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Iphofen/Altertheim: Knaufs PR fürs Bergwerk: So wirbt der Konzern für sein umstrittenes Mega-Projekt im Landkreis Würzburg

Iphofen/Altertheim

Knaufs PR fürs Bergwerk: So wirbt der Konzern für sein umstrittenes Mega-Projekt im Landkreis Würzburg

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    Der Knauf-Konzern aus Iphofen will bei Altertheim im Landkreis Würzburg ab 2027 für eine Zeitspanne von 60 Jahren bis zu einer Million Tonnen Gips pro Jahr aus der Erde holen.
    Der Knauf-Konzern aus Iphofen will bei Altertheim im Landkreis Würzburg ab 2027 für eine Zeitspanne von 60 Jahren bis zu einer Million Tonnen Gips pro Jahr aus der Erde holen. Foto: René Ruprecht

    Die Bagger rollen noch nicht auf den Äckern und Wiesen rund um Altertheim. Die PR-Maschinerie der Firma Knauf für das geplante Bergwerk im Landkreis Würzburg aber läuft schon lange auf Hochtouren. Der Weltkonzern aus Iphofen (Lkr. Kitzingen) wirbt umfassend für sein umstrittenes Vorhaben: Unter Würzburgs wichtigster Trinkwasserader will er ab 2027 für eine Zeitspanne von 60 Jahren bis zu einer Million Tonnen Gips pro Jahr aus der Erde holen. Das Bergamt Nordbayern und die Regierung von Unterfranken prüfen aktuell, ob sie Bayerns größtes Bergwerk an dieser Stelle genehmigen.

    Knauf-Sprecher Matthias Link möchte selbst nicht von PR sprechen, sondern von "Kommunikation" und "Information".  So sehe es das Unternehmen "geradezu als Pflicht an, die Öffentlichkeit aktiv, transparent und umfassend zu informieren", sagt der Sprecher. Damit "sich die Menschen auf Basis der Fakten fundiert ihre Meinung bilden können".

    Der Begriff "Fakten" ist zentral in der Knauf-Kommunikation. Der Gips-Weltmarktführer beansprucht die Fakten für sich. 

    Knauf kommuniziert auf sämtlichen Kanälen

    Knauf nutzt sämtliche Kommunikationskanäle: eine Website, soziale Medien, Flyer, Besuche in Stadt- und Gemeinderatssitzungen. Aktuell stehen Knauf-Vertreter in Altertheim den Bürgerinnen und Bürgern Rede und Antwort. Ein vorerst letztes Mal an diesem Donnerstag, 24. April, von 15 bis 17 Uhr im Rathaus. 

    Darüber hinaus investierte der Konzern in eine ganzseitige Anzeige in dieser Zeitung am vergangenen Samstag. Eine Anzeige ist ein bezahltes Produkt und unabhängig von journalistischen Inhalten, die die Redaktion veröffentlicht.

    "Diese Kommunikation werden wir auf vielfältige Weise fortsetzen" - auch mit digitalen Anzeigen und Plakaten, kündigt Unternehmenssprecher Matthias Link an.

    An der umfangreichen PR wird deutlich: Es geht um viel für Knauf am Standort Mainfranken. 

    Video mit CSU-Politikern sorgte im März für Wirbel 

    Wie das Unternehmen einen Auftritt prominenter Würzburger Politikerinnen und Politiker für sich nutzte, sorgte im März für Wirbel. Das professionelle Video hatte Knauf von einem Filmteam produzieren lassen. Darin zu sehen sind die CSU-Bundestagsabgeordnete Hülya Düber, die CSU-Landtagsmitglieder Andrea Behr und Björn Jungbauer sowie Würzburgs CSU-Landrat Thomas Eberth auf einem Acker in Altertheim.

    Dort erklärte Marco Pabstmann, technischer Direktor der Knauf-Gruppe, den Politikern die Vorteile der Gipsgewinnung. Alle vier CSU-Vertreter teilten das Video auf ihren Social-Media-Kanälen. Lobbyarbeit für Knauf wiesen sie danach "entschieden zurück".

    Dennoch befeuerte das Video die kontroverse Debatte um das Bergwerk. Das Mega-Projekt emotionalisiert viele Menschen.

