Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Von Obama bis Rihanna, von Merkel bis Cher: Der Würzburger Frank Zauritz ist der Fotograf der Stars

Fotograf Frank Zauritz in seiner Ausstellung im Würzburger Rother Bau vor einem Porträt der Moderatorin Michelle Hunziker.
Foto: Christoph Weiss
Würzburg

Von Obama bis Rihanna, von Merkel bis Cher: Der Würzburger Frank Zauritz fotografiert die Stars dieser Welt

    • |
    • |
    • |

    Frank Zauritz hat die Größen und Größten dieser Welt exklusiv vor seiner Kamera gehabt. Muhammad Ali, Michael Gorbatschow, Jack Nicholson, Rihanna. Barack Obama, Boris Becker, Angela Merkel. Tom Hanks und Cher. Seit nahezu drei Jahrzehnten setzt der 58-jährige Unterfranke rund um den Globus Prominente für Magazine, Zeitungen und Fernsehsender mit seinem Fotoapparat in Szene. Doch wer ihn nach seiner Arbeit fragt, erhält eine verblüffende Antwort: „Ich mache mein ganzes Leben nichts anderes, als mich selbst zu fotografieren.“

    Für Frank Zauritz ist Fotografie eine Reise ins eigene Ich. „Porträtfotografie funktioniert wie ein Spiegel“, sagt er. „So wie ich mich verhalte, so reagiert das Gegenüber. Man kann nur die Emotionen erzeugen, zu denen man auch selbst fähig ist.“

    Bis Frank Zauritz aufsteigt zum Fotografen der Schönen und Mächtigen, muss er einige Umwege gehen. Denn das Leben hat zunächst Brüche für ihn parat. Nach der Trennung der Eltern zieht die Mutter mit ihm und zwei seiner drei Brüder aus dem beschaulichen Untermerzbach in den Hassbergen nach Würzburg. Da ist Frank Zauritz neun Jahre alt.

    Ein Lottogewinn von 1555 D-Mark verändert sein Leben

    Nach der Schulzeit will er Modedesigner werden, und heuert zunächst als Lehrling in einer Kürschnerei an. Aus dem „kleinen Revoluzzer“, wie er selbst sagt, wird ein junger Mann mit Ehrgeiz. „Obwohl ich früh wusste, dass ich nicht glücklich werde in dem Beruf, zog ich es durch.“ Mit einem grauen Persianer-Mantel schließt er seine Ausbildung als Bundessieger ab. Dann verändert ein Lottogewinn von sagenhaften 1555 D-Mark sein Leben.

    Man kann nur Emotionen erzeugen, zu denen man selbst fähig ist.

    Frank Zauritz, Fotograf

    „Ich habe mir davon eine Fotokamera und zwei Objektive gekauft“, sagt Zauritz. Die Gewinnsumme ist weg, aber eine Tür zu einer neuen Welt sperrangelweit aufgestoßen: Er macht eine Fotografen-Ausbildung in Karlstadt und findet Anfang der 90er Jahre parallel über seinen Nachbarn, den damaligen Main-Post-Sportredakteur Günther Schwärzer, den Einstieg ins Mediengeschäft. Frank Zauritz fotografiert fortan das lokale Sportgeschehen. „Als ich zum ersten Mal ein Bild von mir in der Zeitung sah, war das wie eine Initialzündung.“

    Das erste Promi-Porträt, das Frank Zauritz gemacht hat: Der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker in Badehosen.
    Das erste Promi-Porträt, das Frank Zauritz gemacht hat: Der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker in Badehosen. Foto: Frank Zauritz

    Bald geht er nach Berlin, arbeitet als Pressefotograf im Tagesgeschäft – bis wieder so ein schicksalhafter Moment geschieht: Für eine Zeitung soll er das Spendenschwimmen in einem Hallenbad in Köpenick fotografieren, an dem auch der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker teilnimmt. Zauritz findet die Fotos im Wasser langweilig – und hat eine Idee. Er wartet, bis alle anderen Fotografen gegangen sind. Schüchtern fragt er den Bundespräsidenten, ob er ein Porträt von ihm machen dürfe. Dieser stimmt zu. In Badelatschen, Badehose und mit Handtuch um den Hals zeigt Zauritz den berühmten Politiker in den leeren Duschräumen des Schwimmbades. „Mein erstes Celebrity-Porträt“, sagt Zauritz. Es wird nie veröffentlicht, aber für ihn ist es der Start in eine neue Ära seiner Kunst.

    Sein Porträt von Barack Obama wirkt wie eine Münzprägung

    Seine Fähigkeiten sprechen sich herum in der Branche. Stern. Spiegel. Bunte. Die großen Magazine heben seine Bilder auf den Titel. Die Porträts von Frank Zauritz besitzen einen Zauber, eine Handschrift. Knallige Farben spielen oft eine Rolle, kräftige Hintergründe – und die Gabe, Situationen, das Licht, Gesten schnell zu erkennen.

