Die Schweinfurter Unternehmensgruppe Maincor hat am Freitagmittag beim Amtsgericht Schweinfurt Insolvenzantrag gestellt. Das bestätigte das Unternehmen auf Nachfrage dieses Portals. Wie es in einer Stellungnahme des Vorstandsvorsitzenden Dieter Pfister heißt, hat der Einbruch des Exports insbesondere in Spanien, Italien und Osteuropa dazu geführt, dass dem Unternehmen Zahlungsunfähigkeit droht. Angestrebt werde ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, das es ermöglichen würde, den Geschäftsbetrieb selbst uneingeschränkt fortzuführen.
Im Jahr 2004 gegründet
Maincor wurde 2004 im Zuge eines Management-Buyouts von Dieter Pfister, seiner Frau Gudrun – sie sitzt für die CSU im Stadtrat Schweinfurt – und Werkleiter Martin Schneider gegründet. Die Übernahme vollzog sich aus dem finnischen Großkonzern Uponor heraus, der damals mit einem Segment in Haßfurt produziert hatte. Mit der seinerzeitigen Übernahme bewahrte Pfister rund 110 Mitarbeiter vor der Entlassung. Mit der Ex-Uponor-Mannschaft legt der Unternehmer zugleich den Grundstein für seine inzwischen stark gewachsene Maincor, die in der Gruppe zuletzt 630 Beschäftigte zählte. 2010 lag der Jahresumsatz bei 86 Millionen Euro.
Im Jahr 2011 wurden durch die Übernahme der insolventen Firma Weißenberger in Mellrichstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) erneut rund 80 Arbeitsplätze gerettet. Die Übernahme erfolgte durch die Tochter Maintools, die ebenfalls 2004 gegründet wurde und seit 2008 eine Betriebsstätte in Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt) hat. Maintools ist im Bereich Werkzeug- und Formenbau tätig, entwickelt und baut Maschinen.
Pfister, seit Anfang 2011 Präsident der Industrie- und Handelskammer Unterfranken, wurde im Oktober 2011 die „Staatsmedaille für beson-dere Verdienste um die bayerische Wirtschaft“ in München durch den bayerischen Wirtschaftsminister Martin Zeil verliehen. Schon zuvor hatte sich Pfister (52) über 15 Jahre in verschiedensten Gremien der IHK engagiert.
Zahlreiche Auszeichnungen
Maincor erhielt 2009 und 2010 gleich mehrere Auszeichnungen, Pfister selbst wurde 2009 mit dem Bayerischen Gründerpreis bedacht. Die mit 60 Prozent hohe Exportquote beweise den internationalen Erfolg der Maincor und die Aufnahme der innovativen Produkte am Markt, hieß es bei der damaligen Preisverleihung.
Die Unternehmensgruppe besteht aus den vier Geschäftsbereichen Rohrsysteme Hochbau, Tiefbau und Industrie sowie Maschinenbau.
Neben der Zentrale in Schweinfurt gibt es Produktionsstandorte in Haßfurt, Knetzgau, Mellrichstadt sowie Bautzen und Marl.
Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall, Peter Kippes, zeigte sich von der Nachricht nicht überrascht. Es habe vieles darauf hingedeutet, dass die Unternehmensgruppe „extrem fremdfinanziert ist“. Man habe in Gesprächen mit dem Management darauf hingewiesen, dass das „aus unserer Sicht kein dauerhafter Zustand sein kann“, sagte Kippes. Er kündigte gegenüber dieser Zeitung an, dass seine Gewerkschaft alles Mögliche für die Belegschaft tun werde, wobei der Erhalt der Arbeitsplätze im Vordergrund stehe.
Der Weg in die Insolvenz
Wenn ein Unternehmen dauerhaft kein Geld mehr hat, muss es Insolvenzantrag stellen. Aber auch schon bei drohender Zahlungsunfähigkeit sowie bei Überschuldung ist ein Insolvenzantrag Pflicht. Dann übernimmt meist ein vorläufiger Insolvenzverwalter das Ruder.
Beauftragt wird in derartigen Fällen in der Regel ein versierter Rechtsanwalt. Er erhält besondere Vollmachten, sichtet das vorhandene Vermögen, prüft die Bücher und die gegen die Firma bestehenden Forderungen. In Abstimmung mit den Gläubigern kümmert sich der Insolvenzverwalter um ein Sanierungskonzept oder sucht nach einem Investor.
Hauptsächliches Ziel eines Insolvenzverfahrens ist es, die Interessen der Gläubiger zu befriedigen, indem das Vermögen des Schuldners verwertet und der Erlös verteilt wird. Nicht selten kann das Unternehmen – dessen Betrieb ja in der Regel weiterläuft – auch saniert werden. Im schlimmsten Fall endet ein Insolvenzverfahren mit der Liquidation des Unternehmens. Was an Besitz noch vorhanden ist, kommt unter den Hammer, die Firma wird aufgelöst. (Text: dpa)