Dass der Fachkräftemangel den mainfränkischen Unternehmen wehtut, ist bekannt. Doch nun lassen neue Zahlen aufhorchen: So entsteht der Region durch den Engpass ein volkswirtschaftlicher Verlust von 1,7 Milliarden Euro pro Jahr – Tendenz steigend.
So viel wie Kitzingen Einwohner hat
Wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt am Dienstag weiter mitteilte, fehlen in Mainfranken derzeit 20.000 Fachkräfte. Das entspricht der Einwohnerzahl der Stadt Kitzingen. 45.000 fehlende Fachkräfte – also mehr als doppelt so viele wie heute – werden es laut IHK 2030 sein. Der volkswirtschaftliche Schaden dann: 4,2 Milliarden Euro. Das entspricht 10,2 Prozent der gesamten mainfränkischen Wirtschaftsleistung und in etwa dem aktuellen Bruttoinlandsprodukt zum Beispiel von Montenegro.
Natürlich steht die Region in dieser Hinsicht nicht alleine da. In Deutschland gehen dem Mittelstand nach Expertenschätzungen jedes Jahr 65 Milliarden Euro an Umsatz flöten, weil ihm Fachkräfte fehlen. Gemeinhin gilt das Thema neben der Digitalisierung und der Unternehmensnachfolge als größte Herausforderung für die Wirtschaft.
62 Prozent der Betriebe schlagen Alarm
Die IHK in Würzburg stützt sich bei den am Dienstag präsentierten Zahlen auf den regionalisierten Fachkräftemonitor aller bayerischen Kammern, in den Statistiken unter anderem der Bundesagentur für Arbeit und anderer Behörden einfließen. Die Zahlen für Mainfranken bringen den stellvertretenden IHK-Hauptgeschäftsführer Max-Martin Deinhard zu dem Fazit: „Der Fachkräftemangel ist aktuell das größte Problem unserer Wirtschaft. 62 Prozent der Betriebe sehen die zunehmenden Personalengpässe als Risiko für ihr Geschäft.“
Wo Fachkräfte fehlen
Besonders im Maschinenbau, in der Betriebstechnik, der Konstruktion, der Produktionssteuerung sowie der Unternehmensführung und -organisation ist der Fachkräftemangel laut IHK-Bericht besonders gravierend. Gut fünf Prozent aller angebotenen Fachkräftejobs seien in der Region unbesetzt.
Das zieht einen weiteren Effekt nach sich: Kommen keine neuen (und meist jüngeren) Kräfte nach, steigt das Durchschnittsalter des angestammten Personals. Es liegt der IHK zufolge momentan bei 43,9 Jahren – im Jahr 2030 bei 48,8 Jahren.
Wo Lösungen sein könnten
Um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen, müssen nach Ansicht von Deinhard „Wirtschaft und Politik wirksame Gegenmaßnahmen ergreifen“. Einen Ansatz sieht er darin, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Denn Frauen stellten das größte Fachkräftepotenzial dar. Auch die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland könne zur Beseitigung des Engpasses beitragen.
Die IHK hat ein Online-Portalmit Tipps für Unternehmer, wie Fachkräfte angeworben und gehalten werden können.