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Knetzgau: Autobahnanschlussstelle Knetzgau: Die "atmende grüne Welle" soll den Verkehr flüssig halten

Knetzgau

Autobahnanschlussstelle Knetzgau: Die "atmende grüne Welle" soll den Verkehr flüssig halten

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    Rund um die Autobahnanschlussstelle Knetzgau regeln seit Donnerstag drei Ampelanlagen den Verkehr.
    Rund um die Autobahnanschlussstelle Knetzgau regeln seit Donnerstag drei Ampelanlagen den Verkehr. Foto: Christian Licha

    So manche Autofahrerin und mancher Motorradfahrer glaubte schon nicht mehr daran, dass die drei neuen Ampeln auf der Staatsstraße 2276 in Höhe der A70-Anschlussstelle Knetzgau irgendwann mal in Betrieb gehen. Seit einem Vierteljahr waren die Ampelanlagen fix und fertig aufgestellt, den Verkehr regelten sich jedoch nicht. Am Donnerstagnachmittag war es nun endlich soweit, die dreiteilige Lichtzeichenanlage, wie sie im Amtsdeutsch heißt, wurde offiziell in Betrieb genommen.

    Insgesamt dauerten die Baumaßnahmen an den drei Knotenpunkten der Staatsstraße 2276 mit der Maintalautobahn A 70 sowie mit der Gemeindeverbindungsstraße "Steinbruch" nach Knetzgau acht Monate, wie Martin Kraus vom Staatlichen Bauamt Schweinfurt vor Ort mitteilte.

    Die Straßenbauarbeiten für den notwendigen Vollausbau der Staatsstraße im Bereich der Anschlussstelle Knetzgau mit anschließendem Deckenbau bis zur Einmündung nach Sand und Knetzgau hatten Mitte September 2023 begonnen. Das hohe Verkehrsaufkommen von 11.000 Fahrzeugen pro Tag, davon 15 Prozent Schwerlastverkehr, machte es notwendig, die Baumaßnahme in drei Bauabschnitte aufzuteilen.  Die Straßenbauarbeiten wurden fristgerecht vor Weihnachten abgeschlossen. Die Kosten der Straßenbaumaßnahme beliefen sich auf rund 1,6 Millionen Euro, die der Freistaat Bayern, die Autobahn GmbH des Bundes und der Gemeinde Knetzgau jeweils anteilig tragen.

    20 Verkehrsunfälle in den vergangenen fünf Jahren

    Im Jahr 2024 stand darauffolgend noch der Einbau der Lichtzeichenanlage an den drei Knotenpunkten an. Hier hatte es in der Vergangenheit immer wieder Unfälle gegeben, meistens beim Ein- oder Abbiegen. Jonas Meder, Verkehrssachbearbeiter bei der Polizeiinspektion Haßfurt, erläuterte die genauen Zahlen. Im gesamten Bereich der beiden Autobahnausfahrten und der Einmündung zum "Steinbruch" ereigneten sich in den vergangenen fünf Jahren, also von 2019 bis 2023, ingesamt 20 Verkehrsunfälle, 16 davon im direkten Bereich der Autobahn-Anschlussstelle. Bei sieben Unfällen gab es Personenschaden, drei Personen wurden schwer verletzt und sechs Personen leicht verletzt. Tödliche Verkehrsunfälle ereigneten sich nicht.

    Martin Kraus vom Staatlichen Bauamt Schweinfurt (links) und Bürgermeister Stefan Paulus (rechts) starteten gemeinsam mit einem Knopfdruck den Betrieb der neuen Ampelanlagen.
    Martin Kraus vom Staatlichen Bauamt Schweinfurt (links) und Bürgermeister Stefan Paulus (rechts) starteten gemeinsam mit einem Knopfdruck den Betrieb der neuen Ampelanlagen. Foto: Christian Licha

    Die drei Knotenpunkte sind als sogenannte Unfallhäufungsstelle im Unfallhäufungsprogramm des Landkreises Haßberge bereits seit dem Jahr 2003 regelmäßig mit aufgenommen, so Martin Kraus. Daraufhin habe die Unfallkommission entschieden, alle drei Einmündungen mit einer Lichtzeichenanlage nachzurüsten. Die Alternativlösung von drei Kreisverkehren wurden aufgrund der Problematiken, wie Wirtschaftlichkeit, konfliktreiche Radwegführung und enger Abstand zueinander verworfen.

