Die Spannung bei den deutschen Gasversorgern wächst. Gebannt wartet man auf den 21. Juli, an dem sich zeigen soll, ob wieder Erdgas aus Russland durch die Pipeline Nordstream 1 fließt.
Zwar fiel der Gaspreis mit Beginn des angekündigten Lieferstopps im Zuge der Wartungsarbeiten zunächst um über drei Prozent auf Kurse unter 170 Euro pro Megawattstunde. Aber Marktbeobachter sind skeptisch, ob dieser Trend anhält.
Höchste Zeit also, in Deutschland Gas einzusparen, besonders Verbraucher sind dabei gefragt. „Es macht Sinn, die Heizung vernünftig einzustellen“, sagte unlängst Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Dabei geht es nicht nur um das Herunterregeln der Wohnungstemperatur (ein Grad niedrigere Raumtemperatur spart sechs Prozent Energie).
Eine wichtige Sparoption kann effiziente Vorsorge an der Gas-Heizungsanlage sein. Denn immerhin ist Erdgas der entscheidende Energieträger für ein Drittel aller Wohnungen in Baden-Württemberg, um zu heizen und warmes Wasser aufzubereiten.
Betriebe haben viel zu tun
Die Appelle der jüngeren Zeit sind auch an den Verbrauchern nicht spurlos vorübergegangen. „Die Betriebe haben zur Zeit sehr viel zu tun,“ bestätigt Rainer Wagner, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Schwarzwald-Baar die große Nachfrage. Derzeit gäbe es einen Ansturm auf die Fachbetriebe zum Einbau von Solaranlagen und Wärmepumpen. Zudem seien viele Handwerker mit den Wartungsverträgen ihrer Kunden gut ausgelastet.
Was aber tun all jene, die keinen jährlichen Wartungsvertrag abgeschlossen haben? Man müsse davon ausgehen, dass vielerorts zunächst einmal die Stammkundschaft zum Zuge kommt, erklärt Wagner. Erst dann könnten zusätzliche Aufträge angenommen werden. Daher rät er jenen, die bislang keine Wartungsverträge haben, sich möglichst rasch um einen Termin zu bemühen.
Aus demselben Grund richtete jüngst der Landesverband des Handwerks einen Appell an die Innungsbetriebe, „jene Aufgaben in den Mittelpunkt zu stellen, die dem Kunden kurzfristig und dennoch nachhaltig helfen können, Gas zu sparen“.
Sparen bei Heizung und Warmwasser
Nach Angaben des Verbraucherportals CO2online verschlingen Heizung und warmes Wasser (etwa für das Duschen) 80 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Privathaushalten. Entsprechend groß sei das Einsparpotenzial.
Hydraulischer Abgleich hilft beim Sparen
Eine Möglichkeit ist der sogenannte hydraulische Abgleich – ein Fachbegriffen, den viele Verbraucher bislang gar nicht kannten. Der sei „sehr sinnvoll“ sagt auch Martin Röckl, Obermeister der Handwerksinnung für Sanitär- und Heizungstechnik Schwarzwald-Baar.
Beim hydraulischen Abgleich wird die nötige Wassermenge eingestellt und ebenso die optimale sogenannte Vorlauftemperatur, also die Temperatur, auf die das Heizwasser im Kessel erwärmt wird. Errechnet werden zudem die Pumpenleistung und nötige Widerstände im Heizkreislauf.
Vor allem bei älteren Heizungsanlagen ermittelt der Fachmann die benötigte Wärmeleistung für jeden einzelnen Wohnraum. Ziel des hydraulischen Abgleichs ist es, eine gleichmäßige Wärmeverteilung in allen Räumen sicherzustellen. Denn kältere Heizkörper müssten sonst stärker aufgedreht werden, was wiederum höhere Kosten verursacht. „Jeder Heizkörper bekommt, was ihm zusteht,“ fasst Röckl zusammen, der den Betrieb „Röma Energie- und Gebäudetechnik“ in Mönchweiler führt.
Bis zu fünf Prozent der Heizkosten sparen
Die laut CO2online für einen hydraulischen Abgleich fälligen Kosten erscheinen mit 925 Euro für ein durchschnittliches Einfamilienhaus auf den ersten Blick stattlich. Doch liegt das Einsparpotenzial damit zwischen fünf und 15 Prozent.
Der Obermeister der Handwerksinnung empfiehlt auch die periodische Wartung und Reinigung der Heizung. So beeinträchtig Schmutz den Verbrennungsprozess. „Wenn die Anlage neu ist, dann empfiehlt es sich für jedes Jahr,“ sagt Röckl mit Blick auf die Garantie für die Heizung. Sonst könnte auch ein Zwei-Jahres-Turnus reichen. Hier sind Einsparungen von bis zu 10 Prozent möglich.
In Baden-Württemberg sind nach einer Erhebung des Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (bdew) von 2019 sehr viele Heizungsanlagen in die Jahre gekommen. Allein in Ein- und Zweifamilienhäusern sind die Anlagen demnach im Schnitt 19,2 Jahre alt – so alt wie nirgends sonst in Deutschland. Regelmäßige Wartungen und Einstellung der Heizungen sind hier also angebracht.
Rohre dämmen
Weiteres Einsparpotenzial bietet die Wärmedämmung offen liegender Heizungsrohre. So sind nicht in jedem Haus die Rohre, meist im Keller, entsprechend ummantelt. Beim Transport der Heizwärme in die Räume geht auf diesem Weg Energie verloren.
Laut Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen lassen sich dadurch bis zu 200 Kilowattstunden Energie pro Meter und Rohr einsparen. Dämmschalen und Klebeband dazu gibt es in den Baumärkten. Kosten: bis zu 10 Euro je Meter.
Und schließlich sollten Verbraucher auch dem Entlüften der Heizkörper ihr Augenmerk schenken. Allerdings gibt Martin Röckl zu bedenken: „Wenn die Heizung richtig funktioniert, entsteht keine Luft in einem geschlossenen System.“ Wenn also die Heizkörper gluckern und nicht recht warm werden, könnte das ein Zeichen sein, dass etwas nicht stimmt. Dann sollte man seinen Heizungsfachmann kommen lassen, rät Röckl.
Vorübergehend kann man sich selbst helfen. Wer sich einen Vierkantschlüssel kauft (zwei Euro zum Beispiel im Baumarkt) kann das Ventil des Heizkörpers aufdrehen und Luft ablassen, bis das Wasser austritt. Nach Angaben des Portals CO2online lassen sich durch Entlüften in einem 110 Quadratmeter großen Haus 60 Euro einsparen.

Und einen weiteren Tipp hat Martin Röckl für Gasheizungskunden: Die Heizung könne auch erst bei 14 Grad statt der oftmals gewohnten 18 Grad anspringen. „Eventuell kann man auch die Warmwassertemperaturen herunterfahren,“ sagt er. Ein oder zwei Grad machten da auch schon etwas aus. Genaueres sollte man aber mit seinem Heizungsfachmann besprechen.
Auf längere Sicht gehe der Trend indes in Richtung Wärmepumpe und Pellets, so der Obermeister. Allerdings gäbe es hier keine Lösung von der Stange. Jeder Kunde habe andere Vorstellungen und Möglichkeiten, so Röckl.
Wer allerdings hofft, dass er sich noch in diesem Jahr schnell eine Wärmepumpe einbauen lassen kann, den muss der Fachmann enttäuschen. „Das dauert lang“, sagt Röckl und lässt anklingen, dass die Wartezeit bis zum Einbau einer Anlage durchaus bis Februar 2023 gehen kann.