    Jörg Kampmeyer ist geschäftsführender Gesellschafter von Knauf.
    Jörg Kampmeyer ist geschäftsführender Gesellschafter von Knauf. Foto: Thomas Obermeier

    Darauf ging Knauf am Samstag in der Anzeige in der Main-Post ein. In Form eines offenen Briefes wandte sich der geschäftsführende Gesellschafter Jörg Kampmeyer an Leserinnen und Leser. Die Kernaussagen: Das Bergwerk erhalte "tausende Arbeitsplätze", Rohstoff-Gewinnung und sichere Trinkwasserversorgung gingen einher, für das Trinkwasser in Würzburg drohe keinerlei Gefahr.

    Das Gutachten ist das Herzstück der Knauf-Kommunikation

    Kampmeyer verweist auf das von Knauf beauftragte Gutachten der Firma DMT, einem Tochterunternehmen des TÜV Nord. Das Gutachten ist das Herzstück der Knauf-Kommunikation. Dessen Ergebnis sei "eindeutig". Ausschließlich DMT habe "mit Bohrungen in die Tiefe" den Untergrund untersucht, so Kampmeyer.

    Die Wasserversorger Würzburg und Waldbrunn zweifeln die Fakten aus dem Knauf-Gutachten an. In ihren Stellungnahmen kritisieren sie dieses massiv. Von ihnen beauftragte Ingenieurbüros kommen zu dem Ergebnis, es bestehe sehr wohl eine Gefahr für Quantität und Qualität des Trinkwassers. Kampmeyers Kommentar in der Anzeige dazu? "Am Schreibtisch erstellte Analysen", die "teils schlicht auf Vermutungen" beruhten.

    Auf dieser Grundlage nennt Knauf alle seine Argumente Fakten. 

    Das sagt das Wasserwirtschaftsamt

    Das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg (WWA) als amtlicher Sachverständiger hält das Knauf-Gutachten für "plausibel". Die Auswirkungen des Gipsabbaus seien wasserwirtschaftlich "akzeptabel". Ein Restrisiko bleibe.

    Sollte doch wesentlich mehr Wasser ins Bergwerk sickern, müsste im schlimmsten Fall der Bergbaubetrieb wieder eingestellt werden, so die Behörde im Interview mit dieser Redaktion. Das Wasserwirtschaftsamt könne "nicht alle Aspekte des Gutachtens bis ins letzte Detail prüfen". Die Stellungnahmen der Wasserversorger habe man noch nicht geprüft. 

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    3 Kommentare
    Hiltrud Erhard

    Es ist richtig, dass Knauf hier in die Offensive geht. Die Berichterstattung verfolgt eine eindeutige Richtung, die auch nicht offen geführt wird. In der Sendung gestern bei jetzt red i wurde deutlich wie die Faktenlage ist und worin die Ängste und Bedenken liegen. Und es wurde plausibel dargelegt, wie man die Bedenken ausräumt und mit Fakten nuntermauert. Die Besipiele der Grünen Abgeordneten haben hinten wie vorne nicht gepasst und man wollte Äpfel mit Birnen vergleichen. Eine armselige Argumentation. Insofern wurde aber auch deutlich geamcht, dass den Gutachten Nichts entgegengesetzt werden kann und auch der Würzburger Wasserversorger nur mit Mutmaßungen arbeitet bals mit Fakten weil er keinerlei geologische Expertise/Bohrungen vorweisen kann.

    Armin Genser

    @ Erhard: Knauf macht aus Sicht eines Weltkonzerns, der seinen Umsatz (ca. 15 Mrd.) sichern will, alles richtig. Knauf setzt seine PR-Manschine voll umfänglich ein. Da fallen Begriffe wie: Fakten, Information, transparent, Arbeitsplätze... Zusätzlich werden regionale Politiker für Statements eingespannt. Wahrheit bleibt aber, dass fachlich begründete Stellungnahmen diese "Fakten" in Frage stellen, bzw. widerlegen. Das kann man, wie Sie ausblenden u. von Angstszenarien sprechen. Neben den Arbeitsplätzen ein beliebtes Totschlagargument. Sie ignorieren ein Risiko, dass selbst Knauf einräumt, aber für beherrschbar hält. Menschen, die das Risiko des Wasserverlusts für unakzeptabel halten, haben nicht die PR-Maschine die Knauf zur Verfügung steht. Die M.P. erfüllt ihre Aufgabe und gibt beiden Seiten eine Plattform zur Information. Das ist nur zu begrüßen. Sie stellen permanent alle Kritik als Uninformiertheit dar. Das zeigt, dass es ihnen an Respekt für eine andere "Faktenlage" fehlt.

    Günter Thein

    Deutlich wurde, dass die Befürworter des Bergwerks, bis auf einen, alles langjährige Mitarbeiter der Firma Knauf waren, wer erwartet da eine andere Meinung?

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