Innerhalb des erst im vergangenen Jahr eingeführten Euro-Zahlungsraums Sepa („Single Europe Payments Area“) sollte eigentlich nicht mehr zwischen grenzüberschreitenden und nationalen Transaktionen unterschieden werden. Doch zum 1. Juli schränkt die Sparkasse Mainfranken die Möglichkeit von Online-Überweisungen ins Ausland ein. Betroffen sind Privat- und Firmenkunden, die bislang Sepa-Überweisungen über die Internetfiliale – also per Online-Banking im Internet-Browser – getätigt haben. Die Sparkasse spricht von einer „zusätzlichen Sicherungsmaßnahme“, die die ersten Sparkassen schon Mitte letzten Jahres eingeführt hätten. Als Grund nennt sie einen starken Anstieg von Betrugsfällen mit Zielkonten im Ausland. Im letzten Jahr vor allem in Großbritannien und Polen.
Die Betrüger setzen laut Sparkasse dabei Trojaner ein, die den Computer der Bankkunden zunächst unbemerkt infizieren. Erst bei der Online-Banking-Anmeldung auf der Internetseite der jeweiligen Bank wird der Computervirus aktiv: „Statt der eigentlichen Willkommensseite der Bank wird häufig eine manipulierte Hinweisseite eingeblendet. Hier wird der Kunde dann zum Beispiel aufgefordert, seine Daten zu bestätigen, eine Testüberweisung zu tätigen oder auch eine ,fälschlicherweise' gutgeschriebene Überweisung wieder zurückzusenden“, erklärt Sparkassen-Sprecher Stefan Hebig. Die Maschen seien allerdings sehr vielfältig.
Zwar erkennen die Kunden laut Hebig Betrugsversuche meist selbst. Aber: „Die Zahl der tatsächlichen Betrugsfälle im Online-Banking ist im Einzugsgebiet der Sparkasse Mainfranken in den letzten drei Jahren von einstelligen Fallzahlen auf mittlere zweistellige Fallzahlen pro Jahr angestiegen.“ Dies sei noch immer ein „moderates Niveau“, trotzdem müsse gegengesteuert werden.
Bei anderen Banken sieht man offenbar keinen Handlungsbedarf. „Wir haben bereits seit mehreren Jahren ein reduziertes Überweisungslimit für Sepa-Auslandsüberweisungen via Online-Banking für Privatkunden“, so Heiko Söhlmann von der VR-Bank Würzburg. Das Limit liege bei 500 Euro pro Tag. „Eine weitere Reduzierung dieses Limits oder eine komplette Einstellung der Sepa-Online-Überweisung ins Ausland ist derzeit nicht geplant.“ Wie die VR-Bank verzeichnet auch die HypoVereinsbank in München „aktuell keine Häufung von betrügerischen Überweisungen“. Eine Beschränkung von Zahlungen in den Sepa-Raum plane man daher nicht.
Bei der Deutschen Bundesbank sieht man die Maßnahme der Sparkasse Mainfranken kritisch: „Eine gezielte Einschränkung der Durchführung von Sepa-Überweisungen über Online-Banking ins Ausland widerspricht der Idee eines gemeinsamen europäischen Binnenmarktes im Zahlungsverkehr“, heißt es auf Nachfrage. „Die Kreditinstitute sind gefordert, grundsätzlich den Missbrauch von Online-Banking zu verhindern.“ Was die generelle Betrugsvorbeugung angeht, werden laut Bundesbank nun die gesetzlichen Vorschriften für Banken und Sparkassen „zu einer sicheren Authentifizierung im Online-Banking und für Internetzahlungen verschärft“.
Informationen über die Anzahl betrügerischer Sepa-Überweisungen ins Ausland liegen den Bundesbankern unterdessen nicht vor. Eine geregelte europaweite Erfassung von Betrugsdaten bei Überweisungen und Lastschriften werde derzeit unter den Zentralbanken des Eurosystems noch diskutiert, hieß es.
Auch die unterfränkische Polizei hat keine konkreten Zahlen zu Betrugsfällen im Online-Banking: Das Phänomen fließe in der Kriminalstatistik in die Gruppe des Computerbetrugs ein. Diese Deliktgruppe weist allerdings einen eindeutigen Trend auf: 2011 zählte die Polizei in Unterfranken noch 188 Fälle, 2014 waren es 303, für das Jahr 2015 geht man von einer weiteren Steigerung aus.
Sparkassen-Kunden, die dennoch wie bisher Online-Überweisungen in den Sepa-Raum tätigen wollen, können sich die Funktion bei ihrem Kundenberater wieder freischalten lassen. Gleichzeitig empfiehlt die Sparkasse allerdings stattdessen die Nutzung einer kostenlosen Sparkassen-App für Smartphones oder einer Banking-Software für Computer. Letztere Option ist allerdings kostenpflichtig: Die Software für Firmen gibt es ab 70 Euro.