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LKR Bad Kissingen: Tierbesitzer fordern Notfalldienst

LKR Bad Kissingen

Tierbesitzer fordern Notfalldienst

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    Elisabeth Schäfer von der Hundepension „Belissimo“ setzt sich für eine bessere Notfallversorgung im Landkreis ein.
    Elisabeth Schäfer von der Hundepension „Belissimo“ setzt sich für eine bessere Notfallversorgung im Landkreis ein. Foto: Alfred Schäfer

    Haustierbesitzer sorgen sich um die Gesundheit ihrer Schützlinge. Seitdem das Tierärztliche Fachzentrum für Kleintiere in Garitz seinen 24-Stunden-Notfalldienst aufgrund von Personalmangel vor zwei Jahren aufgeben musste, ist die tierärztliche Versorgung im Landkreis deutlich schlechter geworden.

    Haustierbesitzer, deren Tiere am Wochenende, an Feiertagen oder in der Nacht erkranken oder verunfallen, müssen damit rechnen, dass sie sich an die Tierkliniken in der Nähe von Würzburg oder Fulda wenden müssen.

    Tragischer Fall an Pfingsten

    Erst im Sommer war ein Fall einer verzweifelten Hundebesitzerin öffentlich geworden, deren Hund verstarb, nachdem dieser am Pfingstmontag von einem Auto angefahren wurde (wir berichteten). Ob der Hund überlebt hätte, wenn er nicht erst in der 80 Kilometer entfernten Tierklinik Lauertal behandelt hätte werden können, kann niemand beantworten.

    Sicher ist aber: Wie sehr die Besitzer im Notfall auf tierärztliche Hilfe in der Nähe angewiesen sind, ist einigen Tierfreunden an den Weihnachtstagen wieder schmerzlich bewusst geworden.

    Hundepension „Belissimo“

    Elisabeth Schäfer von der Hundepension „Belissimo“ berichtet, dass sie besonders in den genannten Randzeiten regelmäßig Anrufe von Tierbesitzern erhalte, die nicht wissen, wo und wie sie Hilfe für ihr Tier erhalten. Sie spricht von mehr als 50 Fällen. „An Weihnachten sind es noch mehr geworden.“

    Hundfrisst Schokolade

    Manche Hunde hätten in den Weihnachtstagen Schokolade oder Lebkuchen gefressen. Das sei gefährlich für sie, weil sie die Inhaltsstoffe der Schokolade nur sehr langsam abbauten und eine Vergiftung auftreten könne. Auch im Falle einer Magendrehung sei es für das Tier überlebenswichtig, so schnell wie möglich Hilfe zu bekommen.

    Facebook-Post

    Sie wandte sich am 25. Dezember in einer Facebooknachricht an andere Tierfreunde. Es gehe ihr nicht nur um die Hunde in ihrer Hundepension, sondern allgemein um die derzeitige Versorgungslage, sagt sie.

    Schäfer setzt sich dafür ein, dass im Landkreis Bad Kissingen ein tierärztlicher Notfalldienst eingerichtet wird. „Im besten Fall wird eine zentrale und ständig erreichbare Notfall-Telefonnummer eingerichtet, über die die Anrufe der Tierbesitzer direkt an den diensthabenden Tierarzt weitergeleitet werden.“

    Im Notfall unter Zeitdruck und Stress seien die Kontaktdaten der Tierkliniken bei Google nicht so einfach zu finden, wenn man nicht wisse, wie die Kliniken genau heißen, findet Schäfer zudem. Die zentrale Notrufnummer solle nicht für noch mehr Arbeit für die Tierärzte sorgen, sondern sie eher entlasten, damit diese in ihrer Freizeit keine Notanrufe entgegennehmen müssten. Schäfer sammelt nun Stimmen und Geschichten von betroffenen Tierbesitzern, um sie dem Tierärztlichen Bezirksverband Unterfranken vorzulegen.

