Auf die Größe kommt es nicht an: Dieses Motto gilt sicher nicht für Dubai. Die Hauptstadt des gleichnamigen Emirats der Vereinigten Arabischen Emirate am Persischen Golf überrascht ihre Besucher mit vielem, aber nicht mit Bescheidenheit. Die künstlich angelegte Insel „The Palm“, das Luxushotel Burj Al Arab in Form eines Segels im Wind, das spektakuläre Projekt „The World“, das die Welt in Form von Inseln nachbildet: Ahlan wa Sahlan, willkommen in der Stadt der Superlative.
Wo könnte ein Dubai-Besuch passender beginnen als an einem Ort, der gleich mehrere Superlative in sich vereint? Nach dem Frühstück geht es zur größten Pferderennbahn der Welt, dem Meydan Racecourse. 1,25 Milliarden US-Dollar soll das Projekt von Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktoum, Herrscher des Emirats Dubai und Premierminister der Vereinigten Arabischen Emirate, gekostet haben. Wo das viele Geld steckt? Zum Beispiel in Tribünen für 60 000 Zuschauer, in 10 000 überdachten Parkplätzen und in einem Fünf-Sterne-Hotel, in dem man von beinahe jedem Zimmer aus die Rennbahn im Blick hat. Übrigens: Nicht nur die Rennbahn, auch der Rennstall der Familie Al-Maktoum gilt als der größte und modernste der Welt.
„Mission Impossible“ in luftiger Höhe
Umgeben von Superlativen – Wael Al Houssiny scheint diesen Zustand zu lieben. Der Manager des Meydan Hotel hat sich mit den Gästen durch die Stallungen des Meydan Racecourse führen lassen, und wie ein ganz gewöhnlicher Besucher hat er die Röntgenräume für die Tiere, ihre individuellen Diätpläne sowie die Aqua-Training-Pools bestaunt. Zurück im angrenzenden Hotel, ist Al Houssiny voll in seinem Element: Mit fast zwei Kilometern sei das Meydan „das längste Hotel der Welt“, schwärmt er, während er die Gäste über handgewebte Teppiche wandeln und sie Wände aus Onyx und Marmor bewundern lässt. Alles hier ist „ultra-ultra-luxury“, purster Luxus. Doch der Höhepunkt der Hotelführung steht noch bevor: Mit dem Aufzug geht es zum Pool auf der Dachterrasse im elften Stock. „Spectacular!“, ruft Al Houssiny oben angekommen – als hätte er den atemberaubenden Ausblick noch nie gesehen. Spektakulär ist es auf dem Dach des Meydan allemal, überblickt man von dort doch die gesamte Pferderennbahn, in dessen Mitte der – natürlich – „größte Bildschirm der Welt“ liegt. „Unsere Gäste können im Pool liegen und dabei ihrem Pferd beim Gewinnen zusehen“, sagt Al Houssiny und lacht zufrieden.
Wie viele Superlative am Tag verträgt ein Mensch? Nun, mindestens einer geht noch, schließlich handelt es sich beim Burj Khalifa, dem mit 828 Metern höchsten Gebäude der Welt, um eines der Wahrzeichen Dubais. Im Inneren des 2010 eröffneten Turms, der neben einem Armani-Hotel auch 144 Apartments beherbergt, drängen sich Schüler und Touristen. Wer den Aufzug besteigen will, der einen über 124 Stockwerke zur Aussichtsplattform bringt, muss langwierige Sicherheitschecks wie auf dem Flughafen über sich ergehen lassen. Nur 30 Sekunden dauert dagegen die Fahrt nach oben; der Blick aus 504 Metern Höhe auf die mitten in der Wüste errichtete Stadt und das Meer ist gigantisch – erst aus der Vogelperspektive erkennt man, wie sorgfältig alles geplant wurde: die Gebäude und Straßenzüge Dubais sowie die künstlich angelegte Insel „The Palm Jumeihra“ zwischen dem Hafen Jebel Ali und dem Stadtzentrum.
Auch die Macher des Films „Mission Impossible“ müssen vom Burj Khalifa, in dem einige Tausend Tonnen Stahl aus dem abgerissenen Berliner Palast der Republik verarbeitet sind, beeindruckt gewesen sein: Sie stellten den Wolkenkratzer in den Mittelpunkt ihres US-Agententhrillers – mit spektakulären Stunt-Szenen für Hollywoodstar Tom Cruise, der sich im Film in schwindelerregender Höhe an der Fassade des Turms entlanghangelt.
Vor den Toren des Burj Khalifa wartet bereits der nächste Superlativ: in Form des größten Einkaufszentrums der Welt, der Dubai Mall. Im neuen Stadtteil Downtown Dubai gelegen, füllen sich die über 1200 Geschäfte vor allem abends mit Einkaufswütigen. Die Mall hat 24 Stunden geöffnet; viele Leute verlassen aufgrund der hohen Temperaturen erst spät das Haus. Und während es draußen selbst während der Wintermonate sommerlich warm ist, sind drinnen dicke Daunenjacken und Wollpullover im Angebot. Man weiß eben, was Touristen wollen, die nach ihrem Dubai-Trip zurück in die kalte Heimat fliegen.
