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WÜRZBURG: Flyeralarm: Ex-Bertelsmann-Manager soll weitere Expansion vorantreiben

WÜRZBURG

Flyeralarm: Ex-Bertelsmann-Manager soll weitere Expansion vorantreiben

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    Von Gütersloh nach Würzburg: Markus Schmedtmann will Flyeralarm weiter ausbauen.Fotos: Norbert Schwarzott
    Von Gütersloh nach Würzburg: Markus Schmedtmann will Flyeralarm weiter ausbauen.Fotos: Norbert Schwarzott

    Die Regale in seinem neuen Büro im zweiten Stock der Flyeralarm-Zentrale in Würzburg sind noch leer, nur ein paar großformatige Bilder und die Möbel sind schon da. Seit Anfang April ist Ex-Bertelsmann-Vorstand Markus Schmedtmann Chief Executive Officer (CEO) und damit der operative Chef von Europas wohl größter Online-Druckerei. Wir trafen ihn gemeinsam mit den beiden Geschäftsführern Thorsten Fischer und Tanja Hammerl zum Exklusivinterview. Dabei ging es um den Unterschied zwischen Konzern und Mittelständler, die Pläne für weiteres Wachstum bei Flyeralarm – und den Fakt, dass ein Autounfall auch seine positiven Seiten haben kann.

    Frage: Herr Schmedtmann, Sie haben ja eine schöne Zeit hinter sich – waren mit Ihrer Familie auf Weltreise. Richtig?

    Markus Schmedtmann: Stimmt, wir waren tatsächlich neun Monate unterwegs. Ich bin ja nach 22 Jahren aus dem Bertelsmann-Konzern raus und da war das auch mal nötig. Ich kann das nur empfehlen, sich eine Auszeit zu gönnen. Gerade wenn man einen neuen Job anfängt, da kann man ja nicht von heute auf morgen einfach umschalten.

    Das heißt, dass die Entscheidung, zu Flyeralarm zu gehen, schon vor längerer Zeit gefallen ist?

    Schmedtmann: Ja, das war im Sommer 2013. Man muss ja wissen, dass ich Frau Hammerl und Herrn Fischer schon seit vier Jahren privat kenne. Wir waren immer in Kontakt und ich habe die Entwicklung von Flyeralarm verfolgt. Da hat sich das ergeben.

    Wie haben sie sich denn kennengelernt?

    Schmedtmann (lacht): Ich bin Herrn Fischer ins Auto gefahren – und es war ausgerechnet auch noch das Auto von Frau Hammerl.

    (Allgemeines Gelächter) Das müssen Sie drei uns schon erklären.

    Thorsten Fischer: Ich war mit Tanjas Auto in Berchtesgaden unterwegs. Es war ziemlich glatt. Tanja Hammerl: Da ist es eben passiert. Aber ich habe Herrn Schmedtmann das schnell verziehen.

    Schmedtmann: Herr Fischer und ich sind abends an der Bar bei ein paar Bier ins Gespräch gekommen und haben festgestellt, dass wir in der gleichen Branche sind. Ja, das war wohl so etwas wie Schicksal.

    Und das hat Sie von einem Weltkonzern zu einem Mittelständler geführt . . .

    Schmedtmann: Das ist ganz einfach. Bertelsmann war ja kein klassischer Konzern, eher eine Ansammlung von Hunderten von Einzelunternehmen, die sehr selbstständig agieren konnten. Das aber ändert sich gerade. Und ich will nicht verhehlen, dass ich nicht der klassische Konzernmensch bin. So kam es zur Entscheidung, nach Würzburg zu gehen. Und was ich in den ersten Wochen hier bei Flyeralarm gesehen habe, bestätigt mich: Wir sind eher ein Schnellboot – ein schwerfälliger Konzern wollen wir nie werden. Wachsen wollen wir aber sehr wohl. Darüber sind wir drei uns einig.

    Die Personalie hat für viel Wirbel gesorgt, ein Fachblatt schrieb gar von der „Nachricht des Jahres“. Herr Fischer, Sie haben Flyeralarm gegründet. Ist Ihnen mit der Verpflichtung von Herrn Schmedtmann nun ein Coup gelungen?

    Fischer: Aus meiner Sicht ist es vergleichbar mit dem FC Bayern: Wir haben mit Markus Schmedtmann jetzt auch unseren Pep Guardiola. Ja, Markus Schmedtmann ist für Flyeralarm absolut die Topbesetzung.

    Frau Hammerl, Herr Fischer, was erwarten Sie sich von Herrn Schmedtmann?

    Hammerl: Herr Schmedtmann ist ein absoluter Branchenprofi, hat enorme Erfahrung und bei Bertelsmann 10 000 Leute geführt. Zudem kennt er E-Commerce – und wir bringen ja zusätzlich zum klassischen Druck-Geschäft noch neue Dienstleistungen auf den Markt. Ja, wir wollen jetzt richtig Gas geben.

    Fischer: Ich glaube, dass wir mit der Unterstützung von Herrn Schmedtmann die Richtung, die wir bei Flyeralarm eingeschlagen haben, weitergehen werden. Da geht es etwa darum, wie wir mit unseren Kunden, Partner, Lieferanten und Mitarbeitern umgehen. Und es geht auch um die Verankerung in der Region.

    Gutes Stichwort. Herr Schmedtmann, Sie sind von Gütersloh nach Würzburg gewechselt – quasi von einer Provinzregion in die andere. Kein Problem für Sie?

    Schmedtmann: Aber nein, gar nicht. Die Ostwestfalen und die Franken sind sich ja auch gar nicht so unähnlich. Und von Würzburg bin ich sowieso absolut begeistert. Die Stadt hat ja von außen gesehen schon einen guten Ruf, wird aber meiner Meinung nach immer noch unterschätzt. Und die Lebensqualität hier ist schon außerordentlich gut. Herr Fischer hat mich kürzlich abends zu einem Glas Wein auf die Alte Mainbrücke mitgenommen. Mensch, habe ich ihm gesagt, für einen Ostwestfalen ist das ja fast schon Italien hier.

    Heißt das auch, dass sich für Flyeralarm die Standortfrage nicht stellt?

    Schmedtmann: Absolut nicht. Wir stehen 100-prozentig zu Würzburg und zur Region. Im Gegenzug kann aber auch die Stadt stolz auf ein Unternehmen wie Flyeralarm sein.

    Und wie wird nun unter Ihnen drei künftig die Aufgabenteilung aussehen?

    Hammerl: Herr Schmedtmann wird das komplette operative Geschäft leiten. Herr Fischer und ich kümmern uns vorwiegend um Strategien und die weitere Internationalisierung – bei der sich aber natürlich auch Herr Schmedtmann einbringen wird. Hinzu kommt aber nicht zuletzt: Jemand, der von außen kommt, sieht die Dinge anders und packt sie anders an. Neue Besen kehren anders – und das tut Flyeralarm jetzt mal gut.

    Flyeralarm

    Die zwölf Jahre seit der Gründung von Flyeralarm 2002 gelten in der Branche als Erfolgsgeschichte. Heute dürfte das Würzburger Unternehmen mit einem Umsatz von über 280 Millionen Euro (2013) Europas größte Onlinedruckerei sein. Seit Ende 2012 kümmert sich Flyeralarm ausschließlich um Verwaltung und Vertrieb. Die Produktion liegt beim Partner Druckhaus Mainfranken mit Standorten am Firmensitz Marktheidenfeld, in Würzburg, Greußenheim und in Sachsen. Insgesamt sind in beiden Firmen 1500 Mitarbeiter beschäftigt. Text: MD

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