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Schweinfurt: 80. Geburtstag: Wie Schaeffler-Thumann den Konzern geprägt hat

Schweinfurt

80. Geburtstag: Wie Schaeffler-Thumann den Konzern geprägt hat

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    Das Gesicht des Schaeffler-Konzerns: Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann wird am Dienstag 80 Jahre alt. Die Unternehmerin hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Das Foto entstand 2017.
    Das Gesicht des Schaeffler-Konzerns: Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann wird am Dienstag 80 Jahre alt. Die Unternehmerin hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Das Foto entstand 2017. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Für die einen, die Wohlmeinenden, ist sie "Die Schaefflerin", die Frau, die nach dem frühen Tod ihres Mannes Georg Schaeffler 1996 nicht dem Rat gefolgt ist, das Unternehmen zu verkaufen. Die vielmehr entschlossen das Ruder übernommen hat und zusammen mit Managern INA, heute Schaeffler, vorangebracht hat und die mit der Übernahme von FAG Kugelfischer einen Riesencoup landen konnten. Für andere ist sie "Die listige Witwe", die immer glaubte beweisen zu müssen, dass sie das ganz große Rad drehen kann und die mit dem Versuch, das dreimal größere Unternehmen Conti zu übernehmen, beinahe völligen Schiffbruch erlitt.

    Wie für Schaeffler-Thumann alles anfing

    An diesem Dienstag feiert Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann, die seit 2014 in zweiter Ehe mit dem früheren Chef des Verbandes der deutschen Industrie, Jürgen Thumann, verbunden ist, 80. Geburtstag. Geboren wurde sie in Prag. Das Medizinstudium gab sie auf, als sie 1963 den wesentlich älteren Unternehmer Georg Schaeffler kennenlernte und heiratete.

    Sie wollte in der Firma, die damals noch INA (Industrie-Nadellager) hieß, mitarbeiten. Zum Betriebswirtschaftsstudium kam es jedoch nicht, weil Schaeffler sie selbst ausbilden und wohl auch formen wollte.

    Freudiger Moment für Schaeffler: Im Oktober 2015 ging der Konzern an die Frankfurter Börse. Das sorgte bei Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann für gute Laune. Links ihr Ehemann Jürgen Thumann, rechts neben ihr ihr Sohn Georg Schaeffler mit dem Vorstandsvorsitzenden Klaus Rosenfeld.
    Freudiger Moment für Schaeffler: Im Oktober 2015 ging der Konzern an die Frankfurter Börse. Das sorgte bei Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann für gute Laune. Links ihr Ehemann Jürgen Thumann, rechts neben ihr ihr Sohn Georg Schaeffler mit dem Vorstandsvorsitzenden Klaus Rosenfeld. Foto: Arne Dedert, dpa

    Als ihr Mann 1996 starb, übernahm sie die Führung zusammen mit Sohn Georg, dessen Bruder bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Georg Schaeffler hatte zunächst wenig Interesse am Unternehmen und wirtschaftlichen Fragen. Er studierte in den USA Jura, ließ sich dort als Anwalt nieder. Heute hält er 80 Prozent der Stammaktien, 20 Prozent sind bei der Mutter.

    Die weitgestreuten Vorzugsaktien sind ohne Stimmrecht, was den Einfluss der Familie sichert, deren Vermögen auf eine mittlere einstellige Milliardensumme geschätzt wird. Das Wirtschaftsmagazin "Fortune" gab es 2018 noch mit 25 Milliarden US-Dollar an, 2021 sollen es noch 8,5 Milliarden sein.

    Wie Schaeffler-Thumann wirkt

    Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann ist eine elegante Erscheinung, geschmacksicher und modebewusst, teuer und perfekt gestylt. In Festspielstädten wie Salzburg oder Bayreuth ist sie Stammgast.

    Beides mag dazu geführt haben, dass sie oft unterschätzt wurde. Der Beliebtheit in der Belegschaft hat es nicht geschadet. Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumanns Auftritte mögen zuweilen inszeniert gewirkt haben. Im persönlichen Gespräch wirkt sie sehr zugewandt.

    "Sie war schnell eine verlässliche Größe für die Schweinfurter Belegschaft sowie eine hochgeschätzte Partnerin für das Rathaus."

