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Lauda: Carsharing mal anders: Warum die Firma Lauda ihre Dienstautos an die Bevölkerung verleiht

Lauda

Carsharing mal anders: Warum die Firma Lauda ihre Dienstautos an die Bevölkerung verleiht

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    Per App buchen und Auto aufschließen: Bei der Firma Lauda kann sich die breite Bevölkerung  seit einigen Monaten Dienstautos wie einen herkömmliches Leihwagen besorgen. Nutzerin Janin Mohr zeigt, wie es geht.
    Per App buchen und Auto aufschließen: Bei der Firma Lauda kann sich die breite Bevölkerung  seit einigen Monaten Dienstautos wie einen herkömmliches Leihwagen besorgen. Nutzerin Janin Mohr zeigt, wie es geht. Foto: Thomas Obermeier

    Nicht jeder Privatmensch muss ständig mit seinem eigenen Auto unterwegs sein, man kann sich Autos auch teilen: Diesen Gedanken des sogenannten Carsharings setzt die Lauda Dr. R. Wobser GmbH & Co. KG auf eine Weise um, die weit und breit einzigartig sein dürfte. Denn das auf Temperiergeräte spezialisierte Unternehmen in Lauda-Königshofen (Main-Tauber-Kreis) stellt seine Dienstautos auch der breiten Bevölkerung zur Verfügung.

    Das Fazit nach einem Jahr fällt für Lauda-Finanzchef Mario Englert positiv aus – und das, obwohl sich Carsharing bislang eher in Ballungsräumen etabliert hat: "Es läuft unterm Strich deutlich besser als ich am Anfang gedacht habe."

    Was der Grundgedanke des Carsharing-Modells bei Lauda ist

    Das macht Englert nicht an Zahlen, sondern am Grundgedanken des Projekts aus: Dienstautos stehen mehr herum, als dass sie gefahren werden. Was liege also im Sinne von Umweltbewusstsein näher, als diese Fahrzeuge Menschen auch außerhalb des Unternehmens zur Verfügung zu stellen?

    Daraus entstand ein Modell, das dem herkömmlichen Carsharing entspricht: Nutzerinnen und Nutzer laden sich eine App aufs Smartphone, mit der sich ein Lauda-Auto buchen und öffnen lässt. Es falle eine einmalige Registrierungsgebühr von 6 Euro an, heißt es in den Nutzungsbedingungen. Hinzu kommen 50 Cent pro Buchung. Die gebuchte Stunde kostet 3 Euro. Wer den Wagen mehrere Tage nutzen will, zahlt 30 Euro pro 24 Stunden. Außerdem sind 22 Cent pro gefahrenen Kilometer zu entrichten.

    Wie man sich einen Lauda-Dienstwagen mieten kann

    Das Prozedere "ist einfach", meint Janin Mohr aus dem Nachbarort Gerlachsheim. Sie arbeitet bei Lauda und hatte 2022 eine Zeit lang kein eigenes Auto. Zur Arbeit sei sie damals oft mit dem Fahrrad gekommen, aber für andere Zwecke habe sie eben einen Privatwagen gebraucht. Also mietete sie sich eines der Lauda-Dienstautos. Das habe ihr sehr geholfen.

    Im Sommer 2021 hatte Lauda-Chef Gunther Wobser die firmeneigene Carsharing-Idee. Die Umsetzung lag dann in den Händen von Mario Englert und einem mehrköpfigen Team.

    Carsharing warf bei Lauda viele Fragen auf

    Es seien seinerzeit "eine Menge Arbeit" und viele Fragen entstanden, so der Finanzchef. Zum Beispiel: Wie ist das mit der Versicherung oder bei Pannen? Was ist zu regeln, wenn das Leihauto stark verschmutzt zurückgegeben wird oder wenn es nicht dort abgestellt wurde, wo es vom nächsten Nutzer abgeholt wird? Ganz zu schweigen davon, wie die Buchführung bei Lauda für das Carsharing-Projekt aufgestellt werden muss.

    Englert zufolge gibt es auf fast alle dieser Fragen eine Antwort. Die Dienstautos seien vollkaskoversichert, es gebe einen Pannenschutzbrief sowie auf der App eine Navigationsfunktion, wo das gesuchte Auto steht. Allerdings sei das insofern noch nicht relevant gewesen, weil Abholen und Übergabe immer auf dem Firmengelände stattfinden müsse. Und besonders verschmutzt seien die Autos bislang nicht zurückgebracht worden.

    Dienstwagen-Verleih: Stimmen Aufwand und Ertrag?

    Fünf bis sechs Lauda-Beschäftigte kümmern sich neben ihrem Hauptjob um die Carsharing-Verwaltung. 30 Fahrzeuge umfasst die Dienstwagenflotte von Lauda, bis zu fünf davon werden laut Englert für das Carsharing bereitgestellt – fast alles Elektroautos. Wird einer dieser Wagen dienstlich gebraucht, dann sei er in dieser Zeit für das Mietmodell gesperrt.

    Wie hoch die Kosten für das Carsharing-Modell sind, hat der Geschäftsführer noch nicht ausgerechnet. Auch sei der Erfolg "schwer zu messen". Doch die Einnahmen und Ausgaben seien zweitrangig, denn es gehe mehr um den Öko-Gedanken als um Zahlen für die Bilanz. Damit wolle das Unternehmen mit seinen knapp 600 Beschäftigten den gesetzlichen Nachweispflichten in puncto Nachhaltigkeit nachkommen – und darüber hinaus Gutes tun. Denn die Kundschaft frage immer häufiger danach, wie umweltbewusst Lauda grundsätzlich aufgestellt sei.

    Um auf das Carsharing-Angebot aufmerksam zu machen, habe Lauda im Ort Flugblätter verteilen lassen, erklärt Sprecherin Claudia Haevernick. Sie habe im weiten Umkreis recherchiert: Das Dienstwagen-Mietmodell sei einzigartig. Die Bilanz nach etwa einem Jahr falle zufriedenstellend aus: 113-mal wurden Lauda-Autos für private Zwecke gebucht – in 49 Fällen vom eigenen Personal, in 64 Fällen von Externen.

    Einen Hinkefuß hat das Angebot freilich: Lauda-Königshofen ist mit seinen 14.500 Einwohnerinnen und Einwohnern Provinz. Die Nachfrage hat Grenzen, denn bevölkerungsstarke Orte wie Würzburg oder ähnliche Großstädte sind weit weg. Trotzdem freut sich Projektbeauftragter Englert, dass "das alles funktioniert".

    Andere Unternehmen hätten sich bereits zwecks Nachahmung über das Lauda-Carsharing informiert. Außerdem habe es einen weiteren Effekt: Einige Nutzerinnen und Nutzer der Mietflotte freuten sich, "dass sie endlich mal ein E-Auto ausprobieren können".

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