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WÜRZBURG: Koenig & Bauer bekommt vier Töchter

WÜRZBURG

Koenig & Bauer bekommt vier Töchter

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    Koenig & Bauer bekommt vier Töchter
    Koenig & Bauer bekommt vier Töchter

    Die Koenig & Bauer AG (KBA) erhält eine neue Unternehmensstruktur. Das segneten am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Würzburg die Aktionäre des weltweit zweitgrößten Druckmaschinenherstellers ab. Die neue Struktur sieht die Ausgründung von vier operativen Tochtergesellschaften und die Umwandlung der Muttergesellschaft Koenig & Bauer AG in eine Management-Holding vor. Die werde sich, sagte KBA-Vorstandschef Claus Bolza-Schünemann, „positiv auf die Gesellschaft und deren Ertragskraft auswirken“.

    Das Ja der Aktionäre zur Umstrukturierung schien zu Beginn der Hauptversammlung nicht in sicheren Tüchern. Schließlich war eine sogenannte qualifizierte Mehrheit, das sind immerhin 75 Prozent der anwesenden Stimmrechte, dafür nötig. Da aber aufgrund des Bahn-Streiks eine Reihe von Aktionären und Banken abgesagt hatten, war die bange Frage: Welche Auswirkungen wird ihr Fehlen für die so wichtige Abstimmung haben. Es lag also eine gewisse Spannung über dem Vogel Convention Centrum (VCC). Doch Aufsichtsratschef Martin Hoyos konnte um 14.50 Uhr das Zustimmungsergebnis von 99,98 Prozent verkünden: Die neue Konzernstruktur war mit überwältigender Mehrheit angenommen.

    Die vier neuen Tochterfirmen stehen für die künftigen Geschäftsbereiche Digital & Rolle (KBA-Digital & Web Solutions), Bogen (KBA-Sheetfed Solutions), Wertpapier (KBA-NotaSys) und Produktion (KBA-Industrial Solutions). Bis auf die Bogen-Tochter, die ihren Sitz in Radebeul haben wird, sind sie in Würzburg angesiedelt. Man habe im April die Mitarbeiter in Würzburg und Radebeul detailliert über die neue Unternehmensstruktur informiert, sagte Bolza-Schünemann. Und auch für die Aktionäre hatte er eine wichtige Information: Auf ihre „vermögensmäßige Stellung“ und auf die Börsennotierung von KBA hätten „die Ausgliederungen keine Auswirkung“.

    Allerdings wird sich die neue Struktur auf den bisher sechsköpfigen Vorstand auswirken: Bei der Holding verbleiben Vorstandschef Claus Bolza-Schünemann, Finanzvorstand Mathias Dähn und Restrukturierungsvorstand Andreas Pleßke. Die bisherigen Vorstandsmitglieder Michael Kummert, Christoph Müller und Ralf Sammeck werden Geschäftsführer jeweils eines Tochterunternehmens. Dies habe, so Bolza-Schünemann, „monetär keinerlei Auswirkungen“. Neu ist Lothar Hohmann als Geschäftsführer der KBA-NotaSys AG & Co. KG in Würzburg.

    In seinem Lagebericht ging Bolza-Schünemann auf den Grund für die Neustrukturierung bei. So sei aus der „einstigen Domäne“ von Koenig & Bauer, dem Geschäft mit großen Zeitungsrotationen, in den vergangenen Jahren nur noch ein „Nischengeschäft“ geworden. Mit dem in Dezember 2013 beschlossenen Programm „Fit@All“ habe man daher das gesamte Unternehmen auf den Prüfstand gestellt. So verteilten sich in der Tat bei KBA viele Funktionen bislang auf mehrere Standorte, das führte zu Mehrarbeit und Mehrkosten. Das alles soll nun besser werden.

    Beherrschendes Thema aber war bei Koenig & Bauer in den vergangenen Jahren der Stellenabbau. Er sei für die betroffenen Mitarbeiter „sehr schmerzhaft“ gewesen, räumte Bolza-Schünemann ein, angesichts des deutlich geschrumpften Weltmarktvolumens „aber leider unvermeidlich“. Die Folge: Der ehemalige 8000-Mitarbeiter-Konzern beschäftigte Ende 2014 noch 5731 Mitarbeiter. Ende März waren es – ohne Auszubildende, Praktikanten, bereits freigestellte Mitarbeiter und Beschäftigte in Altersteilzeit schon nur noch 4711 Mitarbeiter. Bis Ende 2016, rechnete Bolza-Schünemann vor, werde die Mitarbeiterzahl dann auf etwa 4500 geschrumpft sein.

    Beim Punkt „Aussprache“, in früheren Hauptversammlungen reichlich genutzte Plattform für kritische Redner, ergriffen nur zwei Aktionärsvertreter das Wort. Sie stellen Fragen, äußerten milde Kritik, verteilen aber auch Lob. Erstaunlicherweise kein Thema: die Entwicklung des KBA-Aktienkurses. Er war Anfang des Jahres von etwa 10 Euro – wo er jahrelang vor sich hin getümpelt war – auf um die 20 Euro hochgeschnellt.

    Applaus von den Aktionären gab es für Reinhart Siewert (77) und Baldwin Knauf (75), sie legten mit Ablauf der Versammlung ihr Aufsichtsratsmandat nieder. Für den ehemaligen Vorstandschef Siewert ein ganz besonderer Moment: Er war seit Juli 1965 bei Koenig & Bauer.

    „Der Stellenabbau war sehr schmerzhaft, aber leider unvermeidlich.“

    Claus Bolza-Schünemann, Vorstandschef Koenig & Bauer

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