    390.000 Euro für die drei Ampelanlagen

    Der Kostenaufwand für die Lichtzeichenanlage ist wesentlich geringer und die Verkehrssicherheit werde bei beiden Lösungen für den Kraftverkehr gleichermaßen erhöht, so die Meinung der Unfallkommission. Manfred Rott, der beim Staatlichen Bauamt Schweinfurt für die Landkreise Haßberge und Rhön-Grabfeld sowie die Stadt Schweinfurt zuständig ist, nannte als Beispielzahl die Kosten für die in seinem Gebiet zuletzt fertiggestellten Kreisverkehre. Danach beliefen sich die Kosten für einen einzelnen Kreisverkehr auf etwa 700.000 Euro. Im Fall Knetzgau wären das für drei kreisverkehre mindestens 2,1 Millionen Euro gewesen. Im Vergleich dazu: Die Kosten für alle drei neuen Ampelanlagen zusammen belaufen sich auf rund 390.000 Euro. 

    Anfangs stand Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus dem Projekt skeptisch gegenüber, wie er selbste erklärte. Mittlerweile hat sich sein Stimmungsbild aber zum positiven gewandelt. Der Aspekt der Verkehrssicherheit ist ein wichtiges Kriterium für das Ortsoberhaupt. In Bezug auf Kritik aus der Bevölkerung zu den drei Ampeln, sagte Paulus: "Man sollte nicht immer gleich alles negativ beurteilen, sondern den Fachleuten vertrauen".

    Nicht zuletzt ist der Bereich rund um die Autobahn nun auch für Fußgänger und Fahrradfahrer ein Stück sicherer geworden. Die Überquerungen der Einmündungsbereiche an der südlichen Auffahrt zur A70 und am Betriebsgelände der Autobahn GmbH sind nun mit Fußgängerampeln ausgestattet. Während die Ampel bei der Autobahnmeister automatisch auf grün schaltet, müssen die Faußgänger und Fahrradfahrer die freie Fahrt per Knopfdruck anfordern.

    Eine sogenannte "atmende grüne Welle" soll den Verkehr auf der Staatsstraße flüssig halten und unnötiges Anhalten vermeiden.
    Eine sogenannte "atmende grüne Welle" soll den Verkehr auf der Staatsstraße flüssig halten und unnötiges Anhalten vermeiden. Foto: Christian Licha

    Warum hat sich aber die Inbetriebnahme der Ampeln bis jetzt rausgezögert? Der ursprüngliche Starttermin war schließlich für Ende März diesen Jahres angedacht. Nils Hauser von der Firma Stührenberg GmbH, einem der größten Anbieter für Verkehrstechnik in Deutschland, erklärte, dass die Programmierung eine durchaus hohe Anforderung war und deshalb mehr Zeit in Anspruch genommen hat.

    Intelligentes System verhindert Rückstau auf Autobahn

    Der Programmierung stand die Planung zuvor, die Wolfgang Zuber, Inhaber des IVT Ingenieurbüros für Verkehrstechnik aus Boxberg in Baden-Württemberg übernommen hatte. Der Ingenieur erklärte, dass es sich um eine "atmende grüne Welle" handelt, die den Verkehr flüssig halten soll. Im Optimalfall heisst das, dass dem Verkehr auf der Staatsstraße drei Mal hintereinander Grün gewährt wird, ohne dass ein Fahrzeug anhalten muss. Induktionsschleifen auf allen Zufahrten zu den Ampeln erkennen genau das Verkehrsaufkommen und können so entsprechend ihre Befehle an die Ampelsteuerung aussenden.

    Die Umlaufzeiten wurden von sonst üblichen 90 Sekunden auf 60 Sekunden verkürzt, so dass es ein zügiges Vorankommen geben soll. Um Rückstaus bis auf die Autobahn zu vermeiden, sind die Zufahrten mit sogenannten "Stauschleifen" ausgestattet. Wenn es hier zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen kommt, wird automatisch eine bis zu 30 Sekunden längere Grünphase angezeigt.

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