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Eibelstadt: Nach einem Schicksalsschlag wurde er zu einem Kämpfer für die Organspende: Heiner Röschert ist tot

Eibelstadt

Nach einem Schicksalsschlag wurde er zu einem Kämpfer für die Organspende: Heiner Röschert ist tot

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    Heiner Röschert im Jahr 2018 mit einem bewegenden Appell beim „Würzburger Kellergespräch“ zum Thema Organspende.
    Heiner Röschert im Jahr 2018 mit einem bewegenden Appell beim „Würzburger Kellergespräch“ zum Thema Organspende. Foto: Angie Wolf

    Er hatte das Schlimmste durchgemacht, was Eltern widerfahren kann: An Weihnachten 2011 verlor Heiner Röschert aus Eibelstadt (Lkr. Würzburg) seine beiden Kinder Pia (27) und Felix (25) bei einem fremdverschuldeten Autounfall. Trotz oder gerade wegen dieses Schicksalsschlages wurde er zu einem beeindruckenden, leidenschaftlichen Kämpfer für die Organspende. Nun ist Heiner Röschert im Alter von 69 Jahren gestorben.

    Nach mehrmonatiger schwerer Erkrankung verbrachte er die letzten Lebenswochen im Hospiz des Würzburger Juliusspitals. Er starb dort Ende März, wie erst jetzt bekannt wurde. Im Kreis von Freunden und Angehörigen wurde er am Würzburger Waldfriedhof beigesetzt – an einer alten Buche, wo auch seine beiden Kinder begraben sind. So hatte es sich Heiner Röschert gewünscht.

    Dramatische Stunden an Weihnachten 2011

    Den Heiligabend 2011 verbrachten Vater und Kinder noch zusammen. Auf dem Heimweg wurde das Geschwisterpaar in einem Golf auf der B 13 von zwei Mercedes-Fahrern gerammt – einer von ihnen war betrunken und viel zu schnell unterwegs. Während Tochter Pia sofort tot war, kam Sohn Felix noch in die Klinik. Dort stellten Ärzte dann seinen Hirntod fest. Für Vater Röschert gab es kein Zögern – er erteilte die Freigabe: Fünf Organe wurden dem Krankenpfleger entnommen.

    Ein schwere Entscheidung? Nicht für Heiner Röschert. Er wusste, dass sein Sohn einen Organspendeausweis hatte. „Es war seine Entscheidung. Es war sein Wille, den galt es zu befolgen“, sagte er später. Immer wieder zählte Röschert die Lebensjahre, die sein Sohn durch die Organspende vier anderen Menschen geschenkt hat. Es wirkte, als habe ihn der Gedanke getröstet in all den Jahren, die für ihn „oft sehr dunkel“ waren.

    Heiner Röschert litt nach dem Tod seiner Kinder unter Depressionen, seine Arbeit als Geschäftsstellenleiter bei der Handwerkskammer musste er aufgeben. Und doch fand er die Kraft, 2016 ein Netzwerk für Angehörige von Organspendern zu gründen. Menschen wie er, die Unterstützung und Austausch suchten. Röschert ging an die Öffentlichkeit, wurde zu einem Gesicht der Organspende. Seine Hoffnung: Dass mehr Menschen einen Spenderausweis ausfüllen und Todkranke gerettet werden.

    So war er 2018 Gast beim „Kellergespräch“ von Main-Post und Uni-Juristen-Alumni. Als Röschert seine Geschichte erzählte, hätte man eine Nadel fallen hören, so bewegend und eindringlich waren seine Schilderungen. 2019 wurde ihm der bayerische Organspendepreis verliehen. Röscherts Engagement wirke angesichts des eigenen Leids „fast übermenschlich“, sagte die damalige Gesundheitsministerin Melanie Huml.

    Traurig ist man über seinen Tod auch am Transplantationszentrum der Uniklinik Würzburg. Man habe einen „langjährigen engagierten Unterstützer, Förderer und Netzwerker“ und wichtigen Ansprechpartner für Familien und Angehörige verloren, heißt es.

    Paralympics-Siegerin Liebhardt: „Röschert war ein Vorbild“

    Heiner Röschert war als Mensch geschätzt, wie bei seinen Tischtennis-Freunden von der TG Würzburg. Sein Einsatz für die Organspende imponierte vielen – so auch der lungen- und nierentransplantierten Franziska Liebhardt. Die in Würzburg lebende Leichtathletin und Paralymics-Siegerin hat die „Kinderhilfe Organtransplantation“ gegründet. Gegenüber dieser Redaktion meinte sie: „Heiner Röschert war nicht nur eine Stimme für die Organspende – er war ein Vorbild.“

    Er habe nicht nur öffentlich über seine Geschichte gesprochen, sondern sich mit Herz und Verstand für bessere Bedingungen in der Organspende eingesetzt. „Für ihn war jedes gerettete Leben ein Licht im Dunkel des eigenen Verlusts.“ Er habe Hoffnung geschenkt und Spuren hinterlassen – „nicht nur bei den Menschen, deren Leben durch Organspenden gerettet wurden, sondern auch in unserer Gesellschaft, in unseren Herzen“.

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