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OCHSENFURT/BAMBERG: Bierflaschen: Am Bügelverschluss scheiden sich die Geister

OCHSENFURT/BAMBERG

Bierflaschen: Am Bügelverschluss scheiden sich die Geister

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    Kultiges Plopp: Bier mit Bügelverschluss hat viele Fans. Die Kauzen Bräu in Ochsenfurt hat sich gerade aus Qualitätsgründen von einer Flasche mit Bügel verabschiedet. Das sorgt für Diskussionen.Angelika Warmuth, dpa
    Kultiges Plopp: Bier mit Bügelverschluss hat viele Fans. Die Kauzen Bräu in Ochsenfurt hat sich gerade aus Qualitätsgründen von einer Flasche mit Bügel verabschiedet. Das sorgt für Diskussionen.Angelika Warmuth, dpa Foto: Foto:

    „Fehlentscheidung“: Solche Reaktionen im Internet hat die Kauzen Bräu in Ochsenfurt (Lkr. Würzburg) bekommen, weil sie künftig bei ihren Bierflaschen auf den Bügelverschluss verzichtet. Die Diskussion dazu vor allem auf Facebook zeigt, dass es hier um mehr geht als nur einen Verschluss. Es geht auch um Kult, Nostalgie und Grundsätzliches.

    Umfrage unter Frankens Brauereien zeigt: Meinungen gehen auseinander

    Wenn man sich unter Brauereien im Bierland Franken umhört, zeigt sich, dass der Bügelverschluss einen unterschiedlichen Stand hat. Die einen schwören auf ihn, für die anderen ist die Erfindung aus dem 19. Jahrhundert aus diversen Gründen kein Thema.

    Die Kauzen Bräu in Ochsenfurt hat sich mit ihrem gerade bei jungen Biertrinkern populären „Käuzle“ in der 0,33-Liter-Flasche vom Bügel verabschiedet, weil der Verschluss mittlerweile zu heikel geworden sei mit Blick auf die Qualität der Ware. Die Bügel verlören zu oft ihre Spannung, die Verschlussgummis würden immer wieder undicht, verdeutlicht Brauerei-Chef Karl-Heinz Pritzl.

    Kauzen: Reaktionen auf Umstellung sind positiv

    Dass das „Käuzle“ jetzt in der gängigen Euro-Flasche mit Kronkorken angeboten wird, komme bei den Kunden an, so Pritzl. Die Reaktionen auf die Umstellung sei in den vergangenen Tagen „zu 98 Prozent“ positiv ausgefallen. Das sehen viele Facebook-Nutzer anders. „Kein Ploppen mehr beim Öffnen?“, zeigt sich ein Nutzer irritiert. „Bügelverschluss muss bleiben“ oder „Da geht's nur um Geld – der Kunde wird nicht gefragt“, sind andere Reaktionen. Kauzen-Chef Pritzl entgegnet, dass sein Unternehmen mit der Umstellung auf Kronkorken „gar nichts“ spare. Immerhin müssten jetzt unter anderem erst mal für 300.000 Euro neue Flaschen fürs „Käuzle“ gekauft werden.

    Der Abschied vom Bügelverschluss sei allein „eine perspektivische Entscheidung“ mit Blick auf die Qualität gewesen. Freilich sieht Pritzl, „dass der Bügel seine Fans hat“ – aber eher bei älteren Kunden.

    Brauerbund: Bügelverschluss kann Probleme machen

    Dass der Bügelverschluss Probleme machen kann, gibt auch Sprecher Walter König vom Bayerischen Brauerbund in München zu. Die Flaschen würden schon mal als verschließbare Aschenbecher missbraucht. Mancher Handwerker nehme sie auch zur Hand, um in der Werkstatt chemische Flüssigkeiten abzufüllen. All dieses Leergut sei dann schwer oder gar nicht mehr zu reinigen, so König. Ein Argument, das auch Kauzen-Chef Pritzl für den Abschied vom Bügel anführt.

    Bügelverschluss ist in Bayern „fest verankert“

    Trotz des höheren Aufwands ist dieser Verschluss aus Sicht von Brauerbund-Sprecher König nach wie vor in der bayerischen Bierlandschaft verankert. „Ich würde nicht sagen, dass man davon weggeht.“ Viele Brauereien setzten in Segmenten nach wie vor auf ihn. Welchen Anteil die Bügelflasche in Bier-Bayern hat, konnte König nicht sagen.

    Brauereien wie Leikeim in Altenkunstadt (Lkr. Lichtenfels) oder Göller in Zeil am Main (Lkr. Haßberge) zählen zu den Befürwortern des Plopps beim Öffnen: „Wir halten am Bügel fest“, sagt Juniorchef Max Göller. Mit diesem Verschluss gebe es keine Probleme. Gravierender sei die Tatsache, dass im Leergut häufig Flaschen oder Bügelverschlüsse mit Prägungen oder fremden Logos seien. Diese Flaschen müssen dann aussortiert werden – ein in der Branche teures Problem. Die Hälfte der Göller-Flaschen sind nach den Worten des Juniorchefs mit Bügelverschluss.

    Wie andere Brauereien reagieren

    Keine Kronkorken, nur Bügel: Diesen Weg geht von Anfang an die vor zehn Jahren gegründete Pax Bräu in Oberelsbach (Lkr. Rhön-Grabfeld), die mit ihrem Slogan „Schwerter zu Zapfhähnen“ bekannt wurde. Firmengründer Andreas Seufert hat allerdings Verständnis für Skeptiker des Bügels: „Der Verschluss macht einige hygienische Probleme.

    “ So sei eine der Unwägbarkeiten, dass sich unter dem Verschlussgummi Schmutz sammeln könne oder dass der Verschluss undicht werde. „Kronkorken sind präziser.“ Pax hat nach Seuferts Worten ungefähr 200 000 Bügelflaschen im Umlauf, die nach dem Füllen stets von Hand geschlossen werden. Diese in der Branche unübliche Handarbeit habe den Vorteil, dass der Mitarbeiter gleich sehe oder spüre, wenn etwas mit dem Verschluss nicht stimmt. „Unter fünf Prozent“ sei die Quote der Pax-Flaschen, die wegen ihres Verschlusses Probleme machen, schätzt Seufert.

    Die einen so, die anderen so

    Auch die zur Kulmbacher-Gruppe gehörende Würzburger Hofbräu hat mit ihren „Keiler“-Bieren Bügelflaschen im Repertoire. Es sei „selbstverständlich“, dass sein Unternehmen an diesem Verschluss festhalte, betont Marketingleiter Matthias Klingbeil. Gar nicht auf Bügel setzen zum Beispiel Kaiserdom in Bamberg oder Distelhäuser in Tauberbischofsheim. Das sei kein Thema, war aus beiden Häusern zu hören.

    Wer Bügelverschluss hat, bleibt dabei

    In der Interessensgemeinschaft Bierland Oberfranken mit seinen 180 regionalen Brauereien hat man indes beobachtet, dass es abseits von Bügel oder Kronkorken einen neuen Trend gibt: die Euroflasche. Dieser leicht bauchige Typ – bekannt etwa von der Augustiner Bräu in München – sei derzeit gerade bei hellen Bieren angesagt, erzählt Gisela Meinel-Hansel aus Hof, die im Beirat von Bierland Oberfranken sitzt. Eine einheitliche Tendenz pro oder kontra Bügelverschluss hat sie in ihrer Region nicht ausgemacht. Wer auf Bügel setze, der bleibe dabei. Allein schon wegen der erheblichen Investitionen in Abfüll- und Reinigungsanlagen „verabschiedet man sich da nicht einfach mal so“.

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