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Bad Kissingen/Schweinfurt: "Deutsche Dienstrad":  Eine junge Frau aus Unterfranken ist eine der besten 50 Unternehmerinnen Deutschlands

Bad Kissingen/Schweinfurt

"Deutsche Dienstrad":  Eine junge Frau aus Unterfranken ist eine der besten 50 Unternehmerinnen Deutschlands

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    Christina Diem-Puello mit ihrem Rennrad vor dem Regentenbau in Bad Kissingen. Regelmäßig fährt sie mit ihrem E-Bike von ihrem Wohnort Bad Kissingen nach Schweinfurt in ihr Büro.
    Christina Diem-Puello mit ihrem Rennrad vor dem Regentenbau in Bad Kissingen. Regelmäßig fährt sie mit ihrem E-Bike von ihrem Wohnort Bad Kissingen nach Schweinfurt in ihr Büro. Foto: Daniel Peter

    Christina Diem-Puello konnte als Kind schon früh Fahrradfahren. Nicht, weil sie besonders talentiert war, wie sie erzählt, sondern weil ihr Opa nicht locker gelassen hat. In die Pedale treten – das ist Familientradition. Ururgroßvater Engelbert Wiener hatte in Schweinfurt mit einem kleinen Fahrradeinzelhandel begonnen, Opa Bernd Seuffert gründete daraus den Fahrradhersteller Winora. Und ihre Mutter Susanne Puello ist eine Pionierin des E-Mountainbikes.

    Es sind große Fußstapfen, in die Christina Puello-Diem gerade tritt. Mit Erfolg. In einem kürzlich erschienenen Ranking im "Handelsblatt" wird die 34-Jährige mit ihrer Firma "Deutsche Dienstrad" unter den besten 50 Unternehmerinnen Deutschlands genannt. Die Nachricht, neben BMW-Aktionärin Susanne Klatten oder Westwing-Gründerin Delia Lachance mit aufgeführt zu sein? Eine Überraschung, sagt sie: "Ich war völlig unvorbereitet, als ich die ersten Glückwünsche bekommen habe."

    Es muss nicht Berlin oder München sein: "Deutsche Dienstrad" sitzt in Schweinfurt

    Die 34-Jährige freut vor allem, dem Wirtschaftsstandort Mainfranken eine Stimme zu geben: "Zukunft braucht Herkunft, das ist meine feste Überzeugung." Ein Slogan, den die junge Unternehmerin lebt. Ihre Firma hat ihren Sitz nicht in Berlin oder München, Diem-Puello blieb der Familientradition treu und gründete in Schweinfurt: "Wir müssen nicht in den Ballungszentren sitzen, um großartige Themen in Deutschland oder weltweit bewegen zu können."

    Studiert hat die gebürtige Schweinfurterin BWL und Personalrecht. "Aber wie das in einem Familienunternehmen so ist, musste ich alle Stellen einmal durchlaufen, vom Marketing über die Produktion bis zur Logistik", sagt die Älteste von fünf Geschwistern. Fünf Jahre war sie in den USA, um dort für Winora die E-Mountainbike-Marke Haibike aufzubauen. "Wenn man als Tochter in einem Familienunternehmen groß wird, muss man oftmals mehr leisten als andere, um akzeptiert zu werden."

    Christina Diem-Puello führt die Fahrrad-Dynastie weiter

    Im neu gegründeten Unternehmen "Pexco" ihrer Familie beschäftigte sie sich dann intensiv mit dem Thema Dienstrad-Leasing. "Die Nachfrage aus dem eigenen Firmenkundennetzwerk wurde so groß, dass ich mich entschlossen habe, mit meinem Mann eine eigenständige Gesellschaft auszugründen", so Diem-Puello. Nun führen sie das Erbe der Fahrrad-Dynastie in der vierten Generation fort.

    Zusammen mit ihrem Mann Maximilian Diem, der für das Thema Digitalisierung zuständig ist, gründet Diem-Puello "Deutsche Dienstrad". Zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt: 2020, während des ersten Lockdowns. Der Notar habe gefragt, ob sie wirklich ganz sicher sind. "Ich war mir ganz sicher!", sagt die 34-Jährige.

    Was ist die Geschäftsidee hinter dem Unternehmen "Deutsche Dienstrad"?

    Ihre Geschäftsidee: Firmen ein volldigitales Abwicklungsprogramm zur Verfügung zu stellen, über das diese ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern E-Bikes anbieten können. "Ein Zukunftsmarkt", sagt Diem-Puello. "Wir gehen davon aus, dass dies in den nächsten zehn Jahren bei allen deutschen Arbeitgebern ein Standardteil des Gehalts sein wird." Die Dienstrad-Lösung sei "ein Steuerfördermodell der Bundesregierung über die Gehaltsumwandlung".

