Die Geschichte von Kaiserin Elisabeth von Österreich, besser bekannt als Sisi, fasziniert die Menschen bis heute. An Weihnachten laufen regelmäßig die "Sissi"-Filme mit Romy Schneider über die Bildschirme. Kürzlich erst legte RTL+ die Geschichte der Monarchin in einer Serie neu auf, nun folgte Ende September eine Eigenproduktion des Streaming-Anbieters Netflix: "Die Kaiserin" widmet sich in sechs Episoden dem Leben der jungen Sisi. Im Mittelpunkt: ihre Liebe zu Kaiser Franz Joseph I. und ihre Anfänge am Hof der Habsburger in Schloss Schönbrunn.
Neben Ausstattung und Kostümen spielen bei der Verfilmung historischer Stoffe die Drehorte eine zentrale Rolle. Dabei sind in den Produktionen meist aber keineswegs die Originalschauplätze zu sehen. Als das Schönbrunn von "Die Kaiserin" wurde Schloss Weissenstein im oberfränkischen Pommersfelden ausgewählt. Und auch zwei Schlösser aus dem Landkreis Haßberge sind in der Sisi-Neuverfilmung zu sehen.
Schloss Friesenhausen wird zu Sisis Elternhaus Schloss Possenhofen
Wer genau aufpasst, entdeckt das erste unterfränkische Schloss gleich zu Beginn der ersten Folge: "Die Kaiserin" startet mit einer Szene von Sisis Hochzeit und springt dann in den Sommer davor zurück. Der Blick fällt auf ein steinernes Gebäude, von Bäumen umgeben, in der Morgendämmerung: Schloss Friesenhausen. In der Serie ist es das Elternhaus Elisabeths, Schloss Possenhofen am Starnberger See.

Von außen und auch von innen diente das Barockschloss im Aidhausener Ortsteil als "Motiv Possenhofen", wie Netflix mitteilt. An vier Tagen sei dort gedreht worden - mit Devrim Lingnau als Elisabeth, Jördis Triebel als ihre Mutter, Elisa Schlott als Elisabeths Schwester Helene und Andreas Döhler als Vater Max.
Dreharbeiten zu Netflixs "Die Kaiserin" im eigenen Schloss miterlebt
Schlossherr Johann-Friedrich von Eichborn, seine Frau Gudula und ihre Tochter, Melanie Freifrau Truchseß von Wetzhausen, samt Familie erlebten die Dreharbeiten – und auch die aufwendigen Vorbereitungen dazu – aus nächster Nähe: im eigenen Zuhause. "Wir konnten im Grunde über Wochen unsere Wohnung nicht wirklich benutzen", sagt von Eichborn lachend. Er und seine Frau hätten sich in zwei, drei Räume zurückgezogen. Badezimmer und Küche seien "zum Glück" weiterhin zugänglich gewesen.

