„Für Ochsenfurt einer der wichtigsten Tage in den letzten zehn Jahren“ oder „ein Meilenstein für die Entwicklung der Stadt und der gesamten Region“ – bei der Eröffnung des Hotel Meintz in Ochsenfurt geizten die Festredner nicht mit Superlativen. Dabei waren es vor allem die Stolpersteine, die das Projekt fast ein Jahrzehnt lang begleitet haben. Von Felsbrocken gar spricht Investor und Projektentwickler Joachim Beck. Umso emotionaler der Moment, der all diese Hindernisse vergessen lässt. So emotional, dass die künftige Hotelchefin Eva-Maria Meintzinger sogar ein paar Tränen verdrücken muss. Jede Gefühlslage habe sie in den vergangenen Wochen durchlebt, erzählt die Frickenhäuserin ihren rund 300 Gästen, die zur feierlichen Eröffnung gekommen sind.
Benachbartes Chemiewerk brachte das Hotel beinahe zum Scheitern
Wie erst muss sich da Joachim Beck fühlen, der seit zehn Jahren an dem Projekt gearbeitet hat und dabei mehrfach vor dem Aus zu stehen schien. Ein erstes Mal, als klar wurde, dass in unmittelbarer Nachbarschaft zur Chemiefabrik SFM grundsätzlich kein Hotelbau möglich ist. Der Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib (SPD) war es, der 2019 nach Monaten der Ungewissheit den Investor, die örtlichen Abgeordneten und Vertreter von Bau- und Wirtschaftsministerium an einen Tisch brachte; in der „Pfalzstube“, einem kargen Raum tief im Landtagsgebäude ohne Handyempfang, wie geschaffen für konzentrierte Verhandlungen. An die „eindrucksvolle Besprechung“, in der es gelungen sei, eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung zu finden, erinnert Halbleibs Landtagskollege Björn Jungbauer (CSU).

Kern dieser Lösung war die Umsiedlung von SFM. Die Stadt Ochsenfurt hat dem Unternehmen diesen Umzug ins Industriegebiet am Wolfgang mit einem Betrag von rund 2,3 Millionen Euro schmackhaft gemacht, zu 60 Prozent bezuschusst von der Städtebauförderung. In den Augen von Bürgermeister Peter Juks war dies ein lohnender Deal, hänge doch die Entwicklung der gesamten Weststadt von der Umsiedlung des Störfallbetriebs ab.
Die Fundamente des neuen Hotels waren bereits gelegt, als das Projekt erneut stockte. Rasant gestiegene Baukosten hatten SFM im Frühjahr 2022 dazu bewogen, die Neubaupläne vorerst ad acta zu legen, wie Geschäftsführer Karsten Fischer damals der Redaktion auf Anfrage berichtete. Aus Sorge, der Umzug könne scheitern, ließ Joachim Beck den Bau einstellen. Erst ein Jahr später, nachdem sich SFM verpflichtet hatte, das Betriebsgelände bis Ende 2024 zu räumen, konnten die Baufirmen wieder anrücken. Das Chemieunternehmen ist inzwischen ins Industriegebiet am Wolfgang umgezogen, allerdings nicht in einen Neubau, sondern in die Gebäude des ehemaligen Bauunternehmens Hanika.

Was sich seitdem auf der Baustelle getan hat, nennt Architekt Stephan Haas rekordverdächtig. Bis zu 70 Handwerkerinnen und Handwerke seien gleichzeitig dort tätig gewesen, um unter anderem 1600 Kubikmeter Beton zu vergießen, 2700 Quadratmeter Mauerwerk zu erstellen und 1100 Quadratmeter Glasfläche zu montieren. Vom ursprünglichen Ziel, das Hotel komplett in Massivholz-Bauweise zur errichten, war man abgedrückt – wegen explodierender Preise.
Was das Hotel und mehr noch die angrenzende Veranstaltungshalle für Ochsenfurt bedeutet, machte Bürgermeister Peter Juks (UWG) deutlich. Nach jahrzehntelangen Bemühungen verfüge die Stadt über eine moderne Veranstaltungsstätte, die nicht nur Gäste von auswärts anlockt, sondern den Ochsenfurter Vereinen und Institutionen zu besonders günstigen Konditionen zur Verfügung stehen soll. 500 Euro Tagesmiete zahlen die örtlichen Vereine für die technisch voll ausgestattete Halle.
Dank an Joachim Beck für Beharrlichkeit und Mut zum Risiko
Juks‘ Dank galt vor allem Joachim Beck für seine Beharrlichkeit und das riesige kaufmännische Risiko, das mit der Investition einhergeht. Stets habe er dabei das Wohl seiner Heimatstadt im Sinn gehabt, so Juks – „das ist gelebte gesellschaftliche Verantwortung.“ Auch Hotelchefin Eva-Maria Meintzinger schloss der Bürgermeister in seinen Dank mit ein, „für den Mut, in jungen Jahren ein solches Haus zu übernehmen.“ Stellvertretende Landrätin Christine Haupt-Kreutzer (SPD) nennt das Hotel ein „wunderbares Projekt“ und Aushängeschild für den Landkreis.
Für die Fränkische Weinkönigin Lisa Lehritter war der Auftritt gemeinsam mit Zuckerfee Magdalena Gebhardt und der Kleinochsenfurter Weinprinzessin Ronja Grünewald die letzte Amtshandlung vor der Neuwahl am Freitag. Die beiden Pfarrer Oswald Sternagel und Johannes Müller erbaten schließlich den göttlichen Segen für die neue Herberge.
Und was sagt Joachim Beck zu den Lobeshymnen, die über ihn ausgeschüttet wurden? Sein Dank gilt den Nachbarn, die die Bauarbeiten viele Monate lang geduldig ertragen haben. „Es war ein steiniger Weg, aber jetzt bin ich arbeitslos“, scherzt er.
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