Seit fünf Jahren engagieren sich die Bürger von Oberschwappach für die Innensanierung ihrer Pfarrkirche St. Barbara. Für sie hat die Restauration des Gotteshauses aus dem Jahr 1721 längst begonnen, auch wenn in Chor oder Langhaus noch keine Maler oder Bodenleger tätig sind.
Doch wohl schon im Frühjahr hat die Baukommission der Diözese Würzburg die Sanierung auf Eis gelegt, wovon die meisten Oberschwappacher lange Zeit nicht die geringste Ahnung hatten. So fühlen sich die Gläubigen gleich doppelt vor den Kopf gestoßen: Durch den Baustopp und die Art, mit der die kirchliche Obrigkeit in dieser Angelegenheit mit ihnen umgeht.
Seit 1. August ist ein Bau-Moratorium in Kraft
Im zivilen Leben müsste wohl ein Gericht feststellen, ob die Sanierung bereits läuft und die Diözese folglich die zugesagten Zuschüsse bezahlen muss. Aber hier geht es um viel mehr, nämlich um Glauben, Vertrauen und das Verhältnis des Bistums zu seinen Ortskirchen und deren ehrenamtlich Engagierten. Tatsache ist, dass im Bistum zum 1. August 2019 angesichts zurückgehender Kirchensteuereinnahmen ein dreijähriges Bau-Moratorium in Kraft getreten ist. Fakt ist aber auch, dass diese Karenzphase nicht auf Maßnahmen zutrifft, die bereits angelaufen sind, wie die Diözese selbst bekräftigt.

"Also kann das Moratorium gar nicht für uns gelten", meint neben vielen Katholiken im Dorf Gemeinderat und Organist Udo Vogt. Er verweist vor allem auf einen Ortstermin im Oktober 2018, an dem er als Vertreter der politischen Gemeinde teilgenommen hat.
Protokoll vermerkt Zuschüsse für 2019 und 2020
Bei dieser Gelegenheit habe der damalige Baureferent der Diözese der Versammlung Mut gemacht und vorausgesagt, im Januar 2019 würden die Ausschreibungen raus gehen, nach Ostern könnten die Oberschwappacher ihre Kirche ausräumen und Weihnachten wieder in St. Barbara feiern, erinnert sich Vogt.

Dokumentiert ist die Erklärung des Baureferenten im Gespräch, "dass seitens der Finanzkammer für das Jahr 2019 200 000 Euro und für das Jahr 2020 nochmals 200 000 Euro an Förderung eingestellt sind". Dies geht aus dem Protokoll hervor, das das Planungsbüro nach dem Treffen angefertigt hat.
Die Barbara-Kirche läuft nicht Gefahr, in den nächsten Jahren in Gänze oder in Teilen einzustürzen. "Aber es ist halt so, dass hier seit 40 Jahren nichts mehr geschehen ist", erklärt Udo Vogt. Die Heizung ist marode, nach einem Rohrbruch klafft im Altarraum ein großes Loch. Risse müssen beseitigt, alte Leitungen ersetzt, Bodenplatten erneuert, die Anstriche aufgefrischt werden.
Alles in allem geht das Bistum von Sanierungskosten von rund 830 000 Euro aus, steht in einem Schreiben der Finanzkammer an die Gemeinde vom März 2016. Schon da heißt es: Zuschuss Diözese Würzburg: 580 000 Euro. Auch eine Eigenleistung der Pfarrgemeinde von 30 000 Euro ist aufgelistet.
Dorfgemeinschaft ist mit 70 000 Euro in Vorleistung gegangen
Das wäre für die Dorfgemeinschaft auch kein Problem. Doch mittlerweile sind die Oberschwappacher mit über 70 000 Euro in Vorleistung gegangen. Sie haben Sorge, auf dem Geld sitzenzubleiben. Von der Summe haben sie vor allem die Planungen bezahlt. Und die neue Orgel. Die kann erst eingebaut werden, wenn im Zuge der Sanierung die in der Nachkriegszeit errichtete obere Balustrade verschwindet.

Die historisch wertvolle Nachfolgerin steht noch beim Orgelbauer und hat inzwischen Lagergebühren von 3000 Euro verursacht. "Für uns hat mit dem Kauf der Orgel die Renovierung begonnen", erklärt Udo Vogt. Denn es sei die Diözese gewesen, die die Orgel vermittelt habe, im Wissen, dass der Kauf nur im Zusammenhang mit der Sanierung Sinn macht.
Richtig frustrierend aber ist es für Udo Vogt und seine Mitstreiter, dass es offenbar niemand beim Bistum für nötig empfunden hat, mit den Oberschwappachern zu sprechen. Vom Sanierungsstopp hätten sie von ihrem Architekten erfahren, der vom Auftrag zurückgetreten sei. Bis heute hat es angeblich keinerlei schriftliche Erklärung an die Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinde gegeben.
Bürgermeister: Enttäuschend, wie Ehrenamtliche behandelt werden
Das würde zum Bild passen von Knetzgaus Bürgermeister passen. Bereits im Oktober hatte Paulus Generalvikar Thomas Keßler mit Bitte um Unterstützung angeschrieben – und erst Wochen später die "nichtssagende Antwort" eines Mitarbeiters der Finanzkammer erhalten. "Da stand nichts drin, was wir nicht schon wussten." Paulus hat sich erneut an den Generalvikar gewandt in der Hoffnung auf eine persönliche Reaktion.

"Es ist schon sehr enttäuschend, wie das Bistum seine Ehrenamtlichen behandelt", urteilt der Bürgermeister. Da fühlten sich ausgerechnet jene im Stich gelassen, die die Kirche am Ort lebendig hielten. Dass das Bistum die diözesanen Zuschüsse vor Auszahlung erst komplett ansparen will, hält Paulus für absurd angesichts des Vermögens der Kirche.

Generalvikar Keßler äußerte sich am Montagabend auf Anfrage dieser Redaktion zur Situation in Oberschwappach. Ihm sei bewusst, dass die Entscheidung die Menschen dort hart trifft. Er bat aber um Verständnis dafür, dass das Bistum das Moratorium für St. Barbara aus Fairnessgründen gegenüber anderen Kirchengemeinden abwarten müsse.
Generalvikar: Es gilt, diese Zeit auszuhalten
"Es gilt, diese Zeit auszuhalten", sagte Keßler, und schob in Richtung Oberschwappach nach: Die jetzige Entscheidung heiße ja nicht, dass die Renovierung "nicht gemacht wird". Trotzdem: Für die 300-Jahr-Feier des einst so schmucken Barock-Kirchleins im Jahr 2021 wird es in jedem Fall zu spät. In Oberschwappach fordert man deshalb, dass das Bistum jetzt handelt.
Lesen Sie auch den Kommentar: Die Kirche hat vor allem ein Kommunikationsproblem