    Wenn er Prominente für einen Auftraggeber fotografiert, hat er oft nur wenige Minuten Zeit – manchmal nur 60 Sekunden. Hotelzimmertüre auf. Star rein. Klick. Klick. Star weg. „Vorbereitung ist alles“, sagt Zauritz. Denn dann bleiben nach dem Sicherheitsfoto oft noch ein paar Augenblicke für seine Idee. Schauspieler Tom Cruise hat er so mal im Berliner Adlon zu einem faszinierend leeren Blick aus dem Fenster gebracht, und den damaligen US-Präsidenten Barack Obama erfasst er ungewöhnlich im Profil. Es ist eines seiner Lieblingsbilder - weil es wirkt „wie die Prägung auf einer Münze“.

    Ein Gesicht wie poröser Asphalt in Monza: Formel-1-Legende Niki Lauda.
    Ein Gesicht wie poröser Asphalt in Monza: Formel-1-Legende Niki Lauda. Foto: Frank Zauritz

    Seine Fotokunst vergleicht der Unterfranke mit dem Spiel einer Kirchenorgel: „Kamera, Einstellungen, Hintergrund, Emotion, Licht, ich muss alle Register ziehen.“ Und trotzdem gibt es Fälle, in denen die Stars den Anweisungen nicht folgen: „Ich überrede keinen“, sagt Zauritz. „Man muss sich manchmal eben schnell von Ideen verabschieden können. Ich will meine knappe Zeit nicht mit Reden verbringen, sondern mit Fotografieren. Ich habe nur diesen Moment.“ Der Reiz an der Arbeit mit berühmten Menschen sei der Druck, sagt Zauritz. Wenig Zeit. Hohe Aufmerksamkeit. Keine zweite Chance. „Ich liebe das Adrenalin.“

    Mit der Rockgruppe Kiss fliegt Zauritz im Privatjet

    Für ein Porträt von Bundeskanzlerin Angela Merkel lässt Franz Zauritz sogar einmal einen Teil eines Sees absperren und einen sechs Meter breiten Vorhang aufbauen, um die CDU-Politikerin vor Blicken abzuschirmen. Er weiß um ihre Schüchternheit, aber auch um die riesige Entourage aus Sicherheitskräften und Mitarbeitern, die sie begleiten würde. Das Foto einer verträumt an einem Baum lehnenden Merkel ist eine der bekanntesten Arbeiten von Frank Zauritz.

    Eines von Frank Zauritz‘ bekanntesten Fotos: Eine verträumte Bundeskanzlerin Angela Merkel an einem See.
    Eines von Frank Zauritz‘ bekanntesten Fotos: Eine verträumte Bundeskanzlerin Angela Merkel an einem See. Foto: Frank Zauritz

    Besonders gerne erinnert sich der Fotograf an den Trip im Privatjet mit der Rockgruppe Kiss auf US-Tour oder an diesen einen Tag, den er Udo Jürgens hautnah begleiten durfte. Das Foto des erschöpften Sängers nach einem Konzert zum Tourneeauftakt in Baden-Baden im weißen Bademantel, mit geschlossenen Augen und einem Weinglas in der Hand wirkt ikonisch. Großartig sind auch das verschmitzte Porträt des Schauspielers Mario Adorf und die Nahaufnahme von Formel-1-Idol Niki Lauda: Ein Gesicht wie poröser Asphalt in Monza, jede Furche eine Geschichte.

    Für Frank Zauritz war es ein Abenteuer: Die Rockgruppe Kiss begleitete er bei einer US-Tour hautnah.
    Für Frank Zauritz war es ein Abenteuer: Die Rockgruppe Kiss begleitete er bei einer US-Tour hautnah. Foto: Frank Zauritz

    Frank Zauritz weiß, dass er mit all den Berühmtheiten „nur einen Augenblick auf Augenhöhe“ ist. Bei manchen allerdings erwächst Sympathie über die Arbeit hinaus. Mit dem Schauspieler Mathieu Carrière ist er eng befreundet, und Altkanzler Gerhard Schröder, dessen Hochzeit mit So-yeon Kim Zauritz fotografiert hat, „ruft ab und zu an, wenn ihm langweilig ist“, sagt der Würzburger mit einem Schmunzeln.

    Auch Boris Becker hat er über zwei Jahrzehnte immer wieder abgelichtet – meist in London. „Ein feiner Kerl“, sagt Zauritz, „der uns am Abend immer zum Essen eingeladen hat“. Der dreimalige Wimbledonsieger habe in England solch ein Standing, „dass im Restaurant der damalige Premierminister Boris Johnson an unseren Tisch mit Becker kam – nicht umgekehrt“.