    Die ehemalige Schweinfurter Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser über Maria-Elisbeth Schaeffler-Thumann

    Als INA Kugelfischer übernahm und ihre Manager allzu forsch vorgingen, suchte sie den Ausgleich. Die damalige Schweinfurter Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser: "Frau Schaeffler beeindruckte mich – durch ihre hohe, elegante Gestalt, die Spuren wienerischer Verbindlichkeit in ihrer Sprache, aber vor allem dadurch, wie sie in wenigen Jahren zu einer überzeugenden "Business Woman" geworden war, die mutig das industrielle Erbe ihres Mannes erhalten und mehren konnte. Die Entschlossenheit, mit der Schaeffler 2001 nach FAG griff, erwies sich für Schweinfurt als gut und zukunftsweisend. Es wurde wieder kräftig investiert, und Frau Schaeffler war schnell eine verlässliche Größe für die Schweinfurter Belegschaft sowie eine hochgeschätzte Partnerin für das Rathaus."

    Conti-Übernahme durch Schaeffler: Milliardenschulden

    Manche legen es als Übermut, andere als den Versuch aus, die eigene mechanisch orientierte Ausrichtung mit der fortgeschrittenen elektronischen Technologie von Conti zusammenzubringen, als Schaeffler 2008 den Aktionären von Conti ein Übernahmeangebot machte und bei fallenden Kursen zum hohen Angebotspreis mehr Aktien bekam als beabsichtigt.

    Plötzlich waren Schulden in Höhe von elf Milliarden Euro aufgehäuft. Maria-Elisabeth Schaeffler rief nach staatlicher Hilfe, wandte sich an Berlin und München und bekam eine Abfuhr, "weil man nicht im Nerzmantel um Staatshilfe bittet". Der Satz wird dem damaligen Bundesarbeitsminister Olaf Scholz zugeschrieben.

    Und dann war da noch der rote Schal

    In der breiten Öffentlichkeit als peinlich empfunden wurde, dass sie sich einen roten Schal umband und sich in die Reihen der IG Metall stellte, als es um die Arbeitsplätze ging.

    Weil die Banken an einer Pleite nicht interessiert sein konnten, wurde sie abgewendet. Dem Banker Klaus Rosenfeld gelang es, die Finanzen in Ordnung zu bringen. Heute ist er Vorstandschef und pflegt einen guten Kontakt zu Georg Schaeffler, der zunehmend aus dem Schatten der Mutter tritt.

    Um sie ist es ruhiger geworden. In der Öffentlichkeit tritt sie nicht mehr auf.

    Der Schaeffler-Konzern Die Wurzeln des Schaeffler-Konzerns liegen in Oberschlesien. Als gegen Ende des Zweiten Weltkriegs die russische Armee anrückte, verlegten Georg und Wilhelm Schaeffler ihr Unternehmen zunächst nach Oberfranken. Seit 1946 ist es im mittelfränkischen Herzogenaurach ansässig.In Schweinfurt beschäftigt der Schaeffler-Konzern 5215 Menschen. Der Standort ist Sitz der Sparte Industrie, die etwa ein Drittel des Gesamtumsatzes ausmacht. Ferner werden in Schweinfurt Lager für Flugzeugmotoren zum Beispiel von Rolls Royce hergestellt.Produkte: Zunächst wurden Dinge des täglichen Bedarfs wie Leitern, Kinderroller oder Knöpfe produziert. Schon früh spezialisierte sich das Unternehmen auf Metallprodukte. Mit dem Nadellager, darum der Name INA für Industrie-Nadellager, wurde der Betrieb zu einem führenden Lieferanten für die deutsche Automobilindustrie.INA wuchs beständig, ohne dass dies in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Das änderte sich jedoch im Jahr 2001 als den Aktionären in FAG Kugelfischer ein Übernahmeangebot unterbreitet wurde. Nicht so erfolgreich war der Versuch, den weitaus größeren Automobilzulieferer Continental an Bord zu bringen. Aufgrund er Finanzkrise 2008 verlor die Eigentümerfamilie Schaeffler einen Großteil ihres Vermögens. Sie hält heute noch 46 Prozent der Conti-Aktien. Eine Verschmelzung von Schaeffler und Conti hat, anders es als zunächst vermutet, nicht gegeben. Schaeffler beschäftigt insgesamt 83 000 Menschen und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 12,6 Milliarden Euro. kör

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