Pizza geht nur verschärft, nur mit Chilisauce: Davon sind Marco Schirmer, Marion Henneberger und Tobias Kettemer überzeugt. Sie haben sich mit ihrer Leidenschaft für die scharfen Schoten getraut, ein Unternehmen zu gründen: die "Nightshade Chili-Manufaktur". Auf einem Gartengrundstück in Euerbach im Kreis Schweinfurt bauen sie jetzt die Pflanzen an, verarbeiten die Früchte zu Saucen und vermarkten sie über regionale Läden.

Das Foliengewächshaus ist 20 mal 5 Meter groß und selbstgebaut. "Learning by doing", lacht Marco Schirmer in Erinnerung an das vergangene Jahr. Etwa, als die hohe Schneelast des Winters das Bauwerk zusammenbrechen ließ. Oder als eine Windhose die Folie zerriss, gerade als der Boden für die Pflanzung vorbereitet war.

"Wir haben es jedes Mal verbessert", erklärt der 30-jährige Yacht-Konstrukteur aus dem nahen Schonungen. Als gelernter Schreiner ist er mit seinem Freund Tobias Kettemer, dem Elektriker, verantwortlich für die handwerklichen Arbeiten. Marion Henneberger ist die Dritte im Bunde.
Wie die Chili-Idee entstanden hat
Viel gelernt und ausprobiert hatten die drei Freunde schon vorher. Schließlich bauten sie schon länger auf ihren Balkonen oder kleinen Beeten verschiedene Chili-Sorten an und testeten diverse Rezepte. "Frisch schmeckt Chili ganz anders, als wenn es monatelang transportiert wird, es kommt ja vor allem aus China" erklärt Marion Henneberger ihre Leidenschaft. Von ihren selbstgemachten Pasten, Saucen oder getrockneten Chili konnten Freunde und Familie nicht genug bekommen.
Eine Geschäftsidee war geboren: Chili regional anbauen, möglichst biologisch, selbst verarbeiten und die verschiedenen Produkte daraus regional verkaufen. "Wir sind privat auch überzeugt von Regionalität", sagt Schirmer.

Ein Zufall kam den drei Freunden zu Hilfe, so dass sie am Ortsrand von Euerbach einen brachliegenden Garten für einen größeren Anbau nutzen konnten. 2020 machten sie das Gelände wieder urbar und bauten ein Gewächshaus. Viele unterschiedliche Chili-Sorten wählten sie im ersten Jahr aus, um zu testen, welche sich am besten eignen.
"Spannend", aber auch "nervenaufreibend" war für sie der Prozess der Unternehmensgründung ihrer Nightshade Chili-Manufaktur. Der englische Begriff "Nightshade" steht für Nachtschatten. Chilis gehören zur Familie der Nachtschattengewächse – so wie Tomaten oder Kartoffel.
Und plötzlich kamen Blattläuse ins Gewächshaus
Aus bestelltem Saatgut zog Marco Schirmer mehrere hundert Pflanzen heran, pikierte die Keimlinge in kleine Töpfe und setzte sie nach den Eisheiligen ins Gewächshaus. Als sich Blattläuse zeigten, begannen die drei Hobby-Gärtner, jede Pflanze mit Wasser abzuspritzen. "Wir haben die Seiten des Gewächshauses geöffnet und dann sind viele Marienkäfer gekommen", erklärt Schirmer. "Die Natur hat sich selbst geholfen". Chemischer Pflanzenschutz ist keine Option für die Geschäftsleute.
Im Juni 2021 erfolgte die offizielle Gründung von "Nightshade Chili" mit der Anmeldung des Gewerbes im Nebenerwerb. "Wir haben vorher alles geplant und uns gut eingelesen", erklärt Marion Henneberger, die im Marketingbereich arbeitet und den "Büro- und Schriftkram" erledigt, von der Buchführung bis zum Design.

Etliche Schulungen zum Umgang mit Lebensmittel mussten absolviert werden. Das Gesundheitsamt kam vorbei, um die sogenannte Gewerbeküche des Trios abzunehmen. Darin kochen die Jungunternehmer nach der Ernte ihre Chili-Saucen: mit Tomaten, Zwiebeln und Paprika von Landwirten aus der Region, mit selbst angebauten Kräutern und vor allem mit ihrer Carolina Reaper Chili, der aktuell schärfsten Schote der Welt mit fruchtiger Note. "Überraschend viele Menschen essen sehr scharf", weiß Marco Schirmer.
"Wir mussten dann ein Labor finden, das die Inhalte der Saucen genau untersucht und die Haltbarkeit prüft", sagt Marion Henneberger. In kleinen Glasflaschen füllte das Trio von Hand seine Saucen in zwei unterschiedlichen Schärfegraden ab, Marion entwarf die Etiketten dafür.
Wie die weiteren Chili-Pläne aussehen
Die beiden Produkte boten die drei Jungunternehmer verschiedenen Supermärkten und Geschäften an. Sie sind nun seit Oktober in vielen Regalen in der Region zu finden.
Neben den Kosten für alle Anschaffungen und Investitionen war vor allem die Arbeit sehr zeitintensiv, gestehen die Drei. Neben den Vollzeitberufen werkelten sie am Feierabend und am Wochenende, informierten sich oder diskutierten über die nächsten Schritte.
"Wir wollen jetzt erst mal abwarten, wie das Ganze einschlägt", meint Marion Henneberger. "Wenn es läuft, erweitern wir nächstes Jahr eventuell das Sortiment."