    Zu Boris Becker hat Frank Zauritz eine besondere Verbindung: Seit über 20 Jahren fotografiert er den dreimaligen Wimbledon-Sieger immer wieder - wie hier in den Straßen von London.
    Zu Boris Becker hat Frank Zauritz eine besondere Verbindung: Seit über 20 Jahren fotografiert er den dreimaligen Wimbledon-Sieger immer wieder - wie hier in den Straßen von London. Foto: Frank Zauritz

    Würde er sich als Paparazzi bezeichnen? „Um Gottes willen, nein“, sagt Zauritz. „Die Kollegen, die das machen, tun mir leid. Ich könnte das nicht.“ Auflauern. Anbiedern. Anlegen. Das ist nicht sein Stil. Sein künstlerischer Anspruch grenzt ihn ab – und schafft eine eigene Realität. „Fotografie hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun“, sagt der Würzburger. Aber gefriert ein Foto nicht immer ein Stück Wirklichkeit ein? Nein, findet Zauritz. Ein Foto zeige immer die Perspektive des Fotografen. „Es ist eine Illusion. Ein Foto ist Länge mal Breite, die Welt ist aber dreidimensional.“ Fotos könnten Kraft und Wirkung entfalten, das ja. Eine Botschaft haben, auch das. Und doch seien sie immer nur ein Ausschnitt.

    Oft werde er gefragt, wie ein gutes Foto gelingt. Welche Kamera er empfiehlt. Frank Zauritz mag diese Fragen nicht. „Die Kamera ist egal. Ein gutes Foto entsteht vorher im Kopf des Fotografen und nachher im Kopf des Betrachters.“ Gute Fotos, sagt er, „sind wie guter Whiskey“. Sie verlieren ihre Kraft auch nach Jahren nicht.

    Auszeiten nimmt er sich in einem Haus in Marrakesch

    Seine wilden Berliner Jahre bezeichnet Zauritz heute als „einen großen Rausch, der niemals aufhörte“. Gestern mit der Popband No Angeles zum Shooting in Monaco, heute mit Brigitte Nielsen im Hotel in Kopenhagen und morgen mit Thomas Gottschalk und Günther Jauch auf Sylt – „es war verrückt“. Die Existenzängste, die ihn im Leben oft plagten, sind weggeweht. Von 2002 bis 2009 nimmt er sich regelmäßige Auszeiten in einem Haus in Marrakesch, das er sich mit vier Freunden gemietet hatte. Es ist sein Zufluchtsort, „denn Berlin verstopft dir auf Dauer die Poren, die Stadt ist extrem anstrengend und raubt dir jede Sensibilität“.

    Schauspielerin Brigitte Nielsen schüttet Frank Zauritz in einem Hotelzimmer in Kopenhaugen Wasser entgegen.
    Schauspielerin Brigitte Nielsen schüttet Frank Zauritz in einem Hotelzimmer in Kopenhaugen Wasser entgegen. Foto: Frank Zauritz

    Heute ist er froh, wieder in der Heimat zu sein. „Ich liebe Franken“, sagt Frank Zauritz, der mit seiner Lebensgefährtin Anne Schneeberg in Würzburg wohnt. Er schätzt die Natur, genießt die Bodenhaftung, das Erdige – und kann so die Scheinwelt des Glitzers wieder viel leichter ertragen. Schließlich geht seine Reise weiter, denn das „ideale Foto“, das habe er noch immer nicht geschossen. Vielleicht gelingt es Frank Zauritz beim Dalai Lama, dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter. „Ich bin kein Schmetterlingsjäger“, sagt er, „aber den Dalai Lama würde ich wahnsinnig gerne einmal fotografieren“.

    Fotoausstellung „Facetime“: Eine Ausstellung von Frank Zauritz mit vielen seiner Prominenten-Porträts ist zu sehen bis Ende August im Rother Bau, Theaterstraße 23, in Würzburg (Augenarztpraxis Schneeberg). Geöffnet: Montag bis Donnerstag von 8.30 bis 12.30 Uhr und Donnerstag von 14 bis 18 Uhr.

    Der Autor über die Recherche

    Mir war Frank Zauritz bereits aufgefallen zu einer Zeit, als Pressefotos noch in der Dunkelkammer entwickelt wurden und schwarz-weiß waren. Sein Blick für das Besondere stach damals aus der Sportfotografie in der Main-Post heraus. Es war früh klar, dass sein Weg weiter führen wird. Zauritz lässt seine Fotos sprechen, nimmt sich selbst nicht so wichtig. Die fränkische Bodenständigkeit, so scheint es, ist ihm auch in all den Jahren im Fahrtwind des Jetsets nicht abhanden gekommen. Mein Lieblingsbild ist das Porträt von Mario Adorf, dem das Lausbübische auch in hohem Alter noch aus den Augen blitzt.

    Achim Muth
    Achim Muth Foto: Christoph Weiss
    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden