Ein Sohn, der Donuts mag. Frust im Bürojob. Lust an Mode. Der Ehrgeiz, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Es gibt eine Menge Gründe, wie man zur eigenen Firma kommt. Bei der dritten Netzwerkveranstaltung „Start-up meets KMU“ lud die Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt fünf junge Gründer aus der Handelsbranche nach Würzburg ein.
Vor erfahrenen Unternehmern berichteten sie von ihren Ideen und Zukunftsplänen. Ziel war es, neue Kontakte in die mainfränkische Unternehmerschaft zu knüpfen.
Ärger wegen vermeintlich zu hoher Preise, Ärger wegen Zeitverzögerungen – hinter dem Würzburger Architekten Martin Kuntz liegen nicht eben erfreuliche Zeiten. Vor drei Jahren hatte er genug von seinem Bürojob. „Es muss sich etwas ändern“, dachte er. Ohne jede Ahnung vom Verkauf bewarb er sich um einen leerstehenden Stand auf dem Würzburger Marktplatz, in dem er zusammen mit seiner Frau, einer Logopädin, Oliven und andere mediterrane Leckereien verkaufen wollte. Vor genau einem Jahr starteten die beiden ihr Geschäft „Marktlücke“.
Olivenstand auf dem Markt
„Es ist immer noch komisch für mich, mit einer Schürze am Stand zu stehen und Oliven zu verkaufen“, bekennt Kuntz. Dennoch genießt er es. Denn seine Kunden sind nahezu ohne Ausnahme nette, freundliche Leute: „Im Büro dagegen habe ich fast nur Stress, deshalb wollte ich mal was machen, womit die Leute zufrieden sind.“ Wobei Kuntz keinen Hehl daraus macht, dass der Start auf dem Marktplatz hart war.
Links und rechts von ihm werden zur Mittagszeit massenhaft Bratwürste gebrutzelt. Vor allem am Samstag. Seine Paninis und Tapas setzten sich als Alternative zum rustikalen fränkischen Imbiss nur langsam durch.
Nach wie vor lebt Kuntz von seinem Büro: „Doch ich hoffe, dass ich diesen Job allmählich zurückfahren kann.“ Die Doppelbelastung stresst. Von Montagmorgen bis Freitagmittag schafft Kuntz als Architekt, am Freitagnachmittag geht es zum Stand. Wo er dann auch den ganzen Samstag rackert: „Letzten Samstag kamen etwa 150 Menschen zu uns.“ Das Team rotierte: „Doch es war für uns auch ein sehr ermutigender Tag.“

DonutDreams: Eltern ziehen mit
Dass es DonutDreams gibt, ist Lucas Burtz, dem Sohn des Ehepaars Hildegard Bloch-Burtz und Heinrich Burtz, zu verdanken. „Irgendwann gastronomisch tätig zu werden, hatten wir schon immer auf unserer Wunschliste“, sagt Heinrich Burtz. Doch ohne Lucas, damals 16 Jahre alt, wäre das sicher bis heute nichts geworden. Die Idee, einen Donut-Laden in Würzburg zu eröffnen, erschien den Eltern auch erst einmal reichlich abenteuerlich. Doch Lucas blieb hartnäckig. Und die Eltern gaben nach.
„Wir haben oft darüber gesprochen, dass Kinder heute so unselbstständig sind und sich nichts trauen“, erklärt Hildegard Bloch-Burtz: „Solche Eltern wollen wir nicht sein.“ Darum beschloss die Familie, das Risiko gemeinsam anzupacken. Nach langer, frustrierender Suche fanden die drei schließlich einen schönen Raum in der Theaterstraße. Basis des Geschäfts ist die Kochleidenschaft von Hildegard Bloch-Burtz. Dass sich das junge Unternehmen vor allem auf glutenfreies Backwerk spezialisierte, liegt am jüngsten Sohn Yoda, der sich glutenfrei ernähren muss.
DonutDreams wurde als GmbH gegründet mit den beiden Eltern als Gesellschafter. Lucas allerdings soll Chef werden – und zwar, sobald er eine Ausbildung absolviert hat. Dies war denn beim Gründungseinstieg auch Bedingung. „Würde er keine Ausbildung mehr machen wollen, cutten wir das ganze Unternehmen“, sagt Hildegard Bloch-Burtz. Doch der 18-Jährige ist bereit, sich dem Willen der Eltern zu fügen: „Ich möchte im nächsten Semester Wirtschaft studieren.“
Mode im Rohbau
Nachdem er mehr als sieben Jahre lang als Storemanager tätig war, beschloss Stefan Neumann, in Schweinfurt das Modegeschäft „Rohbau“ zu gründen und sich damit einen lang gehegten Traum zu erfüllen. Ein Ladenlokal zu finden, war auch für ihn nicht leicht: „Ich suchte eineinhalb Jahre.“ Doch die größte Herausforderung bestand in der Finanzierung: „Von sechs Banken hat gerade mal eine, die Sparkasse, zugesagt, das ist sehr traurig.“ Kniffelig war weiter die Frage, wie sich „Rohbau“ gegenüber anderen Modegeschäften abheben könnte. Neumann setzt auf ein ausgefallenes Ladenkonzept mit Palettenmöbeln sowie auf Veranstaltungen, die aus dem Rahmen fallen.