    Genau das mache ihr Konzept aus, wie sie vorrechnet: "Wenn ich Mitte 30 bin, zwei Kinder habe, ein Haus gebaut habe, zwei Autos besitze, hat man mal nicht eben so 7000 Euro auf der hohen Kante, um sich zwei E-Bikes für die Familienausflüge am Wochenende zu leisten." Dienstrad-Modell mache eben diese Mobilität erschwinglich. "Bei einem 3500 Euro teuren Fahrrad käme die monatliche Rate auf rund 80 Euro – der Mitarbeiter spürt das Netto jedoch nur mit rund 40 Euro."

    Die 34-Jährige spricht, als wäre sie bereits Jahrzehnte im Geschäft – und ist es irgendwie ja auch: "Ich bin im Büro meiner Mama groß geworden." Ihre Mutter sei ihr Vorbild. "Die fleißigste Frau mit Mut, Herz, Einsatzbereitschaft und Leistungsbereitschaft. Dank ihr habe ich immer gewusst, dass ich nicht an Elite-Hochschulen studieren muss, sondern auf allen Bildungswegen alles erreichen kann, wenn ich Einsatzbereitschaft und Fleiß zeige."

    Welche Eigenschaften Unternehmer und Unternehmerinnen haben müssen

    Eine Überzeugung, die ihr die Gründung leicht gemacht hat. "Die wichtigste Eigenschaft eines Unternehmers ist es, Mut zu haben und keine Angst davor zu haben zu scheitern. Ich habe immer gewusst, dass, wenn etwas nicht funktioniert, wir smart genug sind auch wieder auf die Füße zu kommen." Mit der gleichen Leidenschaft, mit der die 34-Jährige über das Thema Mobilität redet, spricht sie auch über ihre Rolle als Unternehmerin: "Ich unterstütze Gründungen und begleite junge Menschen auf ihrem Weg." Vor allem für Frauen sieht sich als "Role Model".

    In Bad Kissingen hat Christina Diem-Puello eine neue Heimat gefunden. Ihr Unternehmen hat seinen Sitz in Schweinfurt.
    In Bad Kissingen hat Christina Diem-Puello eine neue Heimat gefunden. Ihr Unternehmen hat seinen Sitz in Schweinfurt. Foto: Daniel Peter

    Zwei Jahre nach Gründung hat Deutsche Dienstrad rund 350.000 Räder vermittelt. "Wir vervierfachen uns jedes Jahr", sagt Diem-Puello. Unter ihren Kunden befinden sich neben Arbeitgebern aus der Region wie den Heiligenfeld Kliniken in Bad Kissingen auch Firmen wie Fressnapf, die Louis Vuitton Moet Hennessy Gruppe oder Bundesligaclubs wie Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt. Ob ein Fußballprofi auf einem Deutsche Dienstrad sitzt, darf die Firmenchefin aus Datenschutzgründen nicht sagen: "Aber wir bringen alle Angestellten der Bundesligavereine auf die Fahrräder, dazu zählen ja auch die Spieler."

    Gestartet mit sieben Angestellten, beschäftigt das Ehepaar heute rund 110 Menschen – 75 davon in Schweinfurt. "Wir haben es geschafft viele spannende Menschen in die Region zu holen", sagt Diem-Puello. "Die jungen, innovativen Leute wissen, dass sie nicht mehr in der Großstadt wohnen müssen, auch in einer ländlichen Region ist es schön. Da hat uns Corona in die Karten gespielt." Ihrem Team habe sie auch ihren Erfolg zu verdanken: "Alleine wäre ich nie dorthin gekommen."

    Obwohl Schweinfurter Urgestein, wohnt die 34-Jährige inzwischen in Bad Kissingen, wo ihr Mann seine Wurzeln hat. Für Diem-Puello die Chance, öfter aufs Rad zu steigen. Im Sommer fährt sie  mit dem E-Bike nach Schweinfurt ins Büro: "Wenn man um 6.30 Uhr losfährt, ist man um 7.30 Uhr am Schreibtisch und hat schon einmal den Kopf frei – das ist traumhaft!"

    Deutsche DienstradDas Unternehmen Deutsche Dienstrad gründeten Christina Diem-Puello und Maximilian Diem  2020 in Schweinfurt. Die Firma verbindet Arbeitgebende, Arbeitnehmende und Fachhändlerinnen und Fachhändler mit einer volldigitalen Infrastruktur, über die Dienstfahrräder bestellt, geleast und verwaltet werden können.Das Geschäftsmodell: Die "Deutsche Dienstrad" schließt einen Rahmenvertrag mit einem Unternehmen, das Zugang zu einem Bestell- und Abwicklungsportal erhält. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfahren bei einer Infoveranstaltung, wie sie ein Dienstrad leasen können und erhalten einen Registrierungslink für ein Portal. Dort sind die Händler zu finden, bei dem sie sich vor Ort ein E-Bike aussuchen können.Der Händler stellt dann ein passendes Angebot ins Portal ein, das der Firmenangestellte akzeptiert und vom Arbeitgeber freigegeben wird. Mit einem Abholcode kann der Mitarbeiter sein Rad beim Händler abholen. Durch das Steuerfördermodell wird die monatliche Rate vom Bruttogehalt abgezogen – brutto wird also weniger versteuert, der Arbeitnehmende spart.Quelle: Deutsche Dienstrad, jsc

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