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Eltmann: Wie Corona den Eltmanner Schachversand Ullrich matt setzte

Eltmann

Wie Corona den Eltmanner Schachversand Ullrich matt setzte

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    Robert Ullrich  hat im Eltmanner Stadtteil Limbach einen Schachversand aufgebaut, der mehr als 3000 Artikel zu dem Thema auf Lager hat und weltweit verschickt.
    Robert Ullrich  hat im Eltmanner Stadtteil Limbach einen Schachversand aufgebaut, der mehr als 3000 Artikel zu dem Thema auf Lager hat und weltweit verschickt. Foto: Wolfgang Sandler

    Königlich geht es zu im beschaulichen Eltmanner Stadtteil Limbach im Landkreis Haßberge. Zwar wohnen hier keine gekrönten Häupter, aber das Spiel der Könige hat da eine seiner Hochburgen. Die Firma Schachversand Ullrich hat sich ausschließlich diesem strategischen Brettspiel verschrieben. Über 3000 Artikel warten in den Lagern des Unternehmens darauf, weltweit verschickt zu werden. Was im Jahre 1987 aus einem Hobby entstand, hat sich mittlerweile zu einer der größten Firmen rund um den Schachsport in Deutschland entwickelt.

    Das Sortiment von Ullrich umfasst Schachspiele, Schachuhren, Garten- und Freilandschach, Schachsoftware, Schachbücher in verschiedenen Sprachen, PC-Schachbretter, DVDs - kurz: alles was irgendetwas mit Schach zu tun haben könnte. Und was sich nicht in den schier unerschöpflichen Lagern in Limbach und Augsfeld befindet, versucht Robert Ullrich zu besorgen. Ullrich lebt Schach, Schach ist schon immer sein Leben.

    Das Unternehmen aus Limbach ist breit aufgestellt

    Der Versand ist nicht die einzige Firma, die Robert Ullrich gegründet oder übernommen hat. "Als vor neun Jahren der Joachim-Beyer-Verlag zum Verkauf anstand, war es die logische Konsequenz", so Robert Ullrich, "sie hier einzubinden." Der komplette Lagerbestand und die Rechte des Verlags gingen an das Unternehmen Ullrich über. Es versteht sich von selbst, dass der Verlag ausschließlich Schachliteratur  veröffentlichte und nun unter der Ägide von Robert Ullrich weiter verlegt. Die Bücher werden weltweit vertrieben. "Wir haben Abnehmer in den USA, in Großbritannien, den Niederlanden und viele Länder mehr." Deshalb lässt Ullrich zahlreiche deutsche Titel auch ins Englische übersetzen, um sie auch in nichtdeutschsprachigen Märkten anbieten zu können. 

    Außer den Schachartikeln und -büchern hat das Limbacher Unternehmen noch zwei weitere Standbeine. Zum einen die Vertretung des Schweizer Verlags Daimon, dessen Vertrieb Ullrich in Deutschland übernommen hat. Dessen rund 250 Bücher haben jedoch nichts mit Schach zu tun. Und das jüngste Mitglied im Firmenverbund ist der Versand von Steckbildern und Steckspielen mit Senioren und Behinderten als Hauptzielgruppe, zum Teil auch mit Schachmotiven. Damit soll die Motorik der Anwender trainiert werden. Die Gewichte sind im Unternehmen aber eindeutig verteilt. Der Schachversand macht 65 Prozent des Umsatzes aus, 20 Prozent fallen auf den Joachim-Beyer-Verlag, 9 Prozent auf die Steckspiele und nur 6 Prozent auf den Vertrieb der Produkte aus dem Daimon-Verlag. 

    Am Standort Limbach sind im Schachversand Ullrich die Mitarbeiterinnen (von links) Brigitte Ullrich und Anja Hußlein sowie Inhaber Robert Ullrich tätig. Im Hintergrund zwei Motive der Steckbilder, deren Versand das jüngste Standbein des Unternehmens darstellt.
    Am Standort Limbach sind im Schachversand Ullrich die Mitarbeiterinnen (von links) Brigitte Ullrich und Anja Hußlein sowie Inhaber Robert Ullrich tätig. Im Hintergrund zwei Motive der Steckbilder, deren Versand das jüngste Standbein des Unternehmens darstellt. Foto: Wolfgang Sandler

    Dabei konkurriert der Schachversand Ullrich bundesweit mit einer überschaubaren Zahl an Unternehmen. Robert Ullrich beschreibt die Situation so: "Lediglich drei Firmen in Deutschland bestehen aus mehr Mitarbeitern als nur dem Inhaber." Das sind außer seinem Schachversand nur zwei weitere in Münster und Dresden. "An welcher Stelle unter diesen drei Firmen wir stehen, zwei oder drei, das weiß ich nicht." Da Unternehmen dieser Größenordnung fast ausschließlich inhabergeführt seien, würden keine Bilanzen veröffentlicht. Robert Ullrich beschäftigt zur Abwicklung seines Versandhandels eine Vollzeit- und eine Teilzeitkraft. Ferner einen Heimarbeiter, der das Layout für die Bücher erstellt, die Robert Ullrich verlegt, und einen Mini-Jobber für spontane Aufträge wie Kurierfahrten sowie nach Bedarf einen Lektor für die Bücher.

