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München: Wassermangel in Unterfranken: Freistaat plant gigantische Ringleitung aus Südbayern

München

Wassermangel in Unterfranken: Freistaat plant gigantische Ringleitung aus Südbayern

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    Damit in Unterfranken das Wasser nicht ausgeht, will die bayerische Staatsregierung mit einem neuen Fernleitungsnetz in Zukunft auch Bodensee-Wasser nach Norden pumpen.
    Damit in Unterfranken das Wasser nicht ausgeht, will die bayerische Staatsregierung mit einem neuen Fernleitungsnetz in Zukunft auch Bodensee-Wasser nach Norden pumpen. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Um der andauernden Trockenheit vor allem in Unterfranken entgegenzuwirken, plant Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) eine gigantische Fernwasser-Ringleitung, die große Mengen Wasser aus Südbayern nach Franken transportieren soll. Denkbar sei eine "überregionale Wasserspange" die vom Bodensee und der Lech-Mündung in Schwaben über die fränkischen Regierungsbezirke mit der Trinkwassertalsperre Mauthaus bei Kronach in Oberfranken bis zur Talsperre Frauenau in Niederbayern führen könnte.

    Das Projekt bräuchte mehrere hundert Kilometer neue Wasser-Pipelines in Bayern

    Dazu sollen bestehende Fernwasserversorger durch ein neues Leitungssystem miteinander verbunden werden. "Wir sprechen hier von echten Pipelines mit gut einem Meter Durchmesser", erklärt Glauber. Obwohl bestehende Leitungen genutzt werden könnten, müssten dem Vernehmen nach für das Projekt mehrere hundert Kilometer neue Fernleitungen in Bayern gebaut werden. Das Investitionsvolumen schätzt Glauber vorsichtig auf "mehrere hundert Millionen Euro".

    Die Pläne werden sich aber wohl nicht in wenigen Jahren realisieren lassen: Aktuell werden Details zur Umsetzbarkeit einer Ringleitung in einer umfassenden Studie erarbeitet. "Das Projekt ist auch technisch eine große Herausforderung", sagt der Umweltminister. Er hofft aber, auf Basis der Studie bereits im kommenden Jahr 2023 "mit den nächsten Schritten weitermachen zu können". Wann eine Ringleitung durch Unterfranken in Betrieb gehen könnte, könne man aktuell aber noch nicht prognostizieren, so Glauber.

    Könnte Wasser auch aus Thüringen und Hessen nach Unterfranken kommen?

    Parallel dazu werde jedoch bereits mit den Landesregierungen in Hessen, Thüringen und Sachsen diskutiert, ob und wie Wasser aus diesen Bundesländern in dieses neue System der Fernwasserversorgung eingebracht werden kann. "Auch Wasser aus dem Norden kann ein weiteres stabiles Standbein für sichere Wasserversorgung in Unterfranken sein", sagt Glauber: "Wir müssen dafür nicht den ganzen Bodensee nach Franken pumpen."

    Ohnehin werden bereits seit Jahren große Wassermengen über ein Überleitungssystem von der Donau in den Main gepumpt: Laut Umweltministerium wurden auf diesem Weg im Jahr 2019 über 230 Millionen Kubikmeter aus Südbayern nach Franken geleitet. Seit der Inbetriebnahme des Systems im Jahr 1993 flossen demnach über 3,5 Milliarden Kubikmeter Wasser nach Nordbayern – was in etwa dem doppelten Volumen des oberbayerischen Ammersees entspricht.

    Das neue Ringleitungsprojekt ist Teil einer Ende Juni beschlossenen Gesamtstrategie "Wasserzukunft Bayern 2050" der Staatsregierung. Dazu gehören etwa auch staatlich geförderte Bewässerungsprojekte für den Weinbau in Nordheim, Iphofen (beide Lkr. Kitzingen) und Oberschwarzach (Lkr. Schweinfurt).

    Glauber will zudem kommunale Wasserversorger dazu bewegen, sich besser miteinander zu vernetzen: Bayern habe mit rund 2000 Wasserversorgern ein gut funktionierendes dezentrales Netz. In Zeiten des Klimawandels müssten sich diese Versorger jedoch zusammenschließen, um sich bei Wassermangel gegenseitig aushelfen zu können: "Wir wollen die Kommunen dafür gewinnen, beim Thema Wasser größer zu denken", sagt Glauber. Bereits in den vergangenen Jahren habe der Freistaat deshalb gut 600 Kilometer Verbundleitungen für die Wasserversorgung finanziell gefördert.

    Ein "Wassercent" soll helfen, die neue Wasser-Infrastruktur solidarisch zu finanzieren

    Finanziert werden sollen die Investitionen in die Wasser-Infrastruktur unter anderem mit einem "Wassercent", den Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bereits im vergangenen Jahr angekündigt hatte. "Wer Wasser nutzt, soll einen kleinen Anteil als Abgabe bezahlen, um eine stabile Wasserversorgung in allen Teilen Bayerns solidarisch zu finanzieren", erklärt Glauber. Die Grundlagen für dieses Umlage-System werden derzeit mit den Kommunen, der Landwirtschaft und der Industrie erarbeitet.

    Die Einführung des "Wassercents" dürfte aber frühestens nach der nächsten Landtagswahl im Herbst 2023 realistisch sein. Die Belastung eines durchschnittlichen Haushalts werde sich aber in jedem Fall in Grenzen halten, verspricht Glauber: "Wir reden hier vom Gegenwert für eine große Tasse Kaffee im Jahr für dauerhaft verfügbares und bezahlbares Wasser."

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