Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Reise
Icon Pfeil nach unten

TRIER: Von Städten, Lagen und Weinen: Steiles von der Mosel

TRIER

Von Städten, Lagen und Weinen: Steiles von der Mosel

    • |
    • |
    Ein Blick in die Tiefe: oben der Aussichtspunkt auf der Burg Landshut, unten die die weite Moselschleife von Bernkastel-Kues
    Ein Blick in die Tiefe: oben der Aussichtspunkt auf der Burg Landshut, unten die die weite Moselschleife von Bernkastel-Kues Foto: Foto: Claudia Kneifel

    Steil, steiler, sehr steil: Solche Hänge prägen das Moseltal, Deutschlands ältestes Weinanbaugebiet. Doch auch wenn der Weinanbau dort eine lange Tradition hat: verstaubt geht es deswegen noch lange nicht zu. Vor einem Jahr erst kürte die renommierte „New York Times“ die Moselregion zu einem von 52 Plätzen weltweit, die man gesehen haben sollte.

    Die Weinörtchen am Fluss stehen nicht nur für Tropfen, sie haben auch kulturell einiges zu bieten. Spuren gibt es schon aus Römerzeiten. Sie waren es, die den Weinbau im großen Stil an die Mosel brachten. Noch heute zeugen unzählige Funde – darunter Kelteranlagen aus römischer Zeit – von der Tradition in der Herstellung von vergorenem Rebensaft. Knapp 4000 Winzerbetriebe in über 100 Weinorten bewirtschaften heute rund 9000 Hektar Weinbergsfläche.

    Am Kopfende einer weiten Moselschleife liegt das Örtchen Bernkastel-Kues mit seinen 7000 Einwohnern. Seit 1905 sind die beiden Örtchen Bernkastel und Kues vereinigt und durch eine Brücke verbunden. Am Wasser und im Ort herrscht das ganze Jahr über emsiges Treiben. Wer auf etwas weniger Touristen aus ist, dem sei eine Wanderung durch die Weinberge hinauf zur Burg Landshut empfohlen.

    Ein Weinberg, dem der Kurfürst seine Gesundheit verdankt

    Wenn man die Steinstufen inmitten der Reben hinaufsteigt, hat man einen schönen Blick auf die berühmte Einzellage Bernkasteler Doctor, die zu den berühmtesten und teuersten Weinbergslagen der Welt zählt. Der Ursprung des Namens ist nicht eindeutig geklärt. „Der Legende nach soll der Rebensaft eben dieses Weinbergs den Trierer Kurfürsten Boemund II. während eines Aufenthalts auf der Burg Landshut von einer schweren Krankheit geheilt haben“, erzählt die Stadtführerin Annelie Servatius.

    Für eine Rebsorte ist diese klassische Weinregion besonders berühmt: den Riesling, der auf über 60 Prozent der gesamten Rebfläche Raum einnimmt. Auf den steilen Schieferböden findet die spät reifende, edle Weißweinrebe hervorragende Wachstumsbedingungen. Die steilen Schieferhänge über den Flüssen speichern am Tag die Sonnenwärme und geben sie nachts wieder ab.

    Nach einer halben Stunde Fußweg erreicht man die Ruine der Burg Landshut. Auf der Dachterrasse des Burgrestaurants, das vier Jahre lang aufwendig saniert wurde, kann man nicht nur die spektakuläre Aussicht, sondern auch Maronenschaumsüppchen oder Kurzgebratenes vom Mufflon genießen. „Die Burg wurde im 13. Jahrhundert auf den Fundamenten eines römischen Kastells gebaut“, erklärt die Stadtführerin. Die römische Burg war sogar deutlich größer.

    Von der Burg spaziert Annelie Servatius mit ihren Gruppen wieder gemütlich nach unten in die Stadt zum Marktplatz mit seinen Fachwerkfronten. Das älteste Haus ist die heutige „Weinstube Spitzhäuschen“. Das Haus von 1416 steht auf winziger Fläche und wird nach oben hin fülliger. „Es gehört zu den meistfotografierten Motiven an der Mosel“, sagt Servatius. Gleich daneben das mächtige Renaissance-Rathaus von 1608, das auch Gerichtsstätte war. Wer Zeit hat, kann einen Abstecher ins Heimatmuseum Graacher Tor machen, das im einzigen erhaltenen Stadttor untergebracht ist.

    Ein Viertelchen pro Woche im St. Nikolaus-Hospital

    Mehr Kultur wartet auf der anderen Moselseite. In Kues stiftet der Gelehrte, Kardinal und Fürstbischof Nikolaus von Kues, auch Cusanus genannt, seinem Geburtsort ein Armenhospital für ursprünglich 33 alte Männer aus allen Ständen: sechs Adlige, sechs Geistliche und 21 Gemeine – und er wählte den Heiligen Nikolaus zum Patron des Hauses. „Das St. Nikolaus-Hospital ist das älteste Altenpflegeheim Deutschlands“, erklärt die Stadtführerin. Die spätgotische Stiftsanlage nach klösterlichem Vorbild wurde durch die Jahrhunderte nie zerstört. Sie bietet seit 1458 bis heute alten Menschen – derzeit 62 Männern und auch Frauen – Unterkunft und Fürsorge. Zu den Liegenschaften gehört auch ein Weingut. „Daher standen den Bewohnern früher jeweils zwei Liter Wein pro Tag zur Verfügung, heute bekommen sie ein Viertel Liter pro Woche“, erzählt Servatius.

