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Würzburg/Schweinfurt: Zitrön statt Citroën: Marketing-Gag sorgt für Aufsehen

Würzburg/Schweinfurt

Zitrön statt Citroën: Marketing-Gag sorgt für Aufsehen

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    Mit solchen Karossen ist Citroën ab den 1950er Jahren über Frankreich hinaus bekannt geworden. Weil der Firmenname für deutsche Zungen eher schwierig ist, sollen die Autos jetzt "Zitrön" heißen.
    Mit solchen Karossen ist Citroën ab den 1950er Jahren über Frankreich hinaus bekannt geworden. Weil der Firmenname für deutsche Zungen eher schwierig ist, sollen die Autos jetzt "Zitrön" heißen. Foto: Sipa Haley, dpa

    Zweck erreicht: Mit einem ungewöhnlichen Marketing-Gag zieht die französische Automarke Citroën derzeit in Deutschland die Blicke auf sich. Citroën heiße hierzulande ab sofort "Zitrön" - der leichteren Aussprache wegen. Die Aktion im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums der zur französischen PSA-Gruppe gehörenden Marke sorgt vor allen in den Internet-Netzwerken für Diskussionen - und in manchen Autohäusern offenbar auch für Rätselraten.

    Keine Ahnung, kein Handlungsbedarf: So oder so ähnlich waren am Dienstag die Reaktionen in mainfränkischen Citroën-Niederlassungen. Für Verkaufsleiter Michael Popp vom Autohaus Georg Rüthlein in Würzburg waren Details der Aktion nicht klar. Er müsse sich da erst noch einlesen, sagte er am Vormittag. Ähnliches war auch aus Citroën-Häusern in Schweinfurt und Marktheidenfeld zu hören: Man warte erst mal ab. Offiziell wollte sich dort am Dienstag aber niemand äußern.

    Auf einer Tagung ließ Citroën die Katze aus dem Sack

    Die Deutschland-Zentrale von Citroën hat am Montag unter anderem auf ihrer Facebook-Seite ein viereinhalb Minuten dauerndes Video veröffentlicht, in dem die Namensänderung zum Teil mit Hilfe von Schauspielern dargelegt wird. Echt sind Anfangsszenen von einer Citroën-Händlertagung Anfang Juli in Düsseldorf, wo Deutschland-Chef Wolfgang Schlimme vor versammelter Gästeschar eine Tafel mit dem neuen Namen enthüllen lässt.

    Im Folgenden zeigt der Clip, wie ein fiktiver Citroën-Händler erst entsetzt und ratlos ist. Dann dreht sich seine Stimmung, so dass er und seine Mitarbeiter am Ende überzeugt sind, dass "Zitrön" eine gute Wahl sei.

    Wer den "Zitrön"-Clip gemacht hat

    Der Streifen wurde nach PSA-Angaben von einer Düsseldorfer Werbeagentur entwickelt. Kern des Gags ist, dass sich Citroën über den eigenen Namen lustig macht. Er wird im Deutschen "Sitro-enn" ausgesprochen, was oft falsch gemacht wird. Die Idee mit dem Video sei im vergangenen Herbst entstanden, sagte PSA-Sprecherin Sabine Weber gegenüber dieser Redaktion.

    Der Kurzfilm zog bis Dienstagnachmittag auf Facebook, Twitter und Instagram hunderte Kommentare und andere Reaktionen nach sich. Sie gehen weit auseinander: "Danke, Zitrön. Ich habe Tränen gelacht" oder "Geniale Werbeidee", schrieben etwa Facebook-Nutzer unter den Clip. Andere verstanden den Gag nicht oder sahen ihn kritisch: "Was für ein Blödsinn. Wenn man nicht mit Qualität der Fahrzeuge überzeugen kann, muss man sich halt was anderes ausdenken", war eine dieser Meinungen.

    Nutzer frotzeln: "Röno" statt Renault

    Auch wurde hier und da die Citroën-Aktion auf andere Marken übertragen: Peugeot solle doch nun in "Pöscho", Renault in "Röno" und Škoda in "Schkoda" umbenannt werden, frotzelten Nutzer in den sozialen Netzwerken. Indes nahmen auch diverse überregionale Medien das Thema auf.

    Nach den Worten von PSA-Sprecherin Weber ist die Aktion rein auf die Citroën-Website sowie die Auftritte in den Internet-Werken beschränkt. Wie lange sie laufen wird, "ist nicht ganz klar". Es gehe allein darum, Aufmerksamkeit zu erregen. Inwieweit "Zitrön" sich für den Konzern auch in bare Münze verwandelt, "ist schwer zu sagen", meinte die Sprecherin am Dienstag gegenüber dieser Redaktion.

    Weber hat unter den Reaktionen im Internet beobachtet, dass einige Citroën-Händler durchaus überrascht oder irritiert seien von der Sache mit "Zitrön". Andere wiederum posteten es mit Begeisterung auf ihren Firmenseiten zum Beispiel bei Facebook.

    Reaktion in der Kfz-Innung Unterfranken

    Überrascht von der Aktion war auch der Geschäftsführer der Kfz-Innung für Unterfranken, Michael Frank. Seine erste Reaktion am Montag sei gewesen: "Ich hoffe, die meinen das nicht ernst." Und: "Die machen sich ja lächerlich." Reaktionen aus der Branche habe er noch nicht mitbekommen, sagte Frank am Dienstag. Er begrüße es, dass die Aktion letztendlich nur ein Marketing-Gag sei.

    Wie die Filialisten im Land mit "Zitrön" umgehen sollen, bleibt offenbar ihnen überlassen. Vorgaben aus der deutschen PSA-Zentrale in Köln gebe es nicht, so Sprecherin Weber. "Der Handel hat keine Aktionen zu leisten."

    Wo Citroën doch nicht zu Zitrön wird

    Rechtlich bindend ist "Zitrön" offenbar auch nicht: Das Unternehmen firmiert weiterhin unter Citroën Deutschland GmbH, wie das Impressum der Unternehmenswebsite zeigt. Allenfalls einige Rubriken dort tragen den neuen Namen. So kann man einen "Zitrön"-Newsletter abonnieren oder die "Zitrön"-Kundenbetreuung anrufen.

    Citroën ist nicht der erste Fall, der mit ausgefallenen Internet-Aktionen bundesweit für Schlagzeilen sorgt. So wurde der von Edeka in Auftrag gegebene Clip "Supergeil" Anfang 2014 innerhalb weniger Tage millionenfach angeklickt.

    Zitrön, Edeka: Welche Rolle virales Marketing spielt

    Darin preist der Berliner Schauspieler Friedrich Liechtenstein mit rauchiger Stimme Waren der Lebensmittelkette an und bezeichnet sie ständig als "supergeil". Unternehmen setzen mit solchen Mitteln auf virales Marketing: Die ungewöhnlichen Botschaften sollen sich rasend schnell im Internet verbreiten und damit für so viel positive Aufmerksamkeit wie möglich sorgen.

    Freilich gab es diese Art von Marketing schon vor Facebook, Youtube und Co.: Das Computerspiel "Moorhuhn" wurde 1999 als Werbung für die schottische Whisky-Marke Johnnie Walker herausgebracht. Es wurde extrem populär. Wissenschaftler der Universität Mannheim fanden daraufhin in einer Studie 2003 heraus, dass ein derartiges Marketing grundsätzlich das Unternehmensimage und die Kaufbereitschaft der Kunden positiv beeinflusse.

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