    Mit dem Computer oder auf dem Brett spielen

    Es gibt bei Schachversand Ullrich nichts zum Thema Schach, das es nicht gibt. Ganz stolz ist der Inhaber zum Beispiel auf ein Schachspiel für Sehbehinderte und Blinde. "Das werden Sie höchstens bei drei Anbietern in Deutschland finden." Hier sind die weißen Felder auf dem Schachbrett abgesenkt, die dunklen Figuren sind durch eine Spitze leicht zu ertasten. Oder ein E-Board. Das kann über USB oder Bluetooth mit dem PC verbunden werden, auf dem dann ein spezielles Schachprogramm läuft. Die Partie mit dem Computer kann aber ganz normal auf einem Brett mit Holzfiguren geführt werden.

    Und auch ein "richtiger" Schachcomputer ist im Sortiment. "Da gibt es nicht viele Geräte, die das nötige Level besitzen", so Ullrich, "denn unsere Kunden sind Turnierspieler, da muss der Computer schon leistungsstark sein." Auch Exoten wie "Schachspiele für den Außenbereich" sind im Programm. Wenn der König schon 64 Zentimeter groß ist, dann wiegt ein Sortiment Figuren stattliche 32 Kilogramm. Vor Ort müssen diese noch mit Sand zur besseren Standfestigkeit gefüllt werden. 

    "Die besten Schachfiguren kommen aus Indien"

    Robert Ullrich, Unternehmer

    Robert Ullrich vertreibt nicht nur seine Artikel weltweit. Er kauft auch weltweit ein. "Die besten Schachfiguren kommen aus Indien", erklärt er. Das sei noch auf die britische Kolonialzeit zurückzuführen, als sich der englische Adel seine Schachfiguren in Indien aus Edelhölzern schnitzen ließ. Daraus sei dort eine eigene Industrie entstanden. Einmal im Jahr, erzählt Ullrich, kommt ein Händler aus Indien, der seine Bestellungen aufnimmt und dann die gewünschten Sortimente aus dem gehobenen Bereich liefert.

    Den Einkauf macht Robert Ullrich übrigens selber. "Da kommt es mir zu pass, dass ich eigentlich gelernter Kaufmann bin." Der Inhaber war früher bei der Zeiler Firma "allmilmö" beschäftigt, ehe er sein Hobby zum Beruf machte. Das Öffnen von Bezugswegen sei ihm deshalb bestens vertraut. Aber er kauft nicht nur fertige Ware, um sie zu vertreiben. Ullrich lässt auch selbst produzieren. So hat das Unternehmen Schachfiguren aus Kunststoff in eigener Regie in Auftrag gegeben, die natürlich deutlich günstiger im Preis liegen als ihre edlen Kollegen aus Rosenholz oder Palisander. 

    Coronavirus sorgt für eine ungewisse Zukunft

    Die Entwicklung des Unternehmens beschrieb seit der Gründung im Jahre 1987 im Nebenerwerb und seit 2002 als Vollerwerbsbetrieb ein stete Erfolgskurve nach oben. Bis, ja, bis Corona kam. Auch den Schachversand hat die Pandemie empfindlich getroffen. "Weil wir einen erheblichen Anteil unserer Umsätze mit Schulen und öffentlichen Einrichtungen, Nachmittagsbetreuungen und Schachclubs machen", so Robert Ullrich. All das finde ja im Moment nicht statt. Schachkurse seien derzeit komplett Fehlanzeige. Langsam laufe das Vereinsleben in den Schachclubs jetzt wieder an, aber man wisse ja nicht, wie sich alles weiterentwickelt, so Ullrich. Und auch mancher Hersteller könne derzeit nicht liefern. Deshalb verkaufe man nun erst mal den Lagerbestand. Das auch deutlich weniger geschäftig als vor Corona. Und er hofft - wie viele andere Branchen - darauf, das sich die Situation auch im Schach irgendwann normalisiert.

    Mitarbeiterin Anja Hußlein macht eine Lieferung für einen Kunden versandfertig.
    Mitarbeiterin Anja Hußlein macht eine Lieferung für einen Kunden versandfertig. Foto: Wolfgang Sandler
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