Aus Alsleben, einem Ortsteil des Marktes Trappstadt im Landkreis Rhön-Grabfeld, stammt unser erstes Sagen-Beispiel aus der Sammlung des Hofheimers Max Breitwieser, von denen die Grafik-Designerin Clarissa van Amseln (Bamberg) 54 Geschichten in einem Buch zusammengefasst und illustriert hat. Und die Sage geht so:
Alsleben steht zu Weihnachten unter besonderem Schutz des Allerhöchsten. Das zeigte sich im Dreißigjährigen Kriege, in dem es wie durch ein Wunder von allen Drangsalen verschont geblieben war.
In der Dämmerung während des Heiligen Abends im großen Krieg bahnte sich durch den tiefen Schnee ein Häuflein Schwedenkrieger den Weg zum Dorfe. Man war frohen Mutes und hoffte, hier warmes Quartier und nahrhaften Imbiss zu erhalten. Was man nicht freiwillig bekommen würde, wüsste man sich schon zu holen.
Ein Kind, das von einem seltsamen Leuchten umgeben ist
Da näherte sich unvermutet vom nahen Walde ein Kind, dessen Gestalt ein seltsames Leuchten umgab. Die Soldaten, sonst recht furchtlos, schreckten zurück. Als sie von dem Kinde nun noch gefragt wurden: "Wo wollt ihr hin?", konnte ihr Anführer nur ängstlich stammeln: "Ins Dorf, wo wir für die Nacht unterkommen wollen. Auch brauchen wir dringend etwas zu Essen."
Beschwörend reckte das Kind seine Hände zum Himmel und befahl: "Kehrt eilends um, denn hier ist Alsleben zu Ende!" Das fuhr den rauen Kriegern durch Mark und Bein; denn sie hatten wahrhaftig verstanden: "Hier ist alles Leben zu Ende." So schnell sie konnten, trabten sie durch den Schnee nach Königshofen. Dort verbreitete sich die Nachricht von dem Kinde schnell unter den Leuten.
Hirsche mit Weihnachtskerzen zwischen den Geweihen
Nun geschah es aber an einem der nächsten Weihnachten noch einmal, dass ein schwedischer Haufen dem Dorf zu marschierte. Ob sie von der Begebenheit mit dem Kinde erfahren hatten? Man weiß es nicht, aber falls doch, hatten sie sich sicher vorgenommen, sich gewiss nicht wieder von einer solch dubiosen Erscheinung abhalten lassen zu wollen. Es sollte ihnen auch kein Kind auf ihrem Weg begegnen.
Jedoch, kurz bevor sie Alsleben erreichten, tauchte vor ihnen zwischen den Bäumen ein Rudel Hirsche auf, zwischen deren Geweihen Weihnachtskerzen leuchteten.
So etwas hatte man seinen Lebtag noch nicht gesehen. Verblüfft und nach einem Moment des Staunens, erinnerten sich die Männer daran, dass sie sich vorgenommen hatten, sich durch nichts vom Wege abbringen zu lassen!
Doch als die Soldaten mit ihren Vorderladern auf die Tiere anlegten, schlug ihnen eine unsichtbare Hand die Gewehre hoch; die Einschüsse entdeckte man später im Turmknopf der Dorfkirche. Die Schweden aber nahmen eiligst Reißaus.
So wurde Alsleben zweimal vor schwedischem Überfall, vor Not und Krieg bewahrt.
Die hier zu lesende Sage stammt aus dem Buch "Der Sagenschatz des Landkreises Haßberge" von Clarissa van Amseln und ist bei "BoD -Books on Demand", im Online-Buchhandel und über den lokalen Buchhandel erhältlich. Das Buch umfasst 146 Seiten mit 66 ganzseitigen farbigen Illustrationen. Der Preis für die gebundene Ausgabe beträgt 39 Euro, das E-Book kostet 14,99 Euro. ISBN-13: 9783759714121.