Handwerk, Gastronomie, Handel, Logistik: Fast jeder Wirtschaftsbereich leidet hierzulande unter Fachkräftemangel. So drohe bei den Speditionen „ein Fahrermangel mit weitreichenden Folgen für Wirtschaft, Industrie und Logistik“, teilt der Deutsche Speditions- und Logistikverband unter Berufung auf die „ZF-Zukunftsstudie Fernfahrer“ mit. Die Überalterung in der Branche sei hoch.
Handwerk: Kunden werden es merken
Auch im wirtschaftlich florierenden Handwerk läuten die Alarmglocken: Zwar sei die Zahl der neuen Lehrlinge 2016 in Unterfranken das zweite Jahr in Folge gestiegen. „Dennoch hätten die Betriebe rund ein Drittel mehr Lehrstellen besetzen können“, teilte Hauptgeschäftsführer Rolf Lauer von der Handwerkskammer in Würzburg mit. Weniger Auszubildende, das bedeute weniger Fachkräfte, weniger Meister „und damit weniger Betriebe“. Aufgrund dieser Entwicklung „werden Handwerkskunden künftig längere Wartezeiten und weitere Wege in Kauf nehmen müssen“, so Lauer.
IHK-Experte: Lage wird immer gravierender
Bei der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt ist man ähnlich elektrisiert. Der Fachkräftemangel in der Region „wird immer gravierender“, sagte stellvertretender Hauptgeschäftsführer Max-Martin W. Deinhard auf Anfrage. „Wir laufen in die Situation hinein, dass wir das wirtschaftlich merken.“ Laut Deinhard konnten seit 2012 zwölf Prozent weniger Lehrstellen in Mainfranken besetzt werden als benötigt. Insgesamt seien in diesen Jahren 28 000 Fachkräfte-Stellen in der mainfränkischen Wirtschaft unbesetzt geblieben. Es sei wichtiger denn je, jungen Menschen und deren Eltern den Wert einer Berufsausbildung klarzumachen. Ein Hochschulstudium sei nicht in jedem Fall der goldene Weg, „der Akademisierungswahn“ müsse weg.
„Engpassanalyse“ zeigt, wo es in Mainfranken hakt
Um den Fachkräftemangel besser zu durchblicken, machen die Arbeitsagenturen seit Jahren eine „Engpassanalyse“. Für Mainfranken geht daraus hervor, dass in 26 von knapp 70 untersuchten Berufsgruppen die Vakanzzeit bei offenen Stellen um 40 Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegt – allen voran in der Altenpflege, im Bereich Sanitär/Heizung/Klimatechnik und auf dem Bau. Immerhin gibt es Ansätze gegen den Mangel: Im vergangenen Jahr startete unter der Regie der Region Mainfranken GmbH die Kampagne „Wie für Dich gemacht“. Sie soll die Vorzüge der Region zeigen und Fachkräfte anlocken.