So gab es schon eine Kinderbuchlesung im Laden. Auch durch „Personal VIP Shopping“ möchte er Kunden gewinnen. Für Kooperationen ist er prinzipiell offen, weshalb er auch an „Start-up meets KMU“ teilnahm. Schon jetzt arbeitet er mit einem Restaurant und einer Disco zusammen.
Neue Währung kreiert
Sebastian Becker wagte den Sprung in die Selbstständigkeit, als er, der Ausbilder, seinen Azubi Julian Herrhammer kennenlernte: „Julian sagte mir, dass er ein Fashion Label gründen möchte.“ Das fand Becker eine gute Idee. Die beiden wollten den Markt jedoch nicht mit Mainstreammode bereichern. Ihre Mode sollte „bio“ und „fair“ sein. Und sie sollte zusätzlich Gutes tun. „Unsere Unternehmensphilosophie basiert auf der Idee, die Welt wieder ein bisschen besser zu machen“, so Becker.
„Benetory“ heißt das Unternehmen deshalb. Dahinter stecken die beiden Worte „Benefit factory“. Becker und Herrhammer gründeten nicht nur ein Label. Sie kreierten auch eine neue Währung. „Benet“ heißt sie. Wer für zehn Euro einkauft, erhält einen Benet. Der kann an die unter dem Kürzel DAHW bekannte Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, an den Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ oder an die Würzburger Kulturtafel gespendet werden.

Auf diese Weise flossen dem DAHW schon 45,50 Euro zu, die Krebshilfe wurde mit 24 Euro unterstützt. Die Kulturtafel ging bisher noch leer aus.
Im kommenden Jahr plant „Benetory“ eine Modeschau in der Residenz. In wenigen Monaten soll es außerdem ein zweites Modelabel für etwas schickere Kleidung geben. Außerdem versucht das Duo, Store-in-Store-Läden in der Region aufbauen.
Crowdfunding für Yogaboard
Dominic Strobel und Patrick Walter gründeten ihre Existenz mit einem ungewöhnlichen Sportgerät: einem „Yogaboard“. Das hat eine bauchige Unterseite, die dafür sorgt, dass diejenigen, die auf dem wackeligen Board üben, besonders intensive Trainingseffekte erzielen. Den Kickstart ihres Geschäfts verbanden sie mit einer Crowdfunding-Kampagne. Strobel: „Auf diese Weise haben wir eine erste Markteinschätzung gewonnen, gleichzeitig konnten wir die Entwicklung des Serienprodukts finanzieren.“ Im Mai begann die Auslieferung der Boards.
Aktuelles Ziel ist es, das Netzwerk mit kompetenten Partnern auszubauen. „Wir arbeiten bereits heute mit etablierten Mittelständlern aus der Region zusammen, zum Beispiel mit der Ackermann GmbH, die unsere Yogaboards in Wiesenbronn produziert“, so Strobel. In den letzten Wochen wurden Boards nach Israel, Marokko und Schweden verschickt. Soeben kommen die Firmengründer von einer vierwöchigen Reise durch die USA zurück, wo sie Fitness-Studios besuchten. Mitte November werden sie sich auf der „medica“, der Weltleitmesse der Medizinbranche, in Düsseldorf präsentieren.