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„Am Bekenntnis zur Jagd hat es nie gefehlt“

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„Am Bekenntnis zur Jagd hat es nie gefehlt“

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    Die Frankonia Handels GmbH mit Sitz in Rottendorf bei Würzburg ist Europas führender Jagdausrüster. Seit 2001 gehört sie zur Otto-Gruppe. Ein Gespräch zum 100-jährigen Bestehen mit den Geschäftsführern Thomas Gigl, Jörg Schultes und Stefan J. Wemhöner.

    Frage: In Würzburg kennt wohl fast jeder die Firma Frankonia, bei der es nicht nur Waffen, sondern auch Bekleidung gibt. Was viele Leute nicht wissen: Sie sind bundesweit und sogar international tätig. Wo sind Sie überall engagiert?

    Thomas Gigl: In ganz Deutschland mit derzeit 20 Filialen, Tendenz steigend. Auch im Elsaß haben wir zwei Filialen. Wir wollen in Frankreich noch mehr Läden eröffnen. Weltweit beliefern wir ungefähr 4000 kleinere Händler mit unserer Ware, und die Kataloge gehen weltweit an einige Tausend treue Stammkunden.

    Welche Bedeutung hat die Jagd, welche die Bekleidung?

    Stefan J. Wemhöner: Das Schwergewicht in unserem Sortiment liegt mit 70 Prozent deutlich auf der Jagd und dem Sportschießen. Bekleidung und Trachtenmode machen etwa 30 Prozent aus. Unsere Expansion im Bereich Ladengeschäfte geschieht auf der Jagd- und Sportschiene.

    Welche Rolle hat der Versand? Sie bringen ja jedes Jahr dicke Kataloge heraus.

    Wemhöner: Eine wichtige Rolle, wir verzeichnen hier in allen Bereichen gute Zuwächse.

    Welche Rolle spielt das Internet? Ist es wichtig für die jungen Kunden?

    Gigl: Nein, jung und Internet gehört nicht unbedingt zusammen. Unsere älteren Kunden bedienen sich genauso im Internet, da kennen sich auch 65-Jährige mit dem PC aus. Zwei Drittel aller Käufe werden im Internet vorbereitet. Viele Kunden kommen dann in die Filialen, denn Waffenkauf findet meist dort statt.

    Die Jagd in Deutschland steht mitunter in der Kritik. Sie sehen hier aber eine Zukunft?

    Gigl: Absolut. Die Jagd wird wieder gesellschaftsfähiger, die Zahl der Jungjäger steigt. Auffallend dabei: Sehr viele junge Leute und insbesondere sehr viele junge Frauen sind in den Kursen. Der Anteil der Frauen an den Jägern liegt bei drei Prozent, in den Kursen sind es bis zu 25 Prozent. Es gibt in Deutschland 1,6 Millionen Schützen und 350 000 Jäger. Das ist ein Kundenpotenzial von zwei Millionen und das ist nicht zu unterschätzen.

    Spüren Sie die Finanzkrise?

    Jörg Schultes: Bislang sehen wir keine Anzeichen für einen Rückgang.

    Gigl: Die Finanzkrise wird zwar emotional hochgespielt, aber für das Hobby Jagd werden sich unsere Kunden auch weiter ihre Wünsche erfüllen.

    Sie haben 700 Mitarbeiter. Wo sind die beschäftigt?

    Schultes: Wir haben hier in Würzburg und Rottendorf in der Verwaltung etwa 400 Mitarbeiter und in den Filialen etwa 300.

    Frankonia gehört seit 2001 zur Otto-Gruppe. Was hat sich durch die Übernahme verändert?

    Wemhöner: Es ist sehr viel Know-how nach Würzburg geflossen. Otto ist profiliert im Distanzhandel, also Versand nach Katalog und Internet. Ein Traditionsunternehmen konnte dieses Wissen so gar nicht haben. Wir haben also erheblich davon profitiert und unser Erfolg hat sich seit der Übernahme auch verstärkt. Das beste Beispiel ist unser Internet-Wachstum. Ein mittelständisches Unternehmen hätte das alleine nie so schnell geschafft.

    Schultes: Zur Otto-Gruppe gehören weltweit mehr als 100 Firmen. Da können Sie sich vorstellen, dass man zu jedem Themengebiet einen Spezialisten sitzen hat. Zugleich hat sich der Aufbau geändert, von einem klassischen inhabergeführten Unternehmen zu einer dreigeteilten Geschäftsführung mit Einkauf, Verkauf und kaufmännischem Part.

    Nicht zuletzt in Zeitungsanzeigen ist mir aufgefallen, dass Sie Waffen abbilden. Ist das wieder ein stärkeres Bekenntnis zur Jagd?

    Wemhöner: Am Bekenntnis zur Jagd hat es nie gefehlt und wir stehen auch zum Geschäft mit Waffen. Wir wissen uns auch getragen von einer breiten Zustimmung der Bevölkerung zur Jagd. Das ist sicher im ländlichen Raum höher, in der Stadt etwas geringer. Es gibt gar keinen Grund, sich zu verstecken.

    Wie sehen Sie das strenge deutsche Waffenrecht?

    Wemhöner: Sicherheit ist auch für uns oberstes Gebot. Deutschland hat ein strenges Waffenrecht, das in seinen Grundzügen sicher zu bejahen ist. Wir haben manche Probleme nicht, die es in anderen Ländern gibt. Die letzte Änderung, die das Tragen von Messern verschärft hat, sehen wir allerdings kritisch. Ich sehe hier in erster Linie das Bemühen von Politikern, sich auf einem Aktionsfeld zu betätigen, das sehr wenige Auswirkungen für die öffentliche Sicherheit hat, das aber für sehr viele Diskussionen sorgt. Die Zahl der Straftaten mit legalen Waffen ist sehr gering.

    Bauen Sie selbst Waffen?

    Wemhöner: Wir fertigen einen erfolgreichen Klassiker noch selbst, die Frankonia Favorit Büchse. Ansonsten sind wir ein Handelsunternehmen und arbeiten mit den führenden Herstellern zusammen.

    Frankonia hat auch für Hollywood schon Filmwaffen gebaut?

    Wemhöner: Wir bauen immer wieder Waffen für Film und Theater um. Das sind Waffen für Platzpatronen oder solche, die gar nicht geschossen werden. Das Geknalle im Film kommt meist nicht aus den Waffen, das machen die Leute für die Spezialeffekte.

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