    Nikolaus von Kues (1401-1464), Sohn eines Schiffeigners und Kaufmanns, machte eine außergewöhnliche Karriere: Er wurde Mitglied des Basler Konzils, päpstlicher Legat, Bischof von Brixen, Kardinal und schließlich Generalvikar in Rom. Als weltläufiger Diplomat bereiste er weite Teile Europas und verhandelte mit weltlichen und kirchlichen Machthabern. Cusanus, der auch als einer der bedeutendsten Philosophen des 15. Jahrhunderts gilt, liebte Bücher. Seine umfangreiche Handschriftensammlung kann allerdings nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Sie umfasst 316 Handschriften, die älteste stammt aus dem 9. Jahrhundert.

    Wenn die Kugel rollt, rollen Kalorien an

    Cusanus' Globusspiel mit einem Spielfeld aus neun konzentrischen Kreisen und einer hohlen, asymmetrischen Kugel – es steht als Symbol für die unkalkulierbare Entwicklung des Menschen und des Lebens – inspirierte den ortsansässigen Konditor Norbert Hansen zu einer süßen Kreation. Er hat 2008 eine Praline entwickelt, die der Kugel des Spieles nachempfunden ist: die Cusanus-Kugel. Zutaten der Füllung sind unter anderem zwei Edelschokoladen, Sahne, Butter, Alkohol – alter Trester aus dem Holzfass –, Honig und Gewürze. Jeder Süßigkeit liegt ein Flyer bei, der über die Ideen von Cusanus aufklärt.

    Wer danach Kalorien abbauen möchte, dem bietet sich eine Wanderung nach Traben-Trarbach an. Beide Städte sind durch die Mosel miteinander verbunden und durch den Berg getrennt. Traben-Trarbach ist die Jugendstil-Stadt schlechthin, mit Unterwelten und Buddha-Museum. Um 1900 war die kleine Stadt im Moseltal die wichtigste Weinhandelsstadt der Welt – nach dem französischen Bordeaux.

    Ein wunderschöner Weg mitten durch die Weinberge

    Die Wanderung von Doppelstadt zu Doppelstadt beginnt in der Bernkasteler Altstadt. Durch das Graacher Tor führt der Weg in die Weinberge und wieder vorbei am Bernkasteler Doctor. Über Kopfsteinpflaster geht es bergauf, begleitet von Rebfluren und Weinbergsmauern. Kurz vor dem jüdischen Friedhof zweigt der Weg zur Wandergaststätte „Waldschenke mit Herz“ ab. An der Wasserscheide zwischen Bernkastel und Traben-Trarbach ist der höchste Punkt der Wanderung erreicht. Nach einer Unterführung beginnt schließlich der Abstieg in das Moseltal. Mit dem Verlassen des Waldes öffnet sich der Blick auf die Rebhänge des Wildbachtals und die Burgruine Grevenburg. Heute existiert nur noch die westliche Fassade des ehemaligen Kommandantenhauses, aber etliche Fundamente der Burganlage sind noch erhalten. Der Wohnturm (Donjon), der etwa doppelt so hoch war wie die verbliebene Westfassade des Kommandantenhauses, hatte vier flankierende Ecktürme. Heute befindet sich auf dem Gelände eine Gaststätte, die an einen der vier Palastürme angelehnt ist.

    An einem steilen Kerbtälchen führt der Weg an Streuobstwiesen entlang ins Tal nach Traben-Trarbach. Vorbei am Brückentor erreicht man die Innenstadt – und von dort gönnt man sich am besten eine Rückfahrt nach Bernkastel-Kues mit den Mosel-Schiffen.

    Tipps zum Trip Die Mosel ist mit 544 Kilometern Fließstrecke der zweitlängste Nebenfluss des Rheins. Sie entspringt in Frankreich in den Vogesen und bildet später die Grenze zwischen Luxemburg und Deutschland. Tourist-Information: Wein- und Ferienregion Bernkastel-Kues, Gestade 6, 54470 Bernkastel-Kues; Tel. (0 65 31) 50 01 9-0, Internet: www.bernkastel.de Cusanusstift: Die Kapelle ist von Sonntag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr und Samstag von 9 bis 15 Uhr geöffnet. Die Bibliothek kann nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Führungen finden von April bis Oktober immer dienstags um 10.30 Uhr und freitags um 15 Uhr statt. Schifffahrten: In der Saison von Mai bis Oktober stehen jeden Tag einstündige Rundfahrten ab Bernkastel-Kues auf dem Programm. In der Regel geht es morgens um 10 Uhr los, die letzte Fahrt startet um 17 Uhr. Jede halbe Stunde fährt das Schiff am Moselufer in Bernkastel moselaufwärts in Richtung Brauneberg. Mosel-Städte-Tour: Von Bernkastel-Kues nach Traben-Trarbach: Morgens um 10 Uhr startet die Fahrt zur moselabwärts gelegenen Stadt Traben-Trarbach. Vorbei an Dörfern wie Zeltingen-Rachtig oder Kröv, verbunden mit einer Schleusendurchfahrt ist die Jugendstilstadt in knapp zwei Stunden erreicht. Die letzte Fahrt zurück nach Bernkastel-Kues startet um 17 Uhr. Unterkunft: In Bernkastel-Kues gibt es mehr als 40 Hotels und kleine Privatpensionen. Ein Doppelzimmer kostet zwischen 55 und 65 Euro pro Übernachtung mit Frühstück. Buchtipp: Nikolaus von Kues in seiner Zeit: Ein Essay (Reclams Universal-Bibliothek) Taschenbuch – Februar 2004 von Kurt Flasch Hans-Wilhelm Apelt, Weinkompass Mosel. Die 50 besten Straußenwirtschaften und Gutsschänken. 13,90 Euro.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden