Um die Inflation zu bremsen, will die Europäische Zentralbank (EZB) in diesem März zum sechsten Mal in Folge den Leitzins erhöhen. Der seit Monaten anhaltende Tatendrang der Währungshüter in Frankfurt hat unter anderem zur Folge, dass Banken und Sparkassen die Zinsen ebenfalls nach oben schrauben.
Für Kundinnen und Kunden scheint es allerdings so, als würden die Geldhäuser nur jene Zinsen erhöhen, an denen sie zum Beispiel über Kredite verdienen. Nicht aber jene, die sie für Guthaben zahlen müssen. Unter Sparerinnen und Sparern kann das zum Verdruss führen kann. Wie ist die Lage in Unterfranken und was ist davon zu halten? Antworten im Überblick.
Welche Zinsen müssen Kunden in Unterfranken für das Überziehen des Girokontos zahlen?
Eine stichprobenartige Umfrage unter Geldhäusern in der Region zeigt, dass zwischen Zinsen für die Kundschaft und Zinsen von der Kundschaft eine deutliche Lücke klafft. Die jüngsten Sprünge bei den Zinssätzen sind unterschiedlich.
So verlangt die Sparkasse Mainfranken als größtes Institut seiner Art in der Region für das Überziehen eines Girokontos je nach Kontomodell zwischen 8,69 und 10,44 Prozent. Vor einem Jahr hätten diese Dispozinsen noch zwischen 8,14 und 9,89 Prozent betragen, teilte das Würzburger Geldhaus auf Anfrage mit.
Die Commerzbank in Würzburg, zuständig für Teile Nordbayerns, verlangt nach eigenen Angaben zwischen 9,7 und 11,7 Prozent Dispozinsen. Anfang 2022 waren es 7,75 bis 9,75 Prozent.
Für die etwa 20 Volks- und Raiffeisenbanken in der Region nennt Markus Merz keine konkreten Zahlen. Es mache keinen Sinn, einzelne VR-Banken herauszugreifen, sagt der unterfränkische Regionalpräsident des Genossenschaftsverbandes Bayern (GVB). Die Zahlen seien zu unterschiedlich.
Dispozinsen gelten schon lange als die teuerste Art der Geldleihe von Banken. Finanzexperte Franz-Josef Eichhorn von der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) warnt vor der Gefahr, ein Girokonto zu überziehen. Das könne zur dauerhaften Überschuldung führen. Online-Banken haben Eichhorn zufolge oft niedrigere Dispozinsen als herkömmliche Banken und Sparkassen.
Wie haben sich die Zinsen bei Baudarlehen entwickelt?
Für ein klassisches Darlehen mit zehn Jahren Zinsbindung zahlt man bei der Sparkasse Mainfranken mittlerweile 3,5 Prozent (2022: 1 Prozent und weniger). Bei der Commerzbank Würzburg sind diese Sätze nahezu gleich.
Vom Genossenschaftsverband Bayern gibt es auch hierzu für die VR-Banken keine Informationen. Die VR-Banken "schützen mit ihrer langen Zinsbindung Verbraucherinnen und Verbraucher vor steigenden Zinsen", sagt Regionalpräsident Merz nur.
Wie viele Zinsen gibt es für Sparguthaben - und wie groß ist die Differenz zu Kreditzinsen?
Waren es Anfang 2022 bei der Sparkasse Mainfranken null Prozent, gebe es für Tagesgeld – gestaffelt nach Anlagebetrag – nun 0,1 bis 1 Prozent, heißt es aus Würzburg. Die Commerzbank zahlt nach eigenen Angaben seit Mitte Januar 0,25 Prozent.
Die Sparkasse Mainfranken teilt darüber hinaus mit, dass der "Sparkassenbrief" als eine Art Festgeldanlage bei einer Laufzeit von bis zu 10 Jahren zwischen 1,4 und 2 Prozent Zinsen bringe. Von Commerzbank und GVB gab es zu vergleichbaren Angeboten keine Informationen.
Somit ergibt sich bei Zinsen für Guthaben und Kredite eine deutliche Lücke. Ein vereinfachtes Rechenbeispiel: Wer 3000 Euro anlegt, bekommt zwischen 3 Euro und 75 Euro Zinsen pro Jahr. Wer 3000 Euro als Dispokredit in Anspruch nimmt, muss aktuell zwischen 244,20 Euro und 351 Euro an die Bank zahlen.
Wie begründen die Banken die Kluft bei den Zinsen für Guthaben und bei Krediten?
GVB-Regionalpräsident Markus Merz führt an, dass die VR-Banken in den vergangenen Jahren die Negativzinsen an die Kundschaft mit Verzögerung weitergereicht hätten. "Entsprechend dauert es auch beim Anstieg der Einlagezinsen."
Der Vorstandssprecher der VR-Bank Main-Rhön mit Sitz in Schweinfurt hat beobachtet, dass derzeit auffallend viele Kundinnen und Kunden Geldvermögen bunkern – vor allem auf den dafür eigentlich nicht vorgesehenen Girokonten. "Entsprechend sind auch die Zinsen nicht so hoch."
Für Sprecher Stefan Hebig von der Sparkasse Mainfranken ist klar: "Die Entwicklung der Leitzinsen ist nicht eins zu eins auf die Geschäftszinsen übersetzbar." Viele Banken und Sparkassen hätten zuletzt bei Krediten "langfristig sehr niedrige" Zinsen vereinbart.
Dies führe zu "stabilen Finanzierungsbedingungen in Deutschland, wie sie es in dieser langfristigen Form in Europa so nicht gibt", ergänzt Vorstandsvorsitzender Bernd Fröhlich. Diese Stabilität schließe im Gegenzug aus, "dass die Einlagenzinsen ebenso schnell wie die Leitzinsen steigen können", so Hebig in einer Mitteilung.

Tipps zu den Zinsen: Was sollen Kundinnen und Kunden der Banken und Sparkassen tun?
Finanzfachmann Josef Eichhorn sieht eine "gewisse Gesetzmäßigkeit", dass Banken und Sparkassen ihrer Kundschaft kompromisslos niedrigere Zinsen für Guthaben vorsetzen. Wer Geld anlegen wolle, habe normalerweise keine Verhandlungsmacht, so der Experte der THWS. Erst ab "ein paar Millionen Euro" und bester Bonität der Kundinnen oder Kunden ließen sich Banken darauf ein, über den Guthabenzins zu verhandeln.
Dass die Geldhäuser vor allem wirtschaftliche Gründe für ihr Zinsgefälle angeben, "kann ich nachvollziehen", sagt Eichhorn. Was Baudarlehen angeht, rät der Professor: die Summe aufteilen in je einen Teil mit langfristiger und einen mit kurzfristiger Zinsbindung. Das streue das Risiko, sagt Eichhorn: "Ich würde also einen Finanzierungsmix machen."
Verändert sich der Unterschied zwischen Guthaben- und Kreditzinsen bald wieder?
Schnelle Veränderungen der Situation erwartet Bankenexperte Eichhorn nicht. Sein Tipp deshalb: Bei Kreditzinsen seien Online-Banken zum Teil deutlich günstiger, weil sie keine Filialen haben und deshalb mit weniger Kosten arbeiten könnten.