Wenn am 1. Dezember die Kinder im Landkreis Kitzingen zuhause das erste Türchen an ihrem Adventskalendern öffnen, dann ist klar: In 24 Tagen ist Heiligabend. In Gaibach können Familien mit ihren Sprösslingen nun einen "Adventskalender to go" erleben. Täglich öffnet sich bis Weihnachten eines von 24 Fenstern in den Häusern. Nach Einbruch der Dunkelheit werden die beleuchteten "Türchen" zum Blickfang für die Betrachter, die einen kleinen Abendspaziergang durch den Ort unternehmen.
Die Idee für die lebendige Aktion unter freiem Himmel stammt aus dem örtlichen Kindergarten. "Vom 1. bis 24. Dezember soll jeden Tag ein neues Fenster im Dorf beleuchtet werden, so dass an Heiligabend 24 Fenster unseres Adventskalenders im ganzen Dorf leuchten", erklärt Petra Friesl. Die Leiterin der Kindertagesstätte "Haus für Kinder" bekam für ihre Aktion spontan Unterstützung von den Eltern sowie ihren beiden Kolleginnen Gudrun Hirt und Sabine Trüdinger.
Vorfreude auf Weihnachten
Die Adventsfenster sollen jeweils mit der Tageszahl, weihnachtlichen Motiven und einer Lichterkette oder einem Lichtbogen geschmückt und ab dem jeweiligen Datum beleuchtet sein. "Familien können sich jetzt in der dunklen und eingeschränkten Zeit an den Lichtern und den geschmückten Fenstern erfreuen", lautet die Intention. Gerade während der Corona-Pandemie könnten die Menschen mit Abstand im Kreis durch das Dorf laufen und das jeweilige Fenster begutachten.
Friesls Idee fiel auf fruchtbaren Boden. Zunächst galt es, Einheimische zu finden, die sich bereit erklärten, ein Fenster zu gestalten – bei 17 Kindern im Kindergarten und 24 benötigten Fenstern keine einfache Angelegenheit. Letztlich war die Mitmachsuche erfolgreich. Viele Eltern und Großeltern sind mit an Bord des Weihnachtsprojekts. Auch Mütter, deren Nachwuchs erst in ein bis zwei Jahren in die Einrichtung kommen wird, unterstützen die Aktion. "Das ist doch eine coole Sache", schwärmt Julia Schubert. Die zukünftige Kindergartenmutter freut sich darüber, dass sie mitmachen kann. In zwei Jahren kommt ihr Sohn in die altersgemischte Gruppe und schon jetzt packt sie freiwillig mit an.

Das hat seinen Grund: "Ich bin früher selbst hier gerne in den Kindergarten gegangen – und das bei Petra Friesl." Julia Schubert hat sich wie die anderen Familien eine Zahl für das Fenster ausgesucht. Auf Wunsch gab es Papier und Bastelideen aus dem Kindergarten dazu. "So kann jede Familie ein Fenster ganz nach Belieben gestalten und beleuchten", erläutert Friesl das Prozedere. Im Kindergarten begleitet die Geschichte um den kleinen Bär Mischa das Geschehen. Der putzige Zeitgenosse reist durch die Welt, trifft verschiedene Tiere und sammelt täglich Weihnachtswünsche für das Christkind, die in einem bebilderten Büchlein festgehalten sind.
Auch syrische Familien machen mit
Die Kindergartenleiterin empfiehlt den Teilnehmern der Aktion, das Fenster mit einem jeweiligen Tier der Mischa-Geschichte zu dekorieren. So habe man einen Bezug zwischen den Fenstern im Dorf und dem internen Kindergarten-Adventskalender. Was Friesl besonders freut: Die beiden syrischen Familien in Gaibach machen auch bei der Aktion mit und gestalten in ihren Wohnungen je ein Fenster. "So werden sie in unser Brauchtum integriert."
Franziska Matzat, die Vorsitzende des Elternbeirats und ihr Team sind begeistert von der Idee. Sie sagten Friesl und Beiratsmitglied Sabine Grün, die die Laufzettel für den Kalendermarsch fertigte, volle Unterstützung zu. Für Matzat hat der "Adventskalender to go" eine wichtige Funktion. "Dem weihnachtlichen Moment begegnen und der Einsamkeit entgegenwirken, gerade während Corona", sagt sie. Die Beiratsvorsitzende, die selbst zwei Kinder in der Tagesstätte hat, weist darauf hin, wegen der Pandemie größere Ansammlungen vor den Fenstern zu vermeiden.
Matzat selbst hat sich das Fenster mit der Nummer 11 ausgesucht und schmückt es gemeinsam mit dem Internat des Franken-Landschulheims Schloss Gaibach. Für Gaibachs Familien heißt es jetzt also: warm anziehen, sobald es dunkel wird, und bei einem Spaziergang das "Adventsfenster to go" im Dorf suchen.