    Tierheilpraktikerin sieht lange Wege nach Würzburg kritisch

    Auch Tierheilpraktikerin Bianca Reiß aus Nüdlingen berichtet, dass sie immer wieder von verzweifelten Tierbesitzern angerufen werde, weil diese am Wochenende keinen Tierarzt erreichen. „Bei einem Darmverschluss geht es um Leben und Tod, da muss es schnell gehen.“

    Die Menschen seien teilweise richtig aufgelöst. Die weite Fahrtstrecke nach Würzburg oder Fulda findet sie nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Menschen kritisch. „Die Besitzer sind in Panik, teils noch nicht mal in der Lage, eine Telefonnummer herauszusuchen. Dann müssen sie sich ins Auto setzen und noch fahren.“ Auch für die Tiere würde diese lange Autofahrt zusätzlichen Stress bedeuten.

    Eine nahe tierärztliche Versorgung sei zudem auch wichtig, wenn es um die Erlösung eines Tieres im Sterbeprozess gehe, findet sie.

    Notdienstring soll diskutiert werden

    In Bayern entscheidet der Tierärztliche Bezirksverband darüber, ob es notwendig ist, einen tierärztlichen Notfalldienst einzurichten. Franz Arand, Vorsitzender vom Tierärztlichen Bezirksverband Unterfranken, teilt mit, dass der Verband „nicht nur angesichts des derzeit auftretenden Drucks aus Bad Kissingen (und Schweinfurt)“ ein Treffen aller Personen mit einer tierärztlichen Praxis in der Region Main-Rhön vorbereite. Beim Treffen solle diskutiert werden, ob es notwendig und machbar sei, einen freiwilligen Notdienstring einzurichten.

    Zahl der Klinken gesunken

    Während es in Unterfranken vor 20 bis 30 Jahren noch mehr als zehn Kleintierkliniken gegeben habe, bieten heute nur noch zwei einen 24/7-Notdienst für Kleintiere an: die Tierklinik Krafzel in Höchberg und die Tierärztliche Klinik Reichenberg Evidensia bei Würzburg.

    Mit diesen sei eine Notversorgung von Kleintieren gesichert, schreibt Arand. „Bei einem Notfall muss allerdings dann auch einmal bei uns in Unterfranken eine Anfahrt von bis zu 50 bis 70 Kilometer in Kauf genommen werden.“ Aus anderen Regionen in Bayern sei dem Bezirksverband bekannt, dass manche Tierbesitzer unter der Woche in der Nacht etwa 75 Minuten bis zur nächsten Klinik in München oder Nürnberg fahren müssten.

    Arand berichtet, dass erfahrungsgemäß von den fünf Fällen, die in der Nacht auftreten, nur einer so intensiv sei, dass dieser in einer Klinik behandelt werden müsse. Die verbleibenden vier Fälle seien oft so wenig dringlich, dass sie auch auf den nächsten Tag verschoben werden könnten. Bisher hätten den Tierärztlichen Bezirksverband „nur sehr selten und fast durchweg nicht-fundierte Beschwerden von Tierbesitzern“ erreicht.

    Die tierärztliche Versorgung ist nicht nur im Landkreis problematisch. In Deutschland gibt es immer weniger Tierärzte , Praxen und Kliniken . Es fehlt an Nachwuchs. Manche Tierärzte kritisieren zudem die Vorschriften des Arbeitszeitgesetzes. Viele leisten zahlreiche Überstunden und helfen in Notfällen auch außerhalb ihrer Sprechzeiten.

    Tierärztliche 24/7-Dienste

    Tierbesitzer finden beim Tierärztlichen Bezirksverband Unterfrankens unter tbvunterfranken.de/notfalldienste eine Liste der Tierärztliche Kliniken , die einen 24/7 – Notdienst anbieten.

    Die Klinik Reichenberg ist rund 70 Kilometer von Bad Kissingen entfernt. Notdienst-Tel.: 0931/690 17, tierklinik-wuerzburg.de

    Die Tierklinik Krafzel/Höchberg ist knappe 70 Kilometer von Bad Kissingen entfernt, Notdienst-Tel.: 0931/488 99 oder 0931/40 90 44, tierklinik-krafzel.de

    Die Tierärztliche Klinik Fulda ist unter Tel.: 0661/45033 erreichbar, tierklinik-fulda.de

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