Gedreht wurde unter anderem im Sommerwohnzimmer der Familie und in der Bibliothek, wo er sonst immer seinen Mittagsschlaf halte, erzählt der Schlossherr. Vor Beginn der Dreharbeiten habe das Produktionsteam teilweise Möbel und auch Teppiche weggeräumt. "Es hieß zum Beispiel, dass da kein Rot sein darf." Dabei, ergänzt seine Frau, "haben wir fast nur Teppiche mit Rot". Die insgesamt bläulich-kühl gehaltene Szenerie habe ausdrücken sollen, dass in Sisis Zuhause keine Liebe ist, erklärt Tochter Melanie.
"Wir haben aus dem Fenster zugeguckt, wenn draußen gedreht wurde."
Johann-Friedrich von Eichborn, Schlossherr in Friesenhausen
Das Produktionsteam habe sich bei den Drehvorbereitungen sehr viel Mühe gegeben und Rücksicht genommen, sagt von Eichborn: "Die haben das wirklich ganz rührend gemacht." Auch eine finanzielle Entschädigung erhielten die Schlossbesitzer. Während der Dreharbeiten im Inneren seien er und seine Frau dann für zwei Tage weggefahren. Ansonsten war die Familie Zaungast: "Wir haben aus dem Fenster zugeguckt, wenn draußen gedreht wurde."
So beobachteten sie etwa, wie Sisi "im Schweinsgalopp" über das Schlossgelände und eine Brücke reitet. Die sei für den Dreh eigens ertüchtigt worden, berichtet von Eichborn. Szenen seien oft wiederholt worden, und nicht jede Szene tauche jetzt in der fertigen Produktion auf. Beinahe wären auch er und seine Frau auf einer Aufnahme gelandet: "Könnten denn bitte die echten Eigentümer oben vom Fenster weggehen", habe es von unten geheißen.
Der Netflix-Dreh in Schloss Friesenhausen: "Eine Sensation."
"Es war schon eine Sensation", sagt von Eichborn rückblickend über den Dreh 2021 in Friesenhausen. Das Schloss sei erst einmal Anfang der 2000er in einem Film über Schlösser im Landkreis Haßberge zu sehen gewesen und 2017 in "Paradies", einem Schwarz-Weiß-Drama eines russischen Regisseurs. "Das war nun etwas völlig anderes." Auch im Ort sei die Netflix-Produktion nicht unbemerkt geblieben: "Das ganze Dorf hat mitzugeguckt."
Und die fertigen Episoden? Er sei kein großer Serienfan, sagt der 81-Jährige mit einem Augenzwinkern: "Es blieb uns ja nichts anderes übrig, deswegen haben wir für Netflix eine Ausnahme gemacht." Die Serie sei anspruchsvoll, die Ausstattung überwältigend. An der Handlung habe er seine Zweifel, die sei zum Teil sicher frei erfunden. Das eigene Zuhause im Film? "Wir haben es eigentlich ehrlich gesagt kaum erkannt, weil die Räume so verändert waren."
Schloss Eyrichshof wird zum Jagdschloss
Während Schloss Friesenhausen in der Netflix-Serie gleich zu Beginn zu sehen ist, muss man auf den zweiten Vertreter aus dem Landkreis Haßberge – Schloss Eyrichshof bei Ebern – etwas länger warten. In Folge 4 stellt es das Äußere eines Jagdschlosses dar, zu dem sich das Kaiserpaar begibt, um in ungezwungener Atmosphäre mit dem Sohn des russischen Zaren zu sprechen.

Zwei Tage wurde laut Netflix in Eyrichshof gedreht. Anders als in Friesenhausen waren hier bei den Dreharbeiten neben Hauptdarstellerin Devrim Lingnau auch Hauptdarsteller Philip Froissant als Franz sowie Melika Foroutan als Franz' Mutter Sophie und Johannes Nussbaum als Bruder Maximilian dabei.
Teamabend mit Konzert: Besondere Erlebnisse beim Netflix-Dreh auf Schloss Eyrichshof
Schlossherr Hermann Freiherr von Rotenhan verfolgte die Dreharbeiten vor Ort. Als Hausherr sei es ihm wichtig gewesen, präsent zu sein, um bei Fragen oder falls kleine Probleme auftauchen helfen zu können: "Es waren interessante Tage und es hat Spaß gemacht und war spannend, hinter die Kulissen zu schauen." Beeindruckend habe er vor allem den Dreh einer Nachtszene gefunden, in der der russische Zarensohn in einer Kutsche vor dem Schloss eintrifft.

"Es gab auch einen Teamabend", erzählt von Rotenhan. Das Filmteam habe gemeinsam gegrillt – und es sei zu einem besonderen Konzert auf Eyrichshof gekommen. Vladimir Korneev, Darsteller des Zarensohns Alexander, habe am Klavier im Schloss französische Chansons sowie bulgarische und russische Lieder zum Besten gegeben. "Wir saßen auf dem Boden ringsum das Klavier", erzählt von Rotenhan. Das seien Eindrücke, die bleiben.

Auch er hat sich die fertige Produktion angesehen: "Eine auf modern gemachte Sisi, die wenig mit dem historischen Bezug zu tun hat", sagt der Schlossherr. Aber der Erfolg der Serie zeige, dass Netflixs "Die Kaiserin" gut ankomme und offensichtlich den Geschmack des Publikums treffe.