In Unterfranken wohnen 1,3 Millionen Menschen. Knapp 63.000 davon waren Anfang Oktober überschuldet – 3,7 Prozent weniger als im Jahr davor. Das geht aus dem regionalen Schuldneratlas hervor, den die Auskunftei Creditreform am Dienstag in Würzburg veröffentlichte. Als überschuldet gelten Menschen, die langfristig Finanzprobleme von großer Tragweite haben.
Die wichtigsten Aspekte auf einen Blick:
Wo in Unterfranken ist die Schuldenlast am höchsten?
Die Innenstadt von Schweinfurt kommt laut Creditreform auf eine Schuldnerquote von 13,2 Prozent. Andere Stadtteile haben Werte zwischen 4,8 und 9,1 Prozent. Diese Zahlen beziehen sich auf die Summe der überschuldeten Menschen ab 18 Jahren in Relation zur jeweiligen Einwohnerzahl.
Ähnlich hoch ist die Schuldnerquote in Wildflecken (10,1) und Bad Brückenau (9,1) im Landkreis Bad Kissingen. Würzburg kommt je nach Stadtteil auf Werte zwischen 4,7 und 8,9 Prozent. Die Stadt Aschaffenburg weist eine Schuldnerquote zwischen 7,4 und 11,1 Prozent auf.
Alle anderen Kommunen in Unterfranken bilden eine weitgehend homogene Gruppe, weil sie dem Schuldneratlas zufolge Quoten zwischen zwei und sieben Prozent aufweisen. Was im Vergleich zu Ballungszentren einer Insel der Glückseligen gleicht, denn Städte wie Mannheim, Bremen oder Essen haben mit jeweils rund 15 Prozent bundesweite Spitzenwerte.
Wie ist die aktuelle Schuldnerquote in der Region einzuordnen?
Unterfranken hat im Durchschnitt eine Schuldnerquote von 5,7 Prozent. Das sei der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen vor 20 Jahren, teilte Creditreform weiter mit. Bayern kommt auf 5,9 Prozent, Deutschland auf 8,2.
In allen Stadt- und Landkreisen des Regierungsbezirks hat sich laut Creditreform die Überschuldungssituation im Jahresvergleich entspannt. Das liege daran, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher wegen der trüben Konjunktur mit dem Geldausgeben vorsichtig waren. Trotz der hohen Energiekosten seien die Einkommen der Privathaushalte in der Region immer noch stabil.
Hinzu kommt, dass die Zahl der Arbeitslosen trotz der Rezession immer noch gering sei, ergänzte auf Anfrage Raymond Polyak, geschäftsführender Gesellschafter von Creditreform in Würzburg. Schließlich sei Arbeitslosigkeit "einer der Hauptgründe für Überschuldung".
Wo ist der Haken bei all den Zahlen?
Von Überschuldung sprechen Fachleute, wenn Menschen mit ihren Finanzen langfristig nicht mehr klarkommen. Sind bereits Gerichte im Spiel, handelt es sich um harte Überschuldung. Weiche Überschuldung wiederum meint Fälle, bei denen die finanzielle Situation zwar massiv schlecht, aber noch nicht justiziabel ist.
Diese weiche Überschuldung ist den Angaben zufolge in Unterfranken im Jahresvergleich um 0,9 Prozent größer geworden. Ein kleiner Betrag zwar, für Creditreform jedoch ein Hinweis darauf, dass es für Tausende Menschen bald schlimmer, also zur harten Überschuldung kommen könnte.
Hintergrund sei der Effekt, dass in der Bevölkerung nach der Corona-Pandemie "ein Nachholkonsum" einsetzte. Das habe manche Menschen in Richtung Überschuldung getrieben.
Geld ausgeben: Was ist in der Bevölkerung zu beobachten?
Nach den Worten von Creditreform-Geschäftsführer Polyak ragt beim Konsum eine Zahl heraus: 2023 seien gegenüber 2022 etwa 30 Prozent mehr Ratenkredite – also zum Beispiel für kurzfristige Anschaffungen – aufgenommen worden. Das sei vor allem bei jüngeren Menschen der Fall gewesen. "Das hatten wir in dieser Altersgruppe seit Jahren nicht mehr."
Dem Schuldneratlas zufolge stieg die Schuldnerquote bei Menschen unter 30 Jahren von 4,4 auf 4,6 Prozent. Freilich sind immer noch die 40- bis 49-Jährigen diejenige Bevölkerungsgruppe mit der höchsten Schuldnerquote (8,4 Prozent). Im hohen Alter scheint all das kein Problem mehr zu sein: Bei über 70-Jährigen liegt der Wert in Unterfranken bei 2,1 Prozent.