Die Vermarktung von Rindern und Kälbern, Schweinen und Ferkeln, von Nutzvieh und Schlachtvieh in Franken war bis zum Jahresende 2018 der Geschäftsbereich der "Fränkischen Viehvermarktung GmbH" (FVV) mit Sitz in Rimpar (Landkreis Würzburg). Seit Jahresanfang 2019 gibt es diese GmbH nicht mehr. Sie wurde eine Abteilung einer Genossenschaft im Landkreis Mühldorf am Inn im Südosten Bayerns.
Die "Viehvermarktungsgenossenschaft Oberbayern-Schwaben" (VVG) mit Sitz in Waldkraiburg ist eines der größten und finanzstärksten deutschen Unternehmen in der Viehbranche. Aufgrund der Fusion kamen für die über 15 104 Mitglieder, für Lieferanten und Kunden der VVG zu den 15 üblichen Winterinformationsveranstaltungen vier weitere dazu. Auch im unterfränkischen Hammelburg und Giebelstadt, im osthessischen Steinau-Ürzell und in der Oberpfalz legen der Vorstandsvorsitzende Hubert Mayer, Geschäftsführer Sebastian Brandmaier und Bereichsleiter der VVG Rechenschaft über ihre Genossenschaft ab.
In Giebelstadt wiesen Bernhard Hirt und Peter Schmitt, die beiden bisherigen Geschäftsführer der FVV, auf die Vorteile der Fusion hin. "Für unsere knapp 700 Lieferanten bringt der Zusammenschluss kaum Änderungen, aber viele Vorteile", erläuterte Peter Schmitt. Die Geschäftsstelle in Rimpar bleibt, ebenso wie deren Mitarbeiter. Aber die Post kommt nun aus Waldkraiburg. Und das Zahlungsziel verkürze sich vorteilhaft auf zehn Tage.
Schließung der Tauberbischofsheimer Schlachthofs war herber Verlust
Mit der Fusion deckt die VVG den Viehmarkt in ganz Bayern und in angrenzenden Bundesländern ab. "Wir brauchen eine gewisse Größe und Stärke gegenüber den Schlachthöfen", sagt Schmitt. Immer mehr Schlachthöfe machen dicht. Für die fränkischen Viehvermarkter war dieSchließung des Schlachthofs OSI in Tauberbischofsheim im Februar vergangenen Jahres wegen fragwürdiger Schlachtmethoden ein herber Verlust. Um den Schlachtmarkt bedienen zu können, Frachtkosten zu bündeln und landwirtschaftlichen Betrieben mit größeren Einheiten gerecht zu werden, sei die Fusion sinnvoll und richtig. Mittlerweile werden Schweine und Großvieh an Schlachthöfe in Hof, Bayreuth, Ulm, Bamberg, Aub und Pforzheim geliefert.
Die Fränkische Viehvermarktungs-GmbH wurde im Frühjahr 2009 gegründet, als der Schlachthof in Würzburg vom Südfleisch-Konzern geschlossen wurde. "Wir haben damals als Viehgroßhändler schnell Fuß fassen können", blickt Bernhard Hirt zurück. Die GmbH habe sich etwa zum "größten Rinderhändler im nordbayerischen Raum" entwickelt. 2014 schloss sie sich als 100-prozentige Tochtergesellschaft der VVG Oberbayern-Schwaben an.
"Labels, Förderprogramme und Tierschutzauflagen werden flutartig immer mehr und wichtiger"
VVG-Vorstandsvorsitzender Hubert Mayer
Dort gibt es junges und geschultes Fachpersonal, Berater im Außendienst, Spezialisten für EU-Verordnungen, Tierschutzvorschriften und Labels, eine versierte Buchführung, eine moderne EDV und im eigenen Haus "den bedeutendsten Kälbermarkt Bayerns". "Wir haben schon vor längerer Zeit damit begonnen, unsere VVG umzustrukturieren und zukunftsfähiger zu machen", erklärt Vorstandsvorsitzender Mayer.

Die Zahlen des Geschäftsberichts der VVG können sich sehen lassen. Jedes Jahr handelt sie mit 1,3 Millionen Tiere. Der Gewinn belief sich zum Jahresende auf rund 1,1 Millionen Euro. Das Eigenkapital der VVG beträgt aktuell knapp 18,6 Millionen Euro. Der Gesamtumsatz 2018 wird mit 325 Millionen Euro beziffert. Das ist durchschnittlich eine knappe Million Euro pro Arbeitstag. Im Jahr 2018 sind 330 neue Mitglieder dazu gekommen.
Auch für die FVV war das abgelaufene Geschäftsjahr erfolgreich: 50 Millionen Euro - und damit durchschnittlich eine knappe Million Euro pro Woche - hat der fränkische Viehgroßhändler umgesetzt. Es wurden 11 187 Bullen, 2000 Färsen, also geschlechtsreife weibliche Rinder, die noch nicht gekalbt haben, 5753 Kühe, 5528 Kälber- und Bullenfresser (Jungtiere zwischen vier Wochen und sechs Monaten), 78 000 Schweine und 80 000 Ferkel gehandelt. 60 neue Mitglieder haben sich im Jahr 2018 der FVV angeschlossen.
3800 Bullen wurden nachweislich genfrei gefüttert
Bernhard Hirt und Peter Schmitt verweisen darauf, dass 3800 Vertragsbullen nachweislich genfrei gefüttert wurden. 2800 Kühe wurden über das Programm "Best Beef" an McDonalds geliefert. "Labels, Förderprogramme und Tierschutzauflagen werden flutartig immer mehr und wichtiger", weiß Vorstandsvorsitzender Mayer. Die VVG hat eigene Programme wie die "Grünland-Kuh" entwickelt. Dank des Siegels für Qualitätsfleisch könne man sich auf dem Markt von der Masse absetzen und den Erzeugern einen Mehrerlös garantieren.
"Wir haben mit der VVG eine interessante und zukunftsfähige Genossenschaft gefunden", sagt Hirt, der hofft, dass sich weitere Mitglieder anschließen. "Es stärkt unsere Gemeinschaft, wenn die Bauern hinter uns stehen."