 Hartkorallen- und 500 Fischarten gehört das Korallenriff von La Réunion zu den artenreichsten der Welt.

    Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftszweig

    In erster Linie gilt die Insel allerdings als Paradies für Wanderer. Der Tourismus, der wichtigste Wirtschaftszweig, floriert vor allem dank der atemberaubenden Natur. Mehr als 900 Kilometer Wanderwege gibt es, darunter drei Fernwanderwege entlang abwechslungsreicher Landschaften. Einer davon führt zum Vulkan Piton de la Fournaise auf 3000 Metern Höhe, der das südöstliche Drittel der Insel einnimmt. Idealerweise am frühen Morgen wandert der Besucher zum Krater wie auf einer fremden Mondlandschaft.

    La Réunion ist zwar seit langer Zeit französisch, doch seit jeher mischten sich hier verschiedene Kulturen mit Einflüssen aus Afrika, Asien und Europa. Neben der Landeshauptsprache Französisch sprechen viele im Alltag Kreolisch miteinander, jenen Mix aus mehreren Sprachen, der in der Zeit des Sklavenhandels entstand – er gehört zu den schmerzhaften Erinnerungen von La Réunion. Heute sind die Menschen stolz auf ihr friedliches und tolerantes Miteinander. Mit dem mehrtägigen Musik- und Kultur-Festival „Liberté Métisse“ („Freiheit Mestize“) um den 20. Dezember, an dem La Réunion der Befreiung von der Sklaverei gedenkt, wird seit einigen Jahren die Vielfalt gefeiert.

    Der kulturelle Mix gilt auch für die Küche

    Klänge eines Trommel-Kurses und das Konzert einer jungen Band vermengen sich, während das Rauschen des Meeres eine permanente, diskrete Geräuschkulisse bildet. „Der kulturelle Mix auf La Réunion spiegelt sich auch in der Küche wider, mit indischen, chinesischen, afrikanischen und natürlich auch französischen Einflüssen“, sagt der Koch Éric Manuet, der an einem Stand Rezepte ausprobiert, um den Besuchern landestypische Gerichte vorzuführen, die er aus regionalen Produkten zubereitet: Gemüse-Terrine mit Tomaten-Püree, Lamm-Spieße, Kurkuma-Auberginen. Typisches Gericht ist ein „Karri“ aus Reis und einer Soße aus Tomaten, Knoblauch, Kurkuma und Zwiebeln, der mit Fisch oder Fleisch serviert wird. „Wir haben hier tolle Lebensmittel, weil so viel wächst! Das wollen wir noch stärker herausstellen“, so Manuet. An einem anderen Stand werden landestypische Spezialitäten angeboten: Litschi-Honig, Gewürze, getrocknete Papaya und Mango – und natürlich Vanillestangen.

    „Bourbon-Insel“ lautete der frühere Spitzname von La Réunion, florierten hier doch der Anbau von und Handel mit Vanille. Das Museum „Stella Matutina“ in einer ehemaligen Zuckerfabrik zeichnet die Geschichte der Insel nach. Eine bewegte Geschichte, die bis heute auch den Reiz dieses französischen Fleckens westlich von Madagaskar ausmacht.

    Über La Réunion Wanderwege: Es gibt über 900 Kilometer Wanderwege auf der 2512 Quadratkilometer großen Insel – darunter drei Fernwanderwege. Entlang der Strecken finden sich 76 Wanderunterkünfte. Bezahlt wird die Übernachtung in Euro – die Insel gehört zu Frankreich. Hauptreisezeit: November bis April bei Temperaturen um 30 Grad. Von Mai bis Oktober liegen die Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad. Anreise: Die Fluggesellschaften Air France, Air Austral, Corsair, XL Airways und French Bee fliegen La Réunion (teilweise täglich) vom französischen Festland direkt an. Die Flugdauer beträgt keine elf Stunden (meist Nachtflüge). bho

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