Gas-Krise, Lieferengpässe, Materialmangel: Die Metall- und Elektroindustrie in Unterfranken leidet zunehmend unter dem, was zurzeit bundesweit die Wirtschaft lähmt. Viele Betriebe müssen die Produktion drosseln.
Das wird aus einer Konjunkturumfrage deutlich, die der Unternehmerverband bayme/vbm jetzt in Würzburg vorstellte. Demnach ist trotz der schlechten Vorzeichen ein Rest an Zuversicht zu erkennen. Denn knapp 38 Prozent der befragten Betriebe in der Region wollen in den kommenden Monaten neue Arbeitsplätze schaffen. Drei Prozent befürchten, Stellen streichen zu müssen.
Welchen Stellenwert die Metallindustrie in der Region hat
Die Lage in Unterfranken sei "angespannt, unsicher und heterogen", wird Vorstandsvorsitzender Martin Johannsmann vom bayme/vbm-Bezirk Main und Rhön in einer Mitteilung zitiert. Johannsmann ist auch Vorsitzender der Geschäftsführung des Wälzlagerherstellers SKF in Schweinfurt. Er appellierte an die Branche: "Wir müssen jetzt jede – und zwar jede – Energiequelle nutzen, um kurzfristig die Abhängigkeit von russischem Gas weiter zu reduzieren."
Mit 90.000 Beschäftigten gilt die Metall- und Elektroindustrie in Unterfranken als tragende Säule der Wirtschaft. Insofern ist die Stimmung dort ein genereller Indikator.
Was die Metall-Unternehmen in der Region für 2022 erwarten
Und die Stimmung scheint momentan besonders getrübt zu sein: Der Konjunkturumfrage zufolge rechnen 28 Prozent der Unternehmen in diesem Jahr mit Verlusten oder immerhin einer schwarzen Null. Dieser Wert war in jüngster Vergangenheit niedriger gewesen.
Vor diesem Hintergrund gibt sich Johannsmann pessimistisch: "Verschlechtern sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Jahresverlauf weiter, dürften immer mehr Unternehmen auf eine kritische Ertragslage zusteuern." Mit Blick auf die nächste Tarifrunde im Herbst kritisierte er die Gewerkschaft IG Metall für ihre Forderung nach 8 Prozent mehr Lohn. Das werde die Unternehmen zu sehr belasten und sei "überzogen und gefährlich".

Der Mitteilung des Verbandes zufolge sind die Aussichten für 2023 ebenfalls schlecht. Gerade mal 8,3 Prozent der befragten Unternehmen erwarten im ersten Halbjahr eine Entspannung ihrer wirtschaftlichen Lage. Dass das schon in 2022 geschieht, davon gehe kein Betrieb aus.
Neben der Gas-Krise im Zusammenhang mit Russland verursachen seit Monaten die Lieferengpässe der unterfränkischen Metall- und Elektroindustrie die meisten Schmerzen. Mittlerweile jeder dritte Betrieb sei davon "stark beeinträchtigt", so Johannsmann. Jedem zweiten Unternehmen werde zu wenig geliefert. 33 Prozent erhielten bei manchen Produkten überhaupt keine Lieferungen mehr.