Es ist ein Dienstagvormittag mitten in den Osterferien, doch im Siebold-Gymnasium will keine Ruhe einkehren. Ganz im Gegenteil. Aus der Mensa strömt Orchestermusik: Zunächst leise und zögerlich, doch dann nimmt sie Fahrt auf, wird schneller, reißt einen regelrecht mit. Bis Dirigent Frédéric Tschumi die Hand hebt und die Musik verstummt: Ihm ist es noch nicht energetisch genug. „Das sollen Stromschnellen sein!“, versucht er den Bläsern am hinteren Ende des Raumes klarzumachen. „Wir versuchen es noch einmal.“
Knapp 50 junge Menschen finden sich in dieser Woche nach Ostern täglich in der Mensa des Siebold-Gymnasiums ein. Die ältesten sind Anfang 20, die jüngsten erst 11. Sie alle nehmen an der derzeitigen Projektphase der Jungen Philharmonie Würzburg teil: Zweimal im Jahr bildet sich ein Orchester aus jungen Musikerinnen und Musikern der Region, das während der Ferien innerhalb einer Woche drei klassische Stücke einstudiert und aufführt. Organisiert wird das Projekt von der Stadt Würzburg.
Dieses Mal wird unter anderem die „Moldau“ von Smetana einstudiert
Eines der Stücke, die „Moldau“ von Bedřich Smetana, steht bei dieser Probe auf dem Programm. Eine dramatische Passage gegen Ende des Stückes, die „St.-Johann-Stromschnellen“, erweist sich als besonders komplex. Frédéric Tschumi achtet auf alle Details: Immer wieder pausiert er und gibt den jungen Musikern individuelles Feedback. Er erzählt ihnen auch von der Geschichte des Stückes: Smetana war bereits taub, als er die Moldau 1874 komponierte. Umso beeindruckender seien Detailreichtum und Dynamik des Werkes – und umso wichtiger sei, dass alles stimme, wenn es zum Leben erweckt wird, mahnt Tschumi.
Würzburger Jugendliche knüpfen Freundschaften bei den Proben

„Die Moldau ist ein bisschen schwieriger als die anderen beiden Stücke, aber bisher klappt es ganz gut“, erklärt Valentin Schuler. Der 14-Jährige spielt Tuba, sein Zwillingsbruder Emil Posaune. Sie sind zum ersten Mal bei der Jungen Philharmonie dabei, eine Lehrerin hat sie auf das Angebot aufmerksam gemacht. Ob es ihnen gefällt? Sehr gut, beteuern sie kopfnickend. Sie wollen im Herbst erneut teilnehmen.

So wie Elisabeth und Babette: Die beiden 15-Jährigen sagen, sie seien bereits „zum vierten oder fünften Mal“ beim Projektorchester dabei. Sie hätten sich dort kennengelernt und angefreundet. Beide spielen seit mehr als 10 Jahren Geige. Könnten sie sich vorstellen, später Berufsmusikerinnen zu werden? Sie zögern etwas mit der Antwort. Elisabeth absolviert bereits ein musikalisches Frühstudium an der Hochschule für Musik, weiß aber auch, wie hart ein Musikstudium sein kann: „Vielleicht machen wir auch einfach als Amateure weiter.“ Auf jeden Fall halten die beiden die Erfahrung, die sie durch die Junge Philharmonie sammeln können, für äußerst wertvoll.

Das Philharmonische Orchester gibt professionelle Einblicke
Es geht also gesellig zu bei der Jungen Philharmonie: Die Jugendlichen sollen Kontakte knüpfen und Freude am gemeinsamen Musizieren haben. Gleichzeitig sollen sie aber auch Einblicke in den Musikerberuf gewinnen. Bereits seit vielen Jahren kooperiert das Projekt hierfür mit dem Philharmonischen Orchester Würzburg: Musikerinnen und Musiker des Orchesters schauen im Laufe der Woche immer wieder vorbei, begleiten die Proben und berichten aus ihrem Berufsalltag. Zusätzlich wird das Ensemble von einigen Musikstudierenden der Hochschule für Musik begleitet, die einerseits die Jugendlichen anleiten und andererseits mit ihrem Können die Stücke abrunden.
Die musikalische Leitung des Projekts wird seit 2018 von Dirigent Frédéric Tschumi übernommen. Der 45-jährige Schweizer, der seit vielen Jahren verschiedene Philharmonien dirigiert, macht bei seiner Arbeit keinen Unterschied zwischen Berufsmusikern und Nachwuchs: „Mir geht es erst mal nur um die Musik“, betont er. Dennoch begeistere ihn die „Bereitschaft, Flexibilität und Emotionalität, mit der die jungen Leute an das Musizieren herangehen“ jedes Mal aufs Neue. Während er über seine Erfahrungen spricht, nehmen die jungen Musikerinnen um ihn herum ihre Instrumente zur Hand: Die Probe geht weiter. Schließlich müssen bis Freitag noch zwei weitere Stücke perfektioniert werden.
Konzerte der Jungen Philharmonie Würzburg
Wann? Freitag, 25.04., 19 Uhr, und Sonntag, 27.04., 11 Uhr
Wo? Großer Saal der Hochschule für Musik Würzburg, Hofstallstraße 6-8, 97070 Würzburg
Was? Ludwig van Beethoven: Tripelkonzert in C-Dur, op. 56 / Stanisław Moniuszko: Bajka, Ouvertüre / Bedřich Smetana: Die Moldau
Eintritt? Kostenlos und ohne Voranmeldung
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