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Würzburg: Ansturm auf Photovoltaikanlagen: Unterfränkische Experten zeigen, was beim Kauf wichtig ist

Würzburg

Ansturm auf Photovoltaikanlagen: Unterfränkische Experten zeigen, was beim Kauf wichtig ist

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    Wer sich eine Photovoltaikanlage aufs Dach setzen will, sollte deren Größe genau berechnen. Wichtig ist auch, wie viel Strom der Anlage im Haus verbraucht wird.
    Wer sich eine Photovoltaikanlage aufs Dach setzen will, sollte deren Größe genau berechnen. Wichtig ist auch, wie viel Strom der Anlage im Haus verbraucht wird. Foto: Marijan Murat, dpa (Symbolbild)

    Solarstrom boomt: Die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen auf privaten Hausdächern oder an Balkonen ist laut Bundesnetzagentur zwischen 2019 und 2022 um das Dreifache gewachsen -  Tendenz weiter steigend.

    Das spüren derzeit zum Beispiel Judith Maertsch vom Verbraucherservice Bayern und Andreas Stephan vom Center for Applied Energy Research (CAE, früher ZAE) in Würzburg. Das Interesse der Privathaushalte an Solarenergie sei außerordentlich groß, entsprechend auch die Zahl der Anfragen. Vor diesem Hintergrund geben die beiden Fachleute Tipps, worauf Interessierte vor dem Kauf einer Photovoltaikanlage achten sollten.

    Selbstversorgung oder Amortisation: Was ist wichtiger?

    Wer sich eine Solaranlage zulegt, spart Strom und tut somit etwas für die Umwelt. Aber es müsse sich auch finanziell rechnen, ist ein anderes Argument. Beides ohne Wenn und Aber unter einen Hut zu bekommen, ist nicht einfach. 

    Wer die direkte Nutzung des selbst erzeugten Sonnenstroms in den Vordergrund stellt, für den ist nach Ansicht von Andreas Stephan ein sogenanntes Balkonkraftwerk "eine interessante Möglichkeit zur Selbstversorgung". Auch bekannt als Plug-In- oder Balkonsolaranlage fallen für die Anschaffung laut Stephan zwischen 500 und 800 Euro an. Die Umsatzsteuer entfällt, weil der Bund auf diese Weise Solaranlagen fördern will.

    Die Module können zum Beispiel am Balkon installiert und unkompliziert an eine Außensteckdose angeschlossen werden. Die Haushaltsgeräte ziehen sich dann direkt den Strom von dieser Anlage, so dass teurer Fremdstrom vermieden wird. So lässt sich nach Stephans Darstellung die Stromrechnung pro Jahr um bis zu 170 Euro drücken.

    Wer die größere Nummer haben will, sollte eine auf dem Dach installierte Photovoltaikanlage in Erwägung ziehen. Dabei ist nach Ansicht von Finanzexpertin Maertsch wichtig, wie viel Strom von einer solchen Anlage selbst verbraucht und wie viel demzufolge noch ins öffentliche Netz eingespeist wird.

    Wie berechnet sich die Wirtschaftlichkeit einer Dachanlage?

    Während sich ein Balkonkraftwerk nach Rechnung von Andreas Stephan schon nach vier bis sieben Jahren amortisiert, dauere es zum Beispiel bei einer 12.000 Euro teuren Dachanlage bis zu zwölf Jahre. Expertin Maertsch empfiehlt diese grobe Ermittlung der Wirtschaftlichkeit: Erhaltene Vergütung für ins Netz eingespeisten Strom plus durch die Anlage gesparte Stromkosten (bei 30 Cent pro Kilowattstunde, kWh) minus Anschaffungskosten der Anlage.

    Wie beim Balkonkraftwerk stehe die Eigennutzung des erzeugten Solarstroms im Vordergrund, meint Martsch. Nur ins Netz einzuspeisen, rechne sich kaum. Maertschs Formel: "Umso höher der Eigenverbrauch, desto größer die Ersparnis." Wer beispielsweise ein Elektroauto oder eine Wärmepumpe hat, könne diesen Eigenverbrauch signifikant nach oben schrauben.

    Wer eine Anlage für Mischnutzung hat, bekommt laut Maertsch für 20 Jahre eine garantierte Einspeisevergütung von 8,2 Cent pro kWh. Mit Hilfe von digitalen Steuerungen im Haus könne der Strombedarf intelligent geregelt und damit der so wichtige Eigenverbrauch optimiert werden.

    Wann macht eine Batterie für die Solaranlage Sinn?

    Nur für große Dachanlagen, nicht für die kleineren Balkonkraftwerke. Denn die Energiespeicher sind teuer: Nach Informationen von CAE-Fachmann Stephan liegen die Preise bei bis zu 1400 Euro pro kWh Installationsleistung. Wer also eine Anlage mit 10 Kilowattpeak (kWp) hat, kommt gut und gerne auf 10.000 Euro.

    Wichtig sei die Lebensdauer des Speichers, meint Stephan. Sie hänge von den Ladezyklen ab. Was die Größe der Batterie angeht, rät Verbraucherberaterin Maertsch: Die Speicherkapazität solle maximal 1,6-mal so groß sein wie die Leistung der Solaranlage.

    Zu beachten sei auch, dass die Lebensdauer der Batterien mit höchstens 15 Jahren "wesentlich kürzer" sei als jene der Photovoltaikanlage. Der Austausch der Speichereinheiten sei teuer, was in den Ertragsprognosen oft übersehen werde.

    So oder so: Ein Stromspeicher verringere auf jeden Fall die Abhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz mit seinen Preisschwankungen, betont CAE-Experte Stephan. Sein Credo: "Die selbst erzeugte und verbrauchte Kilowattstunde ist die ökonomisch und ökologisch beste Kilowattstunde."

    Wie groß sollte die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach sein?

    Verbraucherberaterin Maertsch empfiehlt für eine vierköpfige Familie mit einem Stromverbrauch von 4500 bis 5000 kWh pro Jahr und einer eigenen Solarstromproduktion von 1000 kWh eine Anlage mit mindestens sechs kWp. Nur unter 1500 bis 1800 Euro pro kWp installierter Leistung sei bei einer Laufzeit der Anlage von 20 Jahren mit einer gewinnbringenden Investition zu rechnen. Um das zu erreichen, rät Maertsch: "Vergleichen Sie mehrere Angebote."

    Solarstrom: Wichtige BegriffeKilowattstunde (kWh): Diese Maßeinheit gibt an, wie viel Strom verbraucht oder erzeugt wurde. Er ist auf der Stromrechnung die Basis dafür, wie viel letztendlich an den Energieversorger zu zahlen ist. Bei Solaranlagen stellen sie den erzielten Stromertrag dar.Watt, Kilowatt: Diese Begriffe beziehen sich darauf, wie viel eine Solaranlage leisten kann. Weil dabei die Maximalleistung wichtig ist, wird oft die Maßeinheit Kilowattpeak (kWp) verwendet.Wechselrichter: Solaranlagen erzeugen Gleichstrom. Der Wechselrichter wandelt ihn in haushaltsüblichen Wechselstrom um. Wer mit seiner Anlage Solarstrom ins Netz einspeisen will, braucht aus technischen Gründen andere Wechselrichter als Nutzer von Balkonanlagen.Amortisation meint, wann sich eine Anlage rechnet. Also, wann die Erträge und Gewinne der Anlage genauso hoch sind wie die Investitionskosten.aug

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