Goldiges im Guinness-Buch
Safran, Kurkuma, Chili, Ingwer, Kardamom, Fenchel, Zimt – all das kann man in den 150 Geschäften des Gewürzmarkts in Dubai Creek, dem alten Teil der Stadt, erwerben. Nach den 1200 Shops der Dubai Mall muten die kleinen, meist bis zur Decke mit leuchtend-bunten Gewürzen gefüllten Läden eher bescheiden an. Aber man sollte sich nicht täuschen lassen, auch hier ist der nächste Superlativ nicht weit: Eine 57 Kilogramm schwere Krone aus massivem Gold zieht am Eingang des benachbarten Goldmarkts die Blicke der Besucher der Einkaufsmeile auf sich. Dass der Hingucker als größter Goldklumpen der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen ist, versteht sich von selbst. Aus 250 Geschäften blinkt und blitzt es, gleichzeitig verströmt der Goldmarkt mit seinen alten Holzfassaden sowie Händlern und Lastenträgern, die durch die engen Gänge drängen, eine typisch orientalische Atmosphäre. Der Goldpreis ist günstig, handeln sollte man trotzdem, erklärt der indische Stadtführer Tomy Jacob: „Man kann die Preise hier noch mal bis zu 65 Prozent drücken.“
Nach so vielen Eindrücken sehnt sich unsere Reisegruppe am Abend nur noch ins Hotel zurück. Doch daraus wird so schnell nichts. „Fahr' rechts ran!“ Wild gestikulierend bringt Stadtführer Tomy den Busfahrer dazu, am rechten Seitenstreifen anzuhalten. Ratlos stehen wir mitten an der Hauptverkehrsstraße – was, bitte, gibt es hier zu sehen? Tomy deutet auf einen weißen Ferrari am Straßenrand: „476“ ist auf dem Kennzeichen zu lesen. Nummernschilder mit nur drei Ziffern stehen für großen Reichtum. Das Auto selbst habe nur einen Bruchteil seines Nummernschilds gekostet, sagt Tomy. Es gilt: Je weniger Ziffern ein Kennzeichen hat, desto reicher ist der Besitzer. Für ein Schild mit nur einer Ziffer darauf sind einige Millionen Euro fällig. Das Auto Seiner Hoheit, Scheich Mohammed Bin Rashid Al Maktoum, ziert die „1“, das Fahrzeug seines erstgeborenen Sohnes die „2“.
Und so endet ein Tag in Dubai mit der beruhigenden Erkenntnis: Selbst in der Stadt der Superlative ist manchmal weniger mehr.
Tipps zum Trip
Information: Department of Tourism and Commerce Marketing, Bockenheimer Landstraße 23, 60325 Frankfurt; Tel. (069) 71 000 20, Internet: www.dubaitourism.ae www.definitelydubai.com Anreise: Reisende aus Deutschland brauchen kein Visum vorab. Bei der Einreise erhält man mit gültigem Reisepass ein Besuchervisum für 30 Tage. Von Frankfurt aus dauert der Flug sechs Stunden. Emirates fliegen dreimal täglich nach Dubai (Flug ab 461 Euro), airberlin und Condor mehrmals wöchentlich. Währung: In Dubai zahlt man mit Dirham, 5 Dirham sind etwa 1 Euro. Wechselstuben sind nicht zu empfehlen, am besten wechselt man sein Geld bereits am Flughafen in Deutschland oder in Dubai – mit EC-Karte. Klima: Dubai hat ein subtropisches, trockenes Klima. Die Temperaturen bewegen sich zwischen 15 Grad (im Januar) und 48 Grad (im Juli). Unterkunft: Als erstes Boutique-Hotel auf der Insel „The Palm“ mit nur 90 Zimmern (ab 400 Euro/Nacht) bildet das „One&Only The Palm“ einen angenehmen Kontrast zu den oft riesigen Hotelanlagen in Dubai. Zur stilvollen Anlage gehört ein 1200 Quadratmeter großer Spa-Bereich. Im Strandressort „One&Only Royal Mirage“ mit arabischer Architektur gibt es Zimmer ab 300 Euro/Nacht (www.oneandonlyresorts.com). Wer es groß und luxuriös mag, ist im Atlantis (www.atlantisthepalm.com) mit 1539 Zimmern richtig: Mit einem Wassererlebnispark, Delfinen und langen Stränden ist es Hotel und Vergnügungskomplex in einem (Zimmer ab 210 Euro/Nacht). Wer Flug und Hotel als Paket zusammen bucht, kommt meist günstiger davon. Ausflüge: Das Dubai Museum bietet 4000 Jahre alte archäologische Funde sowie Informationen über das Leben in Dubai vor dem Ölboom. Im Pavillon Downtown Dubai stellen zeitgenössische lokale und internationale Künstler ihre Werke aus (www.thepavillion.ae). Der Dubai World Cup, teuerstes Pferderennen der Welt, findet jedes Jahr am letzten Sonntag im März auf dem Meydan Racecourt statt (www.dubaiworldcup.com). Dubai vom Wasser aus erleben kann man mit einer Bootstour, etwa mit „The Yellow Boats“, Information: